Serie: Ab 27. 10.: Die Sonntagnachtkrimireihe des ZDF um JACK TAYLOR des Iren Ken Bruen, Teil 3
Elisabeth Römer
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Also wirklich. Die 3. Folge von Jack Taylor im ZDF nach den Romanen von Ken Bruen war saugut. Naja, kein adäquater Begriff für das grausige Geschehen, aber es fehlen die Ausdrücke dafür, daß man mit allen Sinnen und Herz und Hirn, gefesselt so einen nächtlichen Krimi wie diesen verfolgt.
Zuerst geht es nur um eine Frau, deren verstorbene Mutter den Kindern ein Tagebuch hinterläßt, in dem die grausame Jugend beschrieben wird, die sie mit Freundinnen im Magdalenenstift ertragen mußte, weil eine Nonne sie sadistisch quälte. Jack Taylor will eigentlich gar nichts mehr ermitteln, läßt sich aber breitschlagen und gerät in einen Strudel von Ereignissen und Gefühlen, die ihn selbst und seine Mutter betreffen. Denn die war damals zur selben Zeit Insassin und gehörte genau dieser Mädchengruppe an, um die es geht. Aber sie hat Schuld auf sich geladen, als sie als besser Verheiratete einem der Mädchen die Tür wies, genau die, deren Tagebuch Jack nun liest. Ja, er findet die Nonne und er findet dadurch auch den Täter, der einen nach dem anderen Jungen einer unbescholtenen Familie abknallt. Ein Berufskiller, der die Neffen der ehemals sadistischen Nonne tötet, damit diese Schmerzen erleidet. Das alles geht sehr unter die Haut.
Jetzt aber zur KÖNIGIN DER SCHMERZEN, der vierten Folge nach den Romanen von Ken Bruen, der bei ihm THE DRAMATIST heißt und 2004 erschienen ist. Im Atrium Verlag erschien er 2011 und heißt EIN DRAMA FÜR JACK TAYLOR. Wir tun uns schon schwer damit, daß die Fernsehfolgen andere Titel haben, denn wenn man Leser ist und die Krimis kennt, ist man irritiert. Der zweite Absatz im Roman beginnt: „Sechs Monate war ich clean und nüchtern geblieben. Obwohl ich, wenn Nüchternheit mit geistiger Gesundheit zu tun haben sollte, nicht bestehen würde. Kein Tropfen Alkohol war mir in jenem Zeitraum über die Lippen gekommen. Mit dem Koks hatte ich nicht etwas Schluß gemacht, weil ich clean werden wollte. Mein Dealer wurde verhaftet, und ich konnte keine andere Quelle finden. Ohne den Schnaps ging es mir so schlecht, daß ich dachte, da kann ich das mit dem Koks auch lassen. ..“ Harter Bursche, was?
Sein Dilemma, mit sich nicht klar zu kommen, aber das Unheil der Welt zu bekämpfen, ist es auch, was seine Kollegin immer wieder dazu bewegt, gegen die Dienstregeln ihn in seinen Ermittlungen zu unterstützen, in dem sie ihm die ihren nennt. Man hat sich an das Gesicht von Iain Glen als Jack Taylor so schnell gewöhnt, daß er einem gar nicht mehr auffällt, als Schauspieler, denn er ist Jack Taylor geworden. Aber auch Nora Jane Noone als seine Kollegin Kate Noonan macht ihre Sache exzellent. Verschlossen und etwas hart und dann wieder lieblich und hingegossen.Sie ist ein Paradebeispiel für das, was man keltisch nennt und mit blitzblauen Augen und dunklem Haar und hellem Teint einhergeht. Und auch Cody darf nicht fehlen. Der gibt dem Ganzen so die Prise jugendlicher Unbekümmertheit, die Kilian Scott richtig gut hinbekommt.
Diesmal also DIE KÖNIGIN DER SCHMERZEN. In Galway mordet einer, der als Visitenkarte Bücher des irischen Dramatikers John Millingston Synge – der lebte von 1871 bis 1909 - bei seinen Opfern hinterläßt. Im letzten Krimi haben wir die seelische Entfernung zwischen Mutter Taylor und ihrem Sohn mitbekommen. Niederschmetternd die Geschichte, wie sie das vom Vater errichtete Buchregal liquidierte und alle Bücher wegwarf. Dabei war und ist das Lesen eine der Leidenschaften von Jack.
Der kann er derzeit frönen, denn bei klarem Verstand ohne den Alkohol - siehe oben - versteht er auch wieder, was er liest. Was er tut, auch wenn sich Cody Sorgen macht, woher das Geld kommen soll, wenn man keine Fälle mehr hat. Aber dieser Synge, das interessiert den Taylor schon. Er liest ihn, findet ihn fad, ist aber begeistert über das was Yeats über Synge sagte: „Er war um so verhaßter, da er seinem Land gab, was es brauchte, ein kaltes, ungerührtes Herz.“ Naja.
Eine Studentin stürzt im Theaterkostüm vom Dach der Uni. Tot. An der Hand trägt sie einen Ring, auf dem Steht: „Deidre, Königin der Schmerzen“, das ist aus dem Syngestück, das geprobt wird. Die Polizei sagt: Selbstmord oder Unfall. Der Literaturprofessor Gorman aber denkt an Mord und beauftragt den erst un-, dann willigen Jack mit der Aufklärung. Cody ist wichtig, denn er schleust sich als Student in die Literaturkurse ein und staunt über das Lotterleben der Studenten. Und dann ein zweiter Mord, wieder eine Studentin, wieder im Theaterkostüm, was der Polizei noch immer nicht spanisch vorkommt.
Der Polizei, aber anders sieht es mit Kate aus. Zwar mischt sie sich nicht in Jacks Arbeit ein, ermittelt aber auf eigene Faust und ist mittendrinnen im Spiel des Mörders, der sie gerne zur nächsten Toten macht. Wie es weitergeht? Selber schauen: am Sonntag um 22 Uhr.
Info:
Ken Bruen, Jack Taylor fährt zur Hölle, übersetzt von Harry Rowohlt, Atrium Verlag 2013
Ken Bruen, Ein Drama für Jack Taylor, übersetzt von Harry Rowohlt, Atrium Verlag 2011