Paris warten TV1Ein charmanter Tipp für den Pfingstsonntag, den 23. Mai 2021 im Ersten

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Anne Lockwood (Diane Lane) begleitet ihren Mann Michael (Alec Baldwin), einen bekannten Hollywood-Produzenten, zum Film-Festival in Cannes. Anschließend wollen die beiden ein paar Tage Urlaub in Süd-Frankreich machen. Doch dann muss Lockwood dringend geschäftlich nach Budapest fliegen. Seine Frau soll mitkommen. Doch da sie Ohrenschmerzen hat, rät ihr der Pilot der Privatmaschine, aus Gesundheitsgründen besser nicht zu fliegen.

Sie überlegt daraufhin mit dem Zug nach Paris zu fahren und sich dort in einigen Tagen wieder mit ihrem Ehemann zu treffen. Da bietet ihr Jacques Clement (Arnaud Viard) an, sie mit seinem Auto nach Paris mitzunehmen, da er ohnedies dorthin fahren müsse. Clement ist ein französischer Kollege ihres Mannes, der die Beiden zum Flugplatz begleitet hat.

Anne nimmt das Angebot an und findet sich plötzlich in Jacques altersschwachem Cabrio wieder. Das Auto braucht jede Stunde eine Pause, damit das Kühlwasser nachgefüllt werden kann. Außerdem entschließt sich Jacques nicht die schnellste Route nach Paris zu nehmen, sondern er beginnt auf Nebenstraßen Anne die Schönheiten Süd-Frankreichs zu zeigen. Er kennt auch entlang der Strecke das eine oder andere hervorragende Restaurant und Hotel, in dem man unbedingt die Köstlichkeiten der Speisekarte und die hervorragenden Weine probieren sollte. Zusätzlich besuchen die Beiden auch noch in Lyon das Musée Lumière (Jacques kennt die Direktorin des renommierten Filmmuseums) und das Musée des Tissus, das Textilmuseum.

Während der ganzen Fahrt von Cannes über die Provence und Lyon bis nach Paris fotografiert Anne mit ihrer Digitalkamera. Dabei liebt sie es, vor allem interessante Ausschnitte der Gegenstände und Situationen festzuhalten. Sie hat schon vorher gerne fotografiert, allerdings hat sie ihre Bilder bisher noch nie ihrem Mann gezeigt.

Anne fühlt sich von Jacques Avancen geschmeichelt, bleibt aber auf Distanz und will eigentlich nur möglichst rasch nach Paris. Nach und nach entspannt sie sich dann doch und beginnt die Reise, die Landschaft und die kulinarischen Köstlichkeiten zu genießen. So wird aus dem geplanten Tagestrip eine denkwürdige zweitägige Reise quer durch Frankreich, bei der sich Anne und Jacques auch persönlich näher kommen und auch einige Geheimnisse vom jeweils anderen erfahren...


Paris warten TV2Drehbuchautorin und Regisseurin von "Paris kann warten" ist Eleanor Coppola, die Ehefrau von Francis Ford Coppola und Mutter von Sofia Coppola. Der Film ist das Spielfilmdebüt der 80Jährigen. Sie hatte allerdings schon vorher Erfahrungen als Regisseurin von Dokumentarfilmen.

Hintergrund von Eleanor Coppolas Film ist eine Fahrt von Cannes nach Paris, die sie selbst gemacht hat, als sie 2009 nach den Filmfestspielen in Cannes wegen einer Kopfgrippe ihren Mann nicht mit dem Flugzeug nach Osteuropa begleiten konnte. Diese zweitägige Autofahrt haben ihr die Augen für die Schönheit der Landschaft, die interessante Architektur, die wunderbare französische Küche und die guten Weine auf dem Land geöffnet.

Das Zentrum von Coppolas Film ist ganz sicher gutes Essen, exquisite Weine, sonniges Wetter, eine wundervolle Landschaft und ein altes Cabriolet, das nach der Hälfe des Films seinen Geist aufgibt - Anne und Jacques fahren danach mit einem Leihwagen weiter. Daneben gibt es einen charmanten Franzosen, der einer schönen und nicht mehr ganz jungen Amerikanerin den Hof macht. Der Film zelebriert auf hervorragende Weise das französische Savoir-vivre. Dadurch erhält der Zuschauer ein wunderbar leichtfüßig inszeniertes Roadmovie.

Da Diane Lanes Anne Lockwood die Genüsse regelmäßig fotografiert, zeigt die Regisseurin im Film immer wieder auch die Landschaften, die Gebäude und die Speisen als Standfotos. Diane Lane als Anne und Arnaud Viard als Jacques überzeugen in den beiden Hauptrollen. Diane Lane schafft es glaubwürdig darzustellen, dass Anne während der gesamten Fahrt zwischen Unbehagen und Vergnügen, zwischen Widerstand und Fallenlassen pendelt. Am Ende die Fahrt wird die etwas steife Amerikanerin, die sich von ihrem Mann wegen seiner Arbeit vernachlässigt fühlt, verwandelt sein. Sie wird die Komplimente, die ihr Jacques wegen ihrer Fotografien macht, nicht nur annehmen können, sondern sie will auch ihrem Ehemann später die gelungenen Bilder zeigen. Alec Baldwin überzeugt in seiner kleinen Rolle als der die meiste Zeit abwesende Ehemann Michael Lockwood. Da Michael aber häufig mit Anne telefoniert, merkt man ihm doch seine wachsende Eifersucht an.

Der Zuschauer braucht allerdings etwas Geduld während der kulinarischen Fahrt durch Frankreich. Da der Film bewusst entschleunigt gefilmt worden ist, widersetzt er sich den heutigen Sehgewohnheiten. Auch die Alltagsrealität findet hier nicht statt. Dies verleiht dem Film - zusammen mit den tollen Landschafts- und Essensaufnahmen - etwas Märchenhaftes. Dabei bleibt das Ende der Geschichte, wie Anne sich letztlich entscheiden wird, der Fantasie des Zuschauers überlassen.

Insgesamt ist "Paris kann warten" ein ausgesprochen intimer Film. Er ist ein gelungenes Roadmovie und eine wunderbar leichte Sommerkomödie. Alles in allem ist die Komödie auch eine genussvolle Liebeserklärung an Frankreich, seine Landschaften und seine Ess- und Trinkkultur. Es macht Spaß, ihn sich im Fernsehen - wenn auch zu später Stunde - anzusehen.

Foto 1: Hollywood-Filmproduzent Michael Lockwood (Alec Baldwin.) mit seiner Ehefrau Anne (Diane Lane) © ARD Degeto/Tobis Film
Foto 2: Eine Pause am Pont du Gard: Jacques (Arnaud Viard) zeigt Anne (Diane Lane) die Sehenswürdigkeiten Frankreichs © ARD Degeto/Tobis Film

Info:
Paris kann warten (USA 2017)
Originaltitel: Paris Can Wait
Genre: Komödie, Roadmovie
Filmlänge: ca. 90 Min.
Regie und Drehbuch: Eleanor Coppola
Darsteller: Diane Lane, Alec Baldwin, Arnaud Viard u.a.
FSK: ab 0 Jahren
Der Film wird am Sonntag, den 23.05.2021 um 23:40 Uhr im Rahmen von "Kinofestival im Ersten" gezeigt. Wiederholung ist am 24.05.2021 um 02:55 Uhr im Ersten.