Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. Oktober 2020, Teil 1
Redaktion
München (Weltexpresso) - Cornelia Funke ist die wohl herausragendste deutsche Kinder- und Jugendbuchautorin. Sie hatte in Deutschland bereits Erfolge gefeiert mit den „Die wilde Hühner“- und „Die Gespensterjäger“-Reihen oder Büchern wie „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ oder „Hände weg von Mississippi“, als sie 1997 DRACHENREITER veröffentlichte, eine deutlich überarbeitete Variation ihres Debütromans „Die große Drachensuche“.
Rasch entwickelte sich das Fantasy-Abenteuer zum Bestseller auch über die deutschen Grenzen hinaus mit bis dato über drei Millionen verkauften Exemplaren. Seither zählt Funke zu den international erfolgreichsten und renommiertesten deutschen Schriftstellerinnen und erreicht mit ihren fantastischen, spannenden Geschichten stets ein Millionenpublikum. Von ihren zahlreichen Bestsellern fanden bereits einige auf die große Leinwand, darunter „Tintenherz“, „Herr der Diebe“, „Die wilden Hühner“ oder „Gespensterjäger“. Mittlerweile umfasst Funkes Oeuvre über 60 Bücher. 2005 zählte das TIME Magazin die Schriftstellerin zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt.
Ein Merkmal ihrer Erzählungen ist, dass sie realistische Geschichten in einer realen Welt mit fantastischen Elementen und Parallelwelten durchmischt. So auch bei DRACHENREITER, der unverändert zu ihren bekanntesten Romanen zählt: Das Buch kletterte 2004 in der englischen Übersetzung („Dragon Rider“) sensationell auf Platz eins der „New York Times“-Bestsellerliste. Die Rechte an der Geschichte eines außergewöhnlichen Trios, das aus einem Drachen, einem Waisenjungen und einem Koboldmädchen besteht und das sich bei seiner Suche nach dem „Saum des Himmels“, einem paradiesischen Ort für Drachen, auf ein episches Abenteuer einlässt, konnten sich Martin Moszkowicz, Vorstandsvorsitzender der Constantin Film AG, und Oliver Berben, Vorstand TV, Entertainment und digitale Medien sowie verantwortlich für den Bereich Produktion des Münchner Medienunternehmens, sichern. „Beide hatten sich vor etwa sechs Jahren mit Cornelia Funke getroffen und ihr gesagt, dass dieser Stoff ganz fantastisch zur Constantin passen würde“, erinnert sich Constantin-Produzent Christoph Müller. „Es war ihnen ein großes Anliegen. Die Constantin sucht und verfilmt von jeher qualitativ hochwertige Geschichten und legt dabei ein Augenmerk auf vorhandene Brands, die sich bereits beweisen und etablieren können. Das können Theaterstücke sein, Musicals oder eben Romane.“
Als der Kontakt zu Cornelia Funke aufgenommen wurde, hatten Moszkowicz und Berben bereits den jungen Filmemacher Tomer Eshed im Hinterkopf, der ihnen 2011 mit dem witzigen Animationskurzfilm „Flamingo Pride“ im Rahmen des Nachwuchsförderprogramms First Steps aufgefallen war. „Lustiger Weise hatte ich den Kurzfilm damals auch für mich entdeckt - Tomers Arbeit hat mich sehr beeindruckt und ich wollte seither unbedingt mit ihm zusammenarbeiten“, so Müller, der nach Jahren als erfolgreicher freier Produzent 2017 zur Constantin stieß und seither als Geschäftsführer und Produzent den Bereich Kino verantwortet. Die Arbeit an der Verfilmung habe begonnen, nachdem die Verfilmungsrechte unter Dach und Fach waren, „wobei ich unmittelbar nach meinem Wechsel zur Constantin das Produzentenruder mit übernommen habe“, erklärt Müller. „Es hat großen Spaß gemacht, es war eine spannende Arbeit und ich habe unfassbar viel gelernt.“
Take me to the sky: Ein Roadmovie der etwas anderen Art
„DRACHENREITER schildert die abenteuerliche Reise von drei sehr unterschiedlichen Charakteren. Es ist eigentlich ein ‚Sky-Roadmovie‘, wenn man so will“, charakterisiert Christoph Müller den Stoff. Da ist zunächst der junge Silberdrache Lung, der mutig seinen Stamm verlässt, nachdem sein Rückzugsort von den Menschen bedroht wird, um als letzte Rettung den sagenumwobenen „Saum des Himmels“ zu finden, ein Ort, an dem sich Drachen frei bewegen und durch die Lüfte fliegen können. Dann gibt es das forsche Koboldmädchen Schwefelfell, das eine ungewöhnliche Freundschaft zu Lung pflegt und ihm bei der Suche nach dem „Saum des Himmels“ behilflich ist. Dritter im Bunde ist der Straßenjunge Ben, der keine Eltern mehr hat, sich durchs Leben klaut und sich vor Lung und Schwefelfell als Drachenreiter ausgibt, was ihn in den Augen von Lung als idealen Begleiter auf der gefährlichen Reise prädestiniert. Auch wenn Schwefelfell ganz und gar nicht einverstanden ist, den Menschenjungen mitzunehmen, weil sie misstrauisch ist und in ihren Augen alle Menschen eine Gefahr darstellen, begibt sich das Trio auf eine große Abenteuerreise in Richtung „Saum des Himmels“ - mit Nesselbrand als bösem Drachen-Terminator auf ihren Fersen. „Abenteuerreisen sind immer etwas Schönes für Kinder. Man wird mitgenommen an ungewöhnliche Orte, darf neue Erlebnisse und Erfahrungen machen und hat am Ende im besten Fall ein Happy End. Das sind ideale Family-Entertainment-Vehikel“, erklärt Christoph Müller.
Um die Produktion auf die Beine stellen zu können, galt es, die verschiedensten Experten in Sachen Computeranimation an Bord zu holen. „Die Herausforderung ist, dass man von den Helden der Geschichte zunächst einmal Character-Designs erstellen muss. Man stellt sich ganz am Anfang die Frage, wie die Character aussehen sollen, wie sie gestaltet und zum Leben erweckt werden sollen“, erklärt Christoph Müller. „Das Tolle am Animationsfilm ist, dass es wirklich alles von Grund auf zu erschaffen gilt. Es ist erst einmal nichts da. Wir mussten ganze Welten erschaffen, Geräusche, Musik produzieren... Es gab nichts, worauf wir hätten zurückgreifen können“, erläutert der Produzent weiter. Es ist ein Prozess, den Müller als „sehr fantasievolles Unterfangen“, als ein „großes, kreatives Entstehen“ beschreibt.
Wie schon bei seinen Kurzfilmen basierte die Gestaltung der meisten Figuren auf Tomer Esheds Zeichnungen, die von einem Team von Charakter-Designern umgesetzt wurden. Neben der Zusammenarbeit mit Tomer Esheds Animations- und VFX-Studio Lumatic in Berlin kamen die in Belgien ansässige Cyborn BV von Ives Agemans und die deutsche Rise Pictures von Sven Pannicke und Ulrich Schwarz als Koproduzenten mit an Bord. Zudem wurde auch die Unterstützung der in Madrid ansässigen Kreativschmiede Able&Baker angefordert, die als Dienstleister gesamt für etwa 30 Minuten Animation verantwortlich zeichneten, sowie des Münchner VFX-Studios BigHugFX. Ein entscheidender Baustein bei der Produktion von DRACHENREITER war es, die Zusammenarbeit der einzelnen Partner zu synchronisieren. „Es sind so viele Prozesse in der Herstellung zu koordinieren, vom Character Design über Setdesign, Modelling, Rigging, Animation, Rendering bis hin zur Beleuchtung. Ohne eine perfekt durchgetaktete Koordination läuft alles aus dem Ruder. Man jongliert mit vielen verschiedenen Firmen, vielen verschiedenen Menschen, die auf einer Wellenlänge mit dem Regisseur und dem Produzent sein müssen. Es ist ein mühsames Unterfangen, das einer großen Konzentration und Synchronisation bedarf“, fasst Müller zusammen.
Foto:
© Verleih
Info:
Drachenreiter (Deutschland, Belgien 2020)
Regie: Tomer Eshed
Drehbuch: John R. Smith nach dem gleichnamigen Buch von Cornelia Funke
Englische Sprecher: Felicity Jones, Thomas Brodie-Sangster, Freddie Highmore, Patrick Stewart u.a.
Deutsche Sprecher: Julien Bam, Dagi Bee, Mike Singer, Rick Kavanian, Axel Stein, Kaya Yanar u.a.
Verleih: Constantin Film Verleih