Hanswerner Kruse im Gespräch mit Daniel Brühl
Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) - Für seine Rolle als Niki Lauda in dem Film „Alles für den Sieg“, der vor kurzem in die Kinos kam, haben manche Medien Daniel Brühl bereits als Kandidaten für einen Oscar geweissagt. Aber der 35-jährige wiegelt ab: „Ich bin erst mal total glücklich, wie sich die Dinge überhaupt entwickelt haben und dass ich seit zwei Jahren die Chance bekomme, mit so bekannten Regisseuren wie Ron Howard („Alles für den Sieg“) oder Bill Condon („Inside WikiLeaks“) zu arbeiten….“
…also auch international?
„Ja! Das fing mit Quentin Tarantino an, der uns allen in „Inglourious Basterds“ die Chance gab, als deutsche Schauspieler in amerikanischen Produktionen mitzuwirken. Seit zwei Jahren läuft es gut, ich kann mit Leuten zusammen arbeiten, von denen ich vorher nur geträumt habe. Es ist auch toll, dass es dabei den Bezug zu Europa gibt, denn ich bin nicht verrückt nach Hollywood, möchte da nicht unbedingt wohnen.“
Sie haben zweimal hintereinander lebende Personen dargestellt
„Das war Zufall. Manche Schauspieler möchten Distanz zu den Personen halten, die sie verkörpern, aber ich wollte beide unbedingt kennen lernen, weil sie so faszinierende Dinge gemacht haben. Ich hatte Glück, dass sie alle meine Fragen offen beantwortet haben, denn man spricht doch nicht gerne über Unangenehmes: Niki Lauda hat von seinem Unfall und Daniel Domscheit-Berg vom schmerzhaften Bruch mit Julian Assange erzählt.“
Sie sind identifiziert mit Daniel?
„Anfangs war das Thema WikiLeaks sehr konfus für mich, je mehr ich darüber las, umso widersprüchlicher wurde es und umso mehr verschiedenen Perspektiven taten sich auf. Ich habe noch nie einen Film mit so einer akuten und brisanten Problematik gemacht. Die Gespräche mit Daniel haben mir geholfen, langsam die Figur zu verstehen, zu spielen - und letztlich auch zu verteidigen, denn ich konnte ihm vertrauen, weil er ein integrer und verantwortungsvoller Aktivist ist. Den Bruch zwischen Julian und Daniel kann ich gut verstehen, da stehe ich voll auf Daniels Seite.
Aber irgendwann habe ich mich zurückgezogen, weil ich mich nicht zu eng an ihn binden wollte, ich wollte Daniel nicht imitieren, sondern mir einen Freiraum schaffen.“
Assange wirft dem Film Lügen und Propaganda vor
„Das kann ich nicht verstehen und auch nicht ernst nehmen, denn man sieht doch im Film, dass das nicht die Absicht des Regisseurs war. Jeden Tag haben wir am Set alle Szenen detailliert diskutiert, haben alle Neuigkeiten berücksichtigt. Wir wollten Assange gerade nicht einseitig darstellen, er hat im Abspann ja auch das letzte Wort. Bereits im Drehbuch, das sich ständig verändert hat, gibt es kein eindeutiges Bild von den Ereignissen, kein endgültiges Urteil über WikiLeaks und ihn.
Letztlich ist es nur ein Spielfilm, der sich jedoch auf korrekte Weise dem Thema nähert, Spekulationen vermeidet und sich auf die Freundschaft der beiden konzentriert. In Zukunft wird es immer wieder Whistleblower wie Mannings oder Snowden geben, insofern hat WikiLeaks die Welt dauerhaft verändert!“