Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7.November 2013, Teil 2
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Den Titel kennen Sie, aber anders? Natürlich kennen Sie „Im weißen Rößl am Wolfsgangsee“ als Schlager aus dem alten Singspiel, das schon 1896 in Bad Ischl als Alt-Berliner Lustspiel entstand und dann als Operette von Ralph Benatzky 1930 zum Siegeszug durch Europa wurde und x Verfilmungen brachte. Aber so eine noch nie!
IM WEISSEN RÖSSL
Im Ernst, wir haben uns göttlich amüsiert und uns weder gelangweilt, noch das Geschehen auf der Leinwand peinlich gefunden. Genau diese Erinnerungen haben wir aber an alte Verfilmungen, ach was, alte Verfilmungen, eigentlich haben wir nur die mit Peter Alexander in Erinnerung, dafür aber die Lieder: Neben dem Rößllied, ist das „Was kann der Sigismund dafür, daß er so schön ist“, „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“, Die ganze Welt ist himmelblau“, „Mein Liebeslied muß ein Walzer sein“ und „Es muß was Wunderbares sein“, was längst noch nicht alles ist und im Film geboten wird.
Die Geschichte, ja da gibt es eine richtige Geschichte und die hat mit Berlin zu tun, wo das frühe Lustspiel und die späte Operette auch erfolgreich liefen, weil man das Salzkammergut und den Wolfsgangsee je mehr liebt, je weiter man weg ist, was auch wieder nicht stimmt, denn es ist wirklich eine der schönsten Gegenden der Welt mit Wasser und Bergpanorama und hohem Kitschpotential, weil Schönheit pur oft gar nicht zu ertragen ist.
So geht es auch Ottilie (Diana Amft), Tochter des Berliner Gutverdieners Wilhelm (Armin Rhode), der die in einer Werbeagentur fleißig ihre Präsentationen Vorbereitende kurzfristig nach Österreich entführen kann, da sie gerade emotional im Tief ist, ist sie doch soeben per sms von ihrem veganen Mitwerbefuzzi verlassen worden. Nach Österreich geht es, weil die Asche der verstorbenen Ehefrau und Mutter schon längst an deren Lieblingsplatz ruhen sollte und das war nun einmal das Hotel IM WEISSEN RÖSSL am Wolfsgangsee und den umliegenden Bergen.
Ach so, die Schönheit pur. Ja, die kennen nur die Kenner. Denn wenn man per Auto – hier ein schönes altes hellblaues - die Abkürzung von der Autobahn nimmt und quer rüber nach St. Gilgen fährt, fährt man morgens lange im Schatten eines Berges und dann, ganz plötzlich ist dieser weg und man selbst im Sonnenlicht, das über den See glitzert, denn es kommt vom Osten, das Licht. Genauso ist diese Szene auch inszeniert, die der Vater schon im Vorhinaus als rechts sitzend begeistert beschreibt, bis dann die jähe strahlende Wirklichkeit der Fahrerin das Steuer aus den Händen reißt, diese fast einen Motorradfahrer erwischt und zitternd zum Stehen kommt. So nah ist das Schöne und der Schrecken.
Der Motorradfahrer ist ansehnlich, heißt Dr. Otto Siedler, Rechtsanwalt und gehemmt, gleichwohl auf den ersten Blick in die reizende Ottilie verschossen. Die hält so viel Schönheit, die Natur und den Mann schon gar nicht aus. Der Film aber führt ein Eigenleben und karikiert die Gefühle, die sein sollen und auch kommen, durch Vögel, die im Blau des Himmels – ach so, der doppelte Regenbogen nicht zu vergessen – Herzen bilden. Spätestens ab jetzt wissen wir, was diesen Film zusammenhält. Das ist, der Bilderbuchlandschaft auf den Grund zu gehen, sie so kitschpostkartenschön zu präsentieren, wie sie es sein kann und alle die alten Heimattraditionen, zu denen zuvörderst das Singen und Tanzen gehört, übertrieben wieder aufleben zu lassen und lautstark dazu!
Wenn dann der Service des Hotels in Männlein und Weiblein getrennt und in der entsprechenden Dirndlgarderobe des Morgens zum Frühstück erst einmal tablettbewaffnet seine Revuenummer mit Singen und Tanzen auf der Terrasse im strahlenden Sonnenschein abspielt, ist das für uns so komisch, daß wir aus vollem Herzen lachen können. Dabei ist das gar nicht despektierlich, denn wir lachen die Mannschaft ja nicht aus. Es ist Situationskomik, na gut, manchmal dick aufgetragen, die diesen Film DAS WEISSE RÖSSL zu etwas Witzigem machen, das man nicht mit Parodie verwechseln darf.
Natürlich gibt es im Film Parodien, aber der Film selbst ist keine, sondern eher eine Verfremdung durch die Verlagerung in die Zeit von heute mit den Gegebenheiten des Hotels und seiner Gäste. Es bleibt dadurch alles erhalten, was immer schon diese Geschichte ausmachte: Die Sehnsucht der Städter nach der unschuldigen und schönen Natur, nach den Bergen, dem Land. Das Eigenleben eines Hotelbetriebs. Die komischen, nervenden oder anrührenden Gäste. Das Alpenpanorama und vor allem die Liebesgeschichte. Ach was, die Liebesgeschichten. Das eine Paar (siehe Foto) haben wir schon vorgestellt, auch wenn sich die Berliner Göre, die noch dazu nicht singen kann, lange sträubt.
Das andere Liebespaar bedeutet gleichzeitig eine soziale Revolution, denn es geht um die Hotelbesitzerin und ihren Oberkellner, aber das wollen wir alles nicht verraten, denn Sie sollten selbst sehen, wie die Bedrohung der schrägen Idylle durch Sigi Sülzheimer (Genau, der schöne Sigismund)gefährdet wird, den Gregor Bloeb so aufgetragen natürlich spielt wie das allen Schauspielern gelingt, vielleicht am meisten dem ausgefuchsten Armin Rhode, den wir bewundern können, wenn seine Tochter durchs Fernrohr ihn und die Urne seiner Frau oben auf dem Berg sieht. Er ist angekommen. Sie noch unterwegs.