Margarita Broich und Wolfram Koch werden Tatort-Kommissar in Frankfurt

 

Anna von Stillmark

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Am Sonntagabend konnte man ihm im Mannheimer Tatort noch zuschauen und schon sitzt er am Montag im Hessischen Rundfunk, der in Frankfurt durch Theaterspielen besonders bekannte und hier ansässige Wolfram Koch, den Liane Jessen als Chefin des Fernsehspiels zusammen mit seiner Kombattantin Margarita Broich – schauspielerisch klasse wie Christoph Waltz! - in einer Pressekonferenz als neue Tatort-Kommissare vorstellte.

 

Nötig war ein personelles Revirement geworden, weil erst Nina Kunzendorf aus Wien als Conny Mey abgesagt hatte, weil ihr die Einseitigkeit der Rolle („scharfe Kommissarin) doch hierzulande unangenehme Situationen einbrachte und dann Joachim Król sich an der Seite von Margarita Broich sein Kommissardasein nicht so recht vorstellen konnte. Gerade Margarita Broich war aber ihre erste Wahl, sie sei eine so wunderbare Schauspielerin, schön und begabt, ein Juwel wie Christoph Waltz, den nur Tarantino hinderte, hier zu spielen,  hängte sich Liane Jessen weit aus dem Fenster – übrigens völlig zu recht, denn wer Frau Broich – übrigens verheiratet mit dem Tatort-Kommissar aus Leipzig, Martin Wuttke, der ebenfalls als Schauspieler eine große Nummer ist – beispielsweise in dem Film QUELLEN DES LEBENS von Oskar Roehler gesehen hatte, wird ihre Darstellung einer überkandidelten superreichen Kaufmannsgattin, die sich am Ende als die menschlichste Person herausstellt, nie vergessen.

 

Mit der Wahl von Broich und der schnellen Entscheidung für Wolfram Koch („zwei Edelsteine“), der nicht überall so bekannt ist wie in Frankfurt, wurde das Konzept verwirklicht, nicht die üblichen bekannten Fernsehgesichter als Event in Frankfurter Tatorten zu bringen, sondern das Augenmerk auf die Geschichten, die Fälle zu legen, die spannend und stringent erzählt werden sollen, denn noch ist für das erste Mal, Dreharbeiten im Februar, nur die Ausgangssituation einer ermordeten Familie bekannt, wo die Tochter überlebte, aber sich nun die Frage stellt, ist sie die Mörderin, geflohen oder entführt. Die beiden neuen Kommissare lernen sich bei diesem Fall - laut Drehbuch von Michael Proehl und Matthias Tuchmann - erst kennen, er kommt frisch von der Sitte und sie ist mit psychologischen Kenntnissen ausgestattet.

 

Die beiden sind gleichrangig, agieren absolut auf Augenhöhe und sind sich von Anfang an sympathisch“, ist die Grundkonstellation der neuen Besetzung, die vermeiden soll, daß sich die Privatgeschichten der Kommissare wie derzeit üblich zu weit in den Vordergrund drängen. Darum – laut Jessen – kein Paar mit den Attributen versoffen versus nüchtern, dick gegen dünn, alt oder jung.“ Nur Mann und Frau bleiben sie weiterhin, weshalb auch nicht ausgeschlossen ist, daß sie vielleicht doch zum Liebespaar werden...

 

Aber bis dahin ist noch viel Wasser den Main hinuntergeflossen und erst einmal darf man sich auf die ersten Tatorte mit den beiden Schauspielern freuen, die als Kommissare bisher weder einen Namen haben, noch eine richtige Geschichte, selbst der bisherige Arbeitstitel des ersten Falle DER ZAUBER DES ANFANGS soll geändert werden, der doch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlüge. Wichtig bleibt der Hinweis von Liane Jessen, daß richtig spannende Kriminalfälle erzählt werden. Was dabei die Stadt Frankfurt angeht, so gab sie zwei Botschaften. Sie lehnte ab, typische Frankfurter Schauplätze mit typischen Frankfurter Themen („schwuler Banker vor Coming-out“) zu verfilmen, sondern will „vom Bösen erzählen, das überall entstehen kann“, stellte aber gleichzeitig Frankfurt als die moderne Stadt vor, wo Verbrechen passieren, die für uns solche Fälle wie Wirtschaftskriminalität, Prostitution, Ausländerprobleme, Bankenmacht durchaus folgerichtig wären.

 

Der erste Tatort der beiden Neuen wird von Florian Schwarz gedreht, der zusammen mit den beiden oben genannten Autoren auch den Tatort „Weil sie böse sind“ verantwortete, der 2010 den Deutschen Fernsehpreis als bester Fernsehfilm erhielt, in dem Matthias Schweighöfer und Milan Peschel ein zwielichtiges, durch die Familiengeschichte aneinandergekettetes Paar spielten, die dafür beide den Hessischen Fernsehpreis 2010 erhielten, Milan Peschel zusätzlich den Deutschen Fernsehkrimipreis für herausragende Sonderleistung. Den Schauder fühlt man noch beim Niederschreiben über den Rücken laufen.

Foto: Gernot Gottwals