Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21.November 2013, Teil 3

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wir können gar nicht verstehen, daß nicht alle Zeitungen, das Radio und das Fernsehen voll sind von Ankündigungen zu diesem ASCHENBRÖDEL, das andere als ASCHENPUTTEL kennen, weil in diesem Film eine wunderbare Idee hinreißend umgesetzt ist.

 

 

ASCHENBRÖDEL UND DER GESTIEFELTE KATER

 

MÄRCHENFILM nennt sich die Produktionsfirma, die uns mit der Rahmengeschichte vom ASCHENBRÖDEL gleich mit auf den Weg gibt, daß wir hier den ersten von weiteren Märchenfilmen erwarten dürfen. Was die Sache zu etwas Besonderem macht, ist die Ankündigung: „Märchenfilm präsentiert den ersten Film zum Mitsingen, Mittanzen, Mitklatschen, MITMACHEN, das MITMACH-KINO.“ Ob es der erste Film dieser Art ist, wissen wir nicht, wohl aber das die Ankündigung bei der Pressevorführung, bei der wir dabei waren, stimmte.

 

Da gab es nämlich etliche Schulklassen oder Kita-Kinder, die mit voller Begeisterung dieses Mitmachenkönnen in Klatschen, Hilferufe, „Da, da“ oder „nein, nein“ umsetzten, von all den Aufschreien, den Beruhigungslauten und eben dem Mitmachgeräusch einmal ganz abgesehen. Die Kinder waren voll dabei und wie sie auch im Nachhinein begeistert kund taten, hatten ihnen der Film volle Pulle gefallen. Den Erwachsenen auch. Die Idee selbst, wie im Kasperletheater auch den Film als Bühne zu nutzen, die den Zuschauer ins Geschehen mit hineinzieht, ist auf jeden Fall voll aufgegangen.

 

Das hat auch mit der Rahmenhandlung zu tun, die das Märchen einschließt. Das gibt es den kleinen Paul und seinen Teddy MiKi, die beide märchenversessen sind. Den fünfjährigen Paul spielt Ezra Finzi, der Sohn des Schauspielers Samuel Finzi, der seit ein paar Jahren sich in die vorderste Front deutscher Schauspieler – auch am Theater - gespielt hat, übrigens mit einer besonders breiten Palette von Charakteren, denen alle seine sanfte, durch seine bulgarische Herkunft charakterisierte Stimme dennoch etwas Gemeinsames gibt. Aber bleiben wir beim Kindergesicht. Dieser kleine Paul hat Augen wie Wagenräder und allein ein Kind in seiner Unbefangenheit und seinem Spiel ansehen zu können, ist einen Film wert. Natürlich entsprechen solche Kinderaugen auch leicht einem Klischee und können im Kitsch enden, wenn man an Puppen und auch Mangas denkt. Aber eine Gesellschaft, die nur in diesen Kategorien auf strahlende, ängstliche, bekümmerte, fragende Kinderaugen reagieren könnte, wäre menschlich wirklich am Ende.

 

Also die Rahmenhandlung. Neben Vater und Kind gibt es auch die Mutter, die Marie-Sou Sellem darstellt, die allesamt in behaglicher Atmosphäre auf dem Land leben. Da kennt der kleine Paul alles, da hat er seine Freunde. Aber nun soll es nach Berlin gehen. Umzug. Die Eltern freuen sich, der kleine Paul trauert. Und dann fühlt er sich in Berlin genauso fremd und unbehaglich, wie er es befürchtet hatte, bis...Er entdeckt nämlich ein auch in der Wirklichkeit bestehendes Theater: die Märchenhütte. Ein Holzhäuschen wie ein Knusperhäuschen, nur so groß, daß Zuschauer hineingehen.

 

Diese Entdeckung geht aber selbst schon märchenhaft vor sich. Denn da steht auf einmal der Gestiefelte Kater (Carsta Zimmermann) und bittet den kleinen Paul, die Welt der Märchen zu bewahren. Dazu muß er nur mit ihm mitkommen und mit der Hilfe des Aschenbrödels (Claudia Graue) all das andere literarische Personal wieder zum Agieren bringen, damit sie ihre Rollen und auch ihre Texte nicht vergessen. Märchen nämlich muß man aktivieren, damit sie sich erhalten, ist die Botschaft. So wie man heute bei elektrischen Geräten das Aufladen des Akku braucht, denkt sich der Erwachsene bei diesem Ansatz.

 

Paul auf jeden Fall ist sofort dabei und als erstes wird eben die Geschichte vom Aschenbrödel auf die Bühne gebracht, wobei die Zuschauer die Richtung mitbestimmen durch ihr Mitmachen. Ach was, mehr wollen wir gar nicht erzählen, denn solche Filme sind für die ganz kleinen Kinder und haben altersmäßig überhaupt keine Begrenzung nach oben. Nur vertrocknet sollte man nicht sein.

 

P.S. Das mit dem Aschenputtel zum Aschenbrödel verhält sich so: Bei den Brüder Grimm heißt dieses Mädchen Aschenputtel. Aber sie ist ein europäisches Kind, konkret mit französischen Wurzeln, denn schon 1697 gibt es eine CENDRILLON , woraus später dann 1950 bei Walt Disney der Zeichentrickfilm CINDERALLA wurde. Aschenbrödel heißt das Maderl bei Ludwig Bechstein, der 1845 die Geschichte für sein DEUTSCHES MÄRCHENBUCH übernimmt.

 

 

SCHERBENPARK

 

Leider haben wir den Film noch nicht gesehen , interessieren uns aber sehr für Bettina Blümmers neues Werk, die mit PRINZESSINNENBAD einen wundervollen Dokumentarfilm vorlegte. SCHERBENPARK ist der Film nach dem Roman von Alina Bronsky, die eine 17jährige Rußlanddeutsche vor der Brutalität ihrer Umgebung fliehen läßt. Sobald wir die DVD haben, dazu mehr.