Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) - Keine übernachtenden Filmfans vor den Ticketschaltern, keine Bärenplakate im Stadtbild, keine langen Schlangen vor den Kinos, keine herumfliegenden Programme, keine Pressekonferenzen. Nicht einmal die Berliner Zeitungen berichten mitten in der Woche über die Filmfestspiele: In der Öffentlichkeit findet die Berlinale nicht mehr statt.
Das Summer Event gibt es zwar ausnahmslos draußen in frischer Luft, aber irgendwie im Geheimen, ein Plan der Open- Air-Kinos oder Hinweisschilder im Grünen? Fehlanzeige! Wir Presseleute konnten zwar mehrfach (fast) alle Filme im Home Office sehen, jedoch zu den Filmpremieren gibt es nur wenige Karten für ausgewählte Großmedien. Ansonsten nur für das Publikum - und das soll auf einem Publikumsfestival ja auch so sein.
Anfang der Woche habe ich mir für die Weltpremiere des Films „Die Welt wird eine andere sein“ der Regisseurin Anne Zohra Berrached sogar eine Karte gekauft.
Gekauft!
Obwohl das riesige Freiluftkino Friedrichshain nur halb mit Leuten gefüllt war, gab es keine Pressekarten mehr. Die Filmemacherin („24 Wochen“) hat einen Liebesfilm gemacht, in dem sich die junge weltoffene Türkin Asli, die in Rostock studiert, in Saeed, einen Muslim aus dem Libanon, verliebt. Die beiden heiraten heimlich in seiner Moschee in Hamburg, weil die türkische Mutter keine Araber mag. Der Junge radikalisiert sich im Laufe der Zeit (grundlos) und wandelt sich zum Terroristen - sie verletzen und streiten und quälen sich, aber beide können nicht voneinander lassen.
Zwei Tage später im Interview erzählt die Regisseurin im edlen Hotel Regent, dass sie einen zeitgenössischen Romeo- und Julia-Film machen wollte... Der Film läuft im August in den Kinos an, wir werden darüber berichten.
Foto:
Die Regisseurin Anne Zohra Berrached mit ihrem Hauptdarsteller Roger Azar (Saeed) bei der Weltpremiere
(c) Sandra Weller/Berlinale
Die Regisseurin Anne Zohra Berrached mit ihrem Hauptdarsteller Roger Azar (Saeed) bei der Weltpremiere
(c) Sandra Weller/Berlinale