Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Der Ire David Walsh (Chris O'Dowd) ist Sportreporter bei der englischen Sunday Times und ein großer Radsportfan. 1993 lernt er Lance Armstrong (Ben Foster) kennen, einen Texaner mit großem Ehrgeiz. Walsh sagt ihm eine Karriere bei Tagesrennen voraus, glaubt aber nicht, dass er die Tour de France gewinnen kann, da er kein Bergfahrer sei. Armstrong wird im selben Jahr mit 21 Jahren der jüngste Straßenradweltmeister, hat aber keine überragenden Erfolge bei der Tour de France.
Armstrong lernt den italienischen Arzt Michele Ferrari (Guillaume Canet) kennen, der offen darüber redet, dass EPO der Leistungssteigerung durch eine erhöhte Sauerstoffaufnahme dient. Armstrong erfährt, dass man in der Schweiz EPO in der Apotheke kaufen kann und fährt daraufhin zusammen mit Teamkollegen hin, kauft und probiert es erstmals aus.
Doch 1996 ist Armstrongs Karriere erst einmal vorbei, da bei ihm Hodenkrebs im fortgeschrittenen Stadium und auch Metastasen in seinem Kopf festgestellt werden. Er wird von dem Radprofi Frankie Andreu (Edward Hogg) und seiner Frau Betsy (Elaine Cassidy) im Krankenhaus besucht und in ihrem Beisein von einem Arzt über genutzte Medikamente und Drogen befragt. Mit Hilfe von Operationen und einer aggressiven Chemotherapie übersteht er die Erkrankung und will so schnell wie möglich wieder Radrennen fahren. Er besucht auch Dr. Ferrari wieder und beginnt unter seiner Anleitung mit einer EPO-Behandlung.
Lance Armstrong startet jetzt für das US Postal Team. 1999 gewinnt er mit seinem Team erstmals die Tour de France, diesen Triumph kann er in den folgenden sechs Jahren wiederholen. Einer seiner neuen Helfer ist Floyd Landis (Jesse Plemons), der aus einer mennonitischen Familie stammt. Zur gleichen Zeit gründet Armstrong seine Krebsstiftung, was sein Manager Bill Stapleton (Lee Pace) für einen sehr klugen Schachzug hält.
David Walsh ist einer der wenigen Reporter, die Armstrongs Leistungssteigerung kritisch gegenüber stehen, da ihm auffällt, dass Armstrong plötzlich außergewöhnlich gut auch Bergetappen fahren kann. Er versucht kritische Artikel in der Times unterzubringen, in der er häufig gegen Armstrong stichelt. Dieser beteuert immer wieder, dass er regelmäßig kontrolliert werde und bei ihm keine Dopingmittel festgestellt worden wären. In einem Artikel bezieht sich Walsh auf Aussagen u.a. von Betsy Andreu und einer ehemaligen Physiotherapeutin Armstrongs. Walsh wird daraufhin vom Bob Hamman (Dustin Hofman) angesprochen, dessen Versicherung für jeden Tour-Sieg Armstrongs 1 Million Dollar zahlen muss. Bei einem Gerichtsverfahren schwört Armstrong, dass er niemals gedopt hätte. Deshalb verlieren sowohl die Times als auch Hammans Versicherung ihre Prozesse und müssen Armstrong einige Millionen Dollar bezahlen.
2006 nach dem Rücktritt von Lance Armstrong gewinnt Floyd Landis die Tor de France. Allerdings wird kurz darauf bekannt, dass er bei seinem Sieg auf der 17. Etappe positiv auf Dopingmittel getestet wurde. Ihm wird der Sieg aberkannt. Da Armstrong doch wieder Rennen fahren will und eine neue Mannschaft zusammen stellt, bittet Landis, ihn auch in sein Team aufzunehmen. Lance lehnt das mit der Begründung ab, Floyd wäre wegen Doping aufgefallen. Daraufhin wendet sich Landis an die amerikanischen Dopingagentur USADA...
Der Film beruht auf dem Sportsachbuch Seven Deadly Sins: My Pursuit of Lance Armstrong vom Dezember 2012 des Sportjournalisten David Walsh. In dem Buch beschreibt Walsh seinen 13jährigen Streit mit Lance Armstrong und seine Versuche die Wahrheit hinter den sieben Tour de France Siegen des Texaners zu finden.
Die Handlung des Films erstreckt sich über 15 Jahre. Regisseur Stephen Frears musste deshalb Schwerpunkte in "The Program - Um jeden Preis" setzen. Er widmet sich aus diesem Grund nur den wichtigsten Stationen von Lance Armstrongs Werdegang und konzentriert sich vor allem auf dessen Doping-Geschichte und die Verstrickungen um Doping-Arzt Michele Ferrari. Dabei zeigt er auch den absoluten Siegeswillen, die Überheblichkeit und das Unterdruck setzten des Radsportverbandes durch den Rennfahrer und seinen Manager. Daneben wird aber auch die Kumpanei zwischen Radfahrern, Teammanagern und Veranstaltern beleuchtet und gezeigt, wie Abweichler gemaßregelt werden, z.B. als Armstrong bei der Tour 2004 die Ausreißversuche von Filippo Simeoni unterbindet, weil dieser in einem Doping-Prozess gegen den beide Fahrer behandelnden Arzt Michele Ferrari ausgesagt hatte.
Armstrong stolpert am Ende über seine eigene Arroganz als er Floyd Landis fallen lässt und auch nicht erkennt, dass seine Zeit als Spitzensportler vorbei ist. Im Oktober 2012 wurden ihm nach den Ermittlungen der USADA vom Internationalen Radsportverband alle seine Titel und Siege seit August 1998 aberkannt. Gleichzeitig wurde er auf Lebenszeit gesperrt. Auch das Internationale Olympische Komitee erkannte Lance Armstrong die Bronzemedaille ab, die er bei den Spielen 2000 im Einzelzeitfahren gewonnen hatte. Außerdem muss er das in den Prozessen gewonnene Geld sowohl an die Versicherung als auch an die Sunday Times zurückzahlen.
Im Januar 2013 räumt der ehemalige Rennfahrer in einem Interview mit Oprah Winfrey schließlich die jahrelange Einnahme leistungssteigernder Substanzen ein. Seitdem gilt Lance Armstrong als einer der größten Betrüger der Sportgeschichte.
Ben Foster trägt als Lance Armstrong den Film. Er entwickelt ein tolles Psychogramm des US-amerikanischen Rennfahrers. Er zeigt dessen Siegeswillen aber auch seine Überheblichkeit. Guillaume Canet als Michele Ferrari und Chris O'Dowd als David Walsh sind ebenfalls herausragend, allerdings sind ihre Rollen deutlich kleiner.
"The Program - Um jeden Preis" ist ein spannend gemachter und detailreicher Sportfilm. Er gibt nicht nur einen guten Einblick in die Mechanismen des Dopings, sondern erlaubt auch einen detaillierten Blick hinter die Kulissen des Straßenradsports. Auch wenn der Film schon 2015 erschienen ist, ist er auch heute noch unbedingt sehenswert. Denn Doping ist immer noch und immer wieder eines der größten Probleme im Sport - und nicht nur bei den Straßenradfahrern.
Übrigens: Die Tour de France 2021 beginnt am Samstag, 26.06.2021 in Brest und endet mit der 21. Etappe am Sonntag, 18.07. in Paris - in diesem Jahr hoffentlich ohne Doping Vorfälle!
Foto 1: Lance Armstrong (Ben Foster), siebenfacher Gewinner der Tour de France © ZDF/Larry Horricks
Foto 2: David Walsh (Chris O'Dowd) bei einer Pressekonferenz von Lance Armstrong © ZDF/Dean Rogers
Info:
The Program – Um jeden Preis (Großbritannien, Frankreich 2015)
Originaltitel: The Program
Genre: Biografie, Drama, Sport
Filmlänge: ca. 99 Min.
Regie: Stephen Frears
Drehbuch: John Hodge nach dem Sachbuch Seven Deadly Sins: My Pursuit of Lance Armstrong (2012) von David Walsh.
Darsteller: Ben Foster, Chris O'Dowd, Jesse Plemons, Lee Pace, Dustin Hoffman, Guillaume Canet u.a.
FSK: ab 0 Jahren
Der Film läuft im TV-Programm am Freitag, 25.06.2021, 20:15 - 21:50 Uhr bei 3Sat. Wiederholungen sind am Samstag, 03.07. um 4:10 Uhr beim ZDF und am Sonntag, 04.07. und 23:45 Uhr bei ZDF Neo. Das Video ist ab 25.06.2021 um 10:00 Uhr auch in der Mediathek verfügbar.