Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. November 2011, Teil 2

 

von Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Welch hoher Stellenwert heute Dokumentationen zukommt, hat letzte Woche der sehr besuchte Höhlenfilm von Werner Herzog gezeigt. Eigentlich sind das ja in Spielfilme überführte Dokumentationen. Die Inszenierung des Themas ist auch nötig, weil sonst vieles auf der Leinwand zu langweilig wäre, was sich schriftlich durchaus spannend liest. Bei den geschichtlichen Dokumentationen wie beim Fall des türkischen Passes, da ist meist so viel an Geschichten vorhanden, daß gleich mehrere Filme nötig wären. Seien wir froh, daß dieses Thema überhaupt aufgearbeitet wird.

 

 THE TURKISH PASSPORT

 

Der Film erzählt davon, wie und warum Juden vor und im 2. Weltkrieg in die Türkei fliehen konnten. Eine Reihe von türkischen Diplomaten half, indem sie in die Pässe ‚heimatlos stempelten. Das bedeutete Asyl in der Türkei und wurde ein Synonym für Exilanten, was sprachlich in das Türkische als  haymatloz einzog.Sich in die Türkei retten konnten u.a. Rudolf Belling, Bildhauer und einer der als ‚entartet‘ Gebrandmarkten. Friedrich Dessauer, der Biophysiker und Radiologe, der Komponist aus Hanau und Frankfurt Paul Hindemith, Bruno Taut, bedeutender Architekt, Erst Reuter, der spätere Bürgermeister von Berlin und sein Sohn Edzard haben auch dank der Türkei überlebt.

 

Edzard Reuter wurde später mit Parteibuch der SPD Chef der Daimler Werke in Stuttgart. Warum Mercedes später seinem Kurs nicht folgte, ist eine andere Geschichte und gehört hier nicht her, wird aber auch sonst nirgends wirklich diskutiert. Man könnte Romane schreiben über das Schicksal, das auch Margarete Schütte-Lihotzky, Wienerin, erste Architekturstudentin, praktizierende Architektin und Gestalterin der sogenannten Frankfurter Küche, in die Türkei brachte. Sie ist mit Mann erst einmal in der Sowjetunion untergekommen, was nach Stalins Säuberungskationen zu gefährlich wurde. In die Türkei ging sie mit Mann 1938, blieb nur bis 1940 und ging, Kommunistin geworden,  in den Untergrund zurück nach Wien, wurde von den Nazis vor den Volksgerichtshof gestellt und zum Tode verurteilt, konnte aber mit Hilfe gefälschter Staatspapiere aus der Türkei (Initiator: ihr Mann) als Gefangene überleben, wo sie dann die Amerikaner in Bayern befreiten. Ein unglaubliches Leben der Frau, die um fünf Tage ihren 103. Geburtstag durch den Tod verpaßte.

 

Es ist auf jeden Fall eine viel zu wenig erzählte Geschichte, wie Türken den von den Nazis verfolgten Deutschen, eben nicht nur  deutschen Juden, das Leben retteten. Allerdings war es nach dem Kriegsausbruch wiederum gefährlich geworden und so ist es ein zweischneidiges Schwert, was das Exil in der Türkei angeht. Für viele Deutsche aber noch heute wenig bekannt.

 

AUF DER SUCHE

 

Der deutsche Arzt Simon ist verschwunden. In Marseille. Ihn sucht seine verzweifelt Mutter, der Corinna Harfouch Esprit gibt und an die Seite Simons Freund Jens, die zusammen in Frankreich nach ihm suchen und sich finden.

 

DER KÖNIG DER LÖWEN IN 3D

 

Eigentlich ist der Film aus dem Jahr 1994, aber nun ist er in 3 D zu schauen und das gibt dem Majestätischen am Löwen noch Königlicheres. Na klar. Das macht man mit Hilfe einer Nachbearbeitung, die die erstaunlichen Naturaufnahmen noch erstaunlicher machen. Das Löwenbaby Simba ist noch süßer und der Walt Disney Film in aller Munde. Sein Original war übrigens das meistverkaufte Heimvideo der Filmgeschichte und der Film ein großer Erfolg. Für uns hätte die Wiederauflage gereicht.

 

KRIEG DER GÖTTER IN 3D

 

Gewaltiges Epos vom indischen Filmemacher, der ein Höllenspektakel auf der Leinwand anrichtet, wenn Hyperion loslegt. Da geht es schon los. In der griechischen Mythologie gibt es den gleich dreimal, als Titanen, als König und als Sohn des Priamos, König von Troja. Hier geht’s um den König, der aber die Titanen verlebendigen will, die einst ihren Söhnen unterlagen, weshalb Zeus auf dem Olymp thront. Noch. ,

 

MAMA AFRICA – MIRIAM MAKEBA

 

Die ‘Mama Afrika’ war zu Lebzeiten von Miriam Makeba (1932-2008) noch nicht einmal ihr Markenzeichen, weil der Name reichte, um den Kontinent musikalisch und moralisch in dieser Person zu vereinen. Die Dokumentation von Mika Kaurismäki gibt filmhaft auch Aufschluß über ihren Widerstand in Südafrika gegen die Apartheit, die im Exil mündet, ihre Rückkehr initiiert durch Nelson Mandela und was sie sonst noch Gutes für die Welt gemacht hat. Kein larmoyanter, sondern interessanter und aufrechter Film.

 

MEET’S CUTOFF

 

Tatsächlich ein Western, der sein Genre ernst nimmt und in aller Ruhe erzählt, wie die Siedler gen Westen ziehen mit sanften Frauen und offenem blauem Himmel und auch ein Film darüber, was Amerika einmal war.

 

PHOENIX IN DER ASCHE

 

Hier geht es um Basketball, konkret in Hagen, und wie das so ist mit dem Sport und dem Wiederaufstieg, Wiederabstieg usw.

 

SPACE DOGS

 

In Erinnerung an Laika, die erste Hündin, die ohne Rückfahrschein  ins Weltall geschossen wurde, erzählt dieser Film die wahre Geschichte der zwei weiteren Hunde, Belka und Strelka, die Richtung Mond unterwegs waren und zurückkamen.

 

ANOTHER EARTH

 

Mike Cahills Regiedebüt handelt von Rhoda, die betrunken eine Familie fast auslöscht und mit dem Überlebenden, dem Mann eine Beziehung eingeht, wobei sie ihre Rolle bei seiner Tragödie verschweigt und den Himmel und die Himmelkörper zu Hilfe nimmt, um der sich Wahrheit zu nähern mit dem Wunsch, daß sie beide das überleben.

 

Schon  in Einzelkritik: ANONYMOUS und CHEYENNE – THIS MUST BE THE

 

Romana Reich