felix bloch erben agenturHessischer Film- und Kinopreis rückt Lage und Zukunft der Branche in den Fokus und muß digital verliehen werden, Teil 2/3

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main /Weltexpresso) - Sie können einem leid tun, die Frauen und Männer, die schon alles vorbereitet hatten. Zum zweiten Mal verhagelte Corona ihnen das Konzept. Die Frauen und Männer sind bei der Agentur Barbarella beschäftigt und im Ministerium für Wissenschaft und Kunst tätig. Erst war wie immer die Alte Oper als  Austragungsort vorgesehen, aber daß unter Corona kein großes Fest möglich ist, war schnell klar. Also ein kleines, eine Preisverleihung in der Naxoshalle, die Abstände möglich macht und gleichzeitig Atmosphäre hat. Und auch das ging nicht. Jetzt sitze ich und schaue die Preisverleihung im hr.


Die Preisträgerinnen und Preisträger des 31. Hessischen Film- und Kinopreises wurden nun also gestern, am Donnerstagabend in einer Sondersendung des hr-Fernsehens bekannt gegeben. „Ich gratuliere allen Gewinnerinnen und Gewinnern ganz herzlich“, erklärt Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst. „Unter den besonderen Bedingungen in diesem Jahr bringt der Filmpreis unseren Dank zum Ausdruck für alle Künstlerinnen und Künstler und die vielen anderen Menschen in der Film- und Kinobranche, im Betrieb, in Technik, Organisation und Vermittlung, unseren Dank für ihr Engagement, ihre Kreativität und die Kraft, mit der sie die Herausforderungen der Corona-Pandemie angehen.“

„Die aktuellen Einschränkungen für das gemeinsame Erlebnis Film werfen ein ganz besonderes Schlaglicht auf seine Bedeutung für unsere Kultur und Gesellschaft“, so Staatssekretärin Asar weiter. „Wenn wir uns die vielen hervorragenden Leistungen dieses Filmjahrgangs anschauen, die ästhetisch wie thematisch mutigen Beiträge und das Potenzial auch und gerade der jungen Kreativen, die wir heute ausgezeichnet haben, können wir optimistisch in die Zukunft blicken. Mit dem Geld, mit dem wir sonst eine große Gala ausrichten, werden wir in diesem Jahr herausragende Gestalterinnen und Gestalter hinter der Kamera mit Kreativprämien ehren.“

Der oben in der Fernsehvorschau  - ach so, das muß man erklären, denn ich dachte, es geht schon los, es war aber nur die Vorschau der Sendung, die dann erst fünf Minuten später nach dem Wetter kam- schon angekündigte mit  7.500 Euro dotierte Newcomerpreis, über dessen Vergabe Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn entscheidet, ging an Brenda Lien, was ja schon von einer hr-Redakteurin vorgestellt wurde. „Sie ist in ihrem jungen Alter – sie ist Jahrgang 1995 – schon ein profilierter Teil der Kurzfilm-Szene in ganz Deutschland“, teilte Ministerin Dorn zur Begründung mit. „Sie hat schon viele wichtige Auszeichnungen bekommen – und das noch während ihres Studiums in ihrer Geburtsstadt Offenbach. Aktuell entsteht ihr Abschlussfilmprojekt an der Hochschule für Gestaltung. Wir dürfen darauf sehr gespannt sein. Brenda Lien setzt sich in ihren Filmen, aber auch in Debatten und Initiativen für die Sichtbarkeit von non-binären Protagonist*innen und ihren Geschichten ein. Sie steht für ein feministisches, innovatives und diverses Kino, vor und hinter der Kamera.“

Doch das Fernsehen hat seine eigenen Gesetze, denn irgendwie tauchte Brenda Lien immer wieder mal auf, aber dann wurde sie erst nach dem Preis für die Beste Schauspielerin  ausführlich vorgestellt. Das aber ging in die Vollen. Selten sieht man einen Film wie den, wo auf dem Bildschirm nur ein Penis mit Umgebung zu sehen ist, der erst oberhalb, auf den Schamhaaren mit einer weißen Substanz durch eine Frauenhand eingeschmiert wird, worauf dann eine honigähnliche Substanz gestrichen wird, die man zuvor in einem Gefäß gesehen hat, in dem ein Holzspachtel die Masse herumrührt, wo ganz kurz der Eindruck einer Vulva entsteht. Aha. 

Dann fragt die auch sonst diese Kultursendung KULTURZEIT moderierende Cécile Schortmann bei der jungen Frau nach. Das war wirklich gelungen, denn Brenda Lien sprach eindrucksvoll über die Probleme der Zukunft, auch ihrer Zukunft, weil sie keine Ahnung hat, ob sie nach dem Studienabschluß überhaupt zum Filmemachen kommt. Sie will und wird, das schon, aber ob es auch klappt? Das Preisgeld auf jeden Fall hilft angesichts von Corona schon mal auf jeden Fall. Genau. Noch einmal: Auf jeden Fall macht die 25jährige einen sehr wachen und reflektierenden Eindruck. Sie formt sich auch selbst und trägt ihre langen Haare wie weiß gefärbt. Starker Eindruck.

Zuvor wurde der Schauspielerinnenpreis vergeben. An diesen kann man gut darstellen, warum das Ganze FILM- UND FERNSEHPREIS heißt. Denn die meisten Preise gelten den Filmen, aber die Auszeichnungen für die Schauspieler haben die Fernsehfilme und Fernsehspiele zum Hintergrund. So bekam den Hessischen Fernsehpreis – Beste Schauspielerin: Steffi Kühnert in „Meine Nachbarn mit dem dicken Hund“, von der die Jury sagt: „Sie leuchtet. In jeder Szene. Sogar unter Wasser, mit Schwimmbrille und Nasenklammer. Sie leuchtet als graue Maus, die es allen recht machen möchte, in ihrer Trauer und Enttäuschung als verlassene Ehefrau, und in den Augenblicken, in denen sie sich zaghaft und fast verschmitzt auf Neues einlassen kann. Steffi Kühnerts Spiel ist so federleicht wie tief empfunden.“ Die Moderatorin frug in Berlin nach und erfuhr von Steffi Kühnert, daß die Wasseraufnahmen wirklich etwas Besonderes waren, was sie aber schon aus einem anderen Schwimmerfilm kannte. Mir fiel dabei auf, wie sehr man den Preisträgern ihre Freude ansieht, denn ihr Gesicht erscheint großflächig auf dem Bildschirm, während in der Alten Oper auf der Bühne der Abstand zum Publikum doch gewaltig ist und auch die großen Leinwände, die das Geschehen näher zeigen, nicht so nah sind wie ein Fernsehschirm. Daß man trotzdem lieber in der Alten Oper säße, hat mit der Atmosphäre zu tun, die eintritt, wenn sich viele Filmenthusiasten treffen. 
 
Für diesen Preis waren außerdem nominiert Vanessa Loibl in „Unsere wunderbaren Jahre“ und Lilith Häßle in „Ein Schritt zuviel“. Beide konnte man wie die Preisträgerin in Filmausschnitten sehen. Der Preis ist undotiert.

Jetzt spricht der Chef des hr,  Manfred Krupp, wie wichtig die beliebten Schauspieler fürs Geschäft, nämlich die Akzeptanz der Sendungen, der Filme sind. Und dann - das  sind immer die spannendsten Momente - werden in längeren Filmausschnitten die drei nominierten Schauspieler gezeigt. Die Frauen hatten wir ja schon Es gibt drei Filmausschnitte zu den drei Nominierten. Und dann wird es der dritte Vorgestellte, an den der Hessischer Fernsehpreis – Bester Schauspielergeht geht: Godehard Giese in „Unschuldig“.  Laut Jury „ein Schauspieler, der jeder auch noch so kleinen Rolle Kontur und Authentizität – und damit auch: Größe – verleihen kann. In dem Krimi ,Unschuldig‘ spielt er den Schwager des zu Unrecht Verurteilten. Godehard Giese gelingt das große Kunststück, diesen Uwe mit nur wenigen Andeutungen und sparsamen Ausbrüchen zum Verdächtigen werden zu lassen“. Nominiert waren auch David Schütter in „Unsere wunderbaren Jahre“ und Niki von Tempelhoff in „Ein Schritt zuviel“, was in Ausschnitten gezeigt wird. Auch dieser Preis ist undotiert. Giese wird zugeschaltet in rotem Licht. Er freut sich besonders über den Preis, weil es eine stille Rolle sei, die sonst nicht honoriert wird. Cécile Schortmann fragt nach der Rolle, die Giese beschreibt. Auf die Frage, was ihn reizt, da er ja sehr begehrt als Schauspieler ist, was man ihm anbieten muß, damit er mitmacht. Es sind die Rollen. Dann sprechen beide über die gegenwärtige Situation.

FORTSETZUNG FOLGT

Foto:
Steffi Kühnert
© felix-bloch-erben.de

Info:
Informationen zu allen Preisträgerinnen und Preisträgern sind im Anschluss an die Sendung „Hauptsache Kultur Spezial: Der Hessische Film- und Kinopreis 2020“, die heute von 22.30 Uhr an im hr-Fernsehen zu sehen war, auf der Website hessischerfilmpreis.de zu sehen und werden auch über Social Media ausgespielt.