Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. November 2011, Teil 1
von Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) –Doch, das haben wir absichtlich so gemacht, daß wir in den ersten Teil der Filmbesprechungen diese drei sehr sehenswerten Filme gruppierten, wobei „Halt auf freier Strecke“ von Andreas Dresen sicher zu denen gehört, von dem man noch in Jahren als einem geglückten Film über das Sterben sprechen wird. Unsentimental und gerade deshalb mitten ins Herz.
HALT AUF FREIER STRECKE
Daß Leben und Sterben zusammengehören, ist eine Allerweltweisheit, die uns Regisseur Andreas Dresen neu erzählt, in der ihm typischen Art eine Melange zwischen Fiktion und Dokumentation. Diese semidokumentarische Art zwingt uns, das Thema vom Sterben im Leben mitzugehen, was dadurch gefördert wird, daß er das Umfeld, eine Familie, wie unter dem Mikroskop vorführt. Wenn der Sohn völlig unsentimental seinen am tödlichen Gehirntumor leidenden Vater interessiert fragt, ob er nach dessen Tod sein iPhone bekommt, ist das eine Realität, die einen umhaut, weil es so ist das Leben.
Der Film begleitet Frank (Milan Peschel) beim Sterben, begleitet die Familie dabei und zeigt die Veränderungen in der Binnenstruktur, wo aus dem mächtigen Vater der wird, der der Tochter ins Zimmer pinkelt, weil er keine Kontrolle über die Blase mehr hat. Solche kleinen Geschichten machen es aus, um das Unfaßbare begreifbar zu machen, auch für die Kinder, die genauso in ihren Rollen das Leben verheißen, wie die Erwachsenen abbauen. Hervorragende Schauspielerleistungen dazu, wobei Steffi Kühnert als Ehefrau kongenial mit Milan Peschel so spielt, daß wir jede Sekunde für Wahrheit halten, einfach weil es ein wahrhaftiger Film ist.
TOM SAWYER
Wir wissen nicht genau, wie das heute ist, mit der Lektüre des Klassikers von Mark Twain. Wir hatten den Tom Sawyer verschlungen. Und etwas von den Gefühlen von damals, entsteht auch beim Anschauen dieses deutschen Films, der zeitlos den Mississippi an die Havel verlegt und liebevoll ohne Betulichkeit die Kämpfe gegen die Erwachsenen und das Erwachsenwerden vorzeigt. Das Herz schlägt immer für die Jugendlichen und das ist auch gut so.
DIE GROSSE PASSION
Sicher ist diese Dokumentation über die Passionsspiele Oberammergau interessanter als es der Besuch derselben gewesen wäre. Obwohl Filmemacher Jörg Adolph zweieinhalb Stunden braucht, langweilt man sich nicht, weil das, was hinter den Kulissen passiert, dem vor den Kulissen die Schau stiehlt.