Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21.November 2013, Teil 2
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Es ist schon wunderlich mit den Filmkritiken. In dieser Woche laufen einige hervorragende Filme von Meistern des Gewerbes an, und dennoch muß man einen Film wie DIE TRIBUTE VON PANEM sehr viel ausführlicher besprechen, weil dort das eigentlich Filmische passiert, nämlich daß die Machart mehr ist und wichtiger wird als ihr Inhalt.
VENUS IM PELZ
Altmeister Roman Polanski (79) läßt seine Ehefrau Emmanuelle Seigner (47) als Domina an der Seite von Mathieu Amalric (48) auftreten, der hier wie ein Polanski in jüngeren Jahren aussieht. Das ist eine kaum glaubhafte Verwandlung, wenn man sich an diesen hervorragenden Schauspieler beispielsweise als Gelähmten in SCHEMTTERLING UND TAUCHERGLOCKE erinnert. Polanski weist weit von sich, daß diese Ähnlichkeit bewußt herbeigeführt sei, aber das Augenzwinkern zieht sich durch den Film durch, der den Geschlechterkampf auf der Theaterbühne zeigt.
Eigentlich geht es um den gleichnamige Novelle des Leopold von Sacher-Masoch aus dem Jahr 1870, in der Herrin Wanda den Severin zu ihrem Sklaven erniedrigt, bis es dem nur so eine Lust ist, was als Masochismus in den Sprachgebrauch überging. Das Epische wurde in den USA schon auf die Theaterbühne gebracht und nun folgt der Film, der dieses Theater als Rahmenhandlung nutzt. Regisseur Thomas sucht eine Hauptdarstellerin für den Broadwayhit in Paris.
Alle sind furchtbar, die vorsprechen, am schlimmsten diese Vanda, die zwar sinnlich, aber ordinär daherkommt, bis sie sich auf der Bühne zum Star mausert. Nun wird das Stück ernsthaft geprobt und alles verdoppelt sich, denn die beiden Stars spielen beide Rollen durch, wodurch der Zuschauer immer wieder gefoppt wird, wer nun wer und was hier ausgetragen wird. Mit Worten, aber geschliffen. Und wie gefährlich grundsätzlich Venus ist, wollen wir hier nicht ausführen.
THE LUNCHBOX
Das ist der nächste richtig gute Film, in dem wir ein Indien erleben, das keine Schablone ist. Wir lernen nebenbei mehr über die kulturellen Unterschiede als uns lieb ist. Das ist ein sanfter Film, in dem wir auf der Leinwand erleben, wie Menschen sich ändern können und wie wenig es bedarf, daß sich jemand beachtet fühlt, was sein Leben verändert. Es geht um einen Mann und eine Frau, die überhaupt nicht füreinander bestimmt erscheinen. Es geht auch um die unglaubliche Praxis des Mittags 5000 Lunchpakete in Mumbai an den richtigen Mann zu bringen. Denn meist sind es Männer, die sie bekommen und Frauen, die sie bereiten. Schöner Film.
ICH UND DU
Regisseur Bernardo Bertolucci sitzt im Rollstuhl und da kommt es gerade recht, daß der Film sich auf den Schauplatz im Keller beschränkt. Das Mietshaus ist groß, im Keller kann man sich verstecken, was die drogenabhängige Schwester tut, aber von ihrem Halbbruder entdeckt wird. Der hat genug eigene Probleme und wir werden eingefangen in eine Geschichte, die uns rührt.