Caroline Vignal
Paris (Weltexpresso) - Seit Ihrem letzten Spielfilm „The Other Girl“ ist viel Zeit vergangen. Warum hat es so lange gedauert bis zum neuen Film?
Stimmt, es sind genau zwanzig Jahre vergangen zwischen diesen beiden Filmen. Ich habe nie aufgehört zu schreiben, aber ich wollte nicht mehr Regie führen. Erst vor einigen Jahren fühlte ich mich bereit, wieder das Risiko auf dem Regiestuhl einzugehen. Alles begann 2010 mit meinem Besuch im Naturpark Cevennen, dessen Schönheit mich beeindruckte. Meine Tochter war damals sechs Jahre alt und wir unternahmen eine Wanderung mit einem Esel. Im nächsten Jahr unternahmen wir erneut eine Tour, diesmal hieß unser Esel Patrick - aus diesem komischen Namen entstand die Idee zu einer Komödie mit einem Esel als Hauptfigur.
Was genau hat Sie inspiriert?
Es ging nicht mehr nur darum, eine Geschichte zu erzählen, sondern der wunderschönen Landschaft kam gleichfalls ein besonderer Stellenwert zu. Ich wollte den Sommer filmen, diese Landschaften, die Natur und diesen Himmel. Meine Inspiration entstand durch die Reiseberichte von Robert Louis Stevenson, die zahlreiche Wanderer auf ihrer Tour begleiteten. Stevenson reiste damals mit einem Esel namens Modestine durch die Cevennen, um seinen Liebeskummer zu vergessen. Bevor ich mit dem Drehbuch begann, unternahm ich selbst die Wanderung auf dem berühmten “Robert-Louis-Stevenson-Weg” und schaffte die 220 Kilometer in zwölf Tagen. Wie Antoinette habe ich jeden Abend mit anderen Wanderern gegessen, die unwissentlich viele der Nebenfiguren inspiriert haben.
Was hat Sie zum Kino gebracht?
„Das Grüne Leuchten“ von Eric Rohmer hat meine Liebe zum Kino geweckt. Ich habe ihn als Sechzehnjährige gesehen, ohne überhaupt etwas von diesem Regisseur zu wissen. Das Poster hatte mich einfach neugierig gemacht und ich war begeistert von diesem Mädchen, das sich in den Sommerferien ihrer Einsamkeit stellen muss. Entsprechend glücklich war ich, dass ich mit Marie Rivière eine Schauspielerin aus „Das Grüne Leuchten“ für meinen Film verpflichten konnte. Sie spielt Claire, die gute Fee für Antoinette. Ich hatte großen Spaß beim Schreiben einer romantischen Komödie mit einem Esel.
Der Weg ist das Ziel. Welches Verhältnis haben Sie zum Wandern?
Schon meine Eltern haben mir die Liebe und Leidenschaft zum Wandern vermittelt. Für mich ist Laufen sehr wichtig. Es lässt die Natur erleben. Es beruhigt und lässt uns wachsen. Man kann es zudem in jedem Alter tun. Und: Wandern kostet nichts!
Wie gibt man Eseln die Regieanweisungen?
Wir hatten drei Esel. Zwei sehr lebhafte für die Action und den langsameren, ausdrucksstarken für die emotionalen Szenen. Die Problematik bestand darin, die richtige Geschwindigkeit zu halten. Man durfte sich weder zu schnell noch zu langsam bewegen. Aber Laure fühlte sich schnell sehr wohl mit den Eseln.
Foto:
© Verleih
Info:
Mein Liebhaber, der Esel & ich (Frankreich 2020)
Filmlänge: 95 Min.
Regie: Caroline Vignal
Drehbuch: Caroline Vignal
Darsteller: Laure Calamy, Benjamin Lavernhe, Olivia Cote, Marc Fraize, Louise Vidal u.a.