Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Mit den ersten Jahren des Wirtschaftswunders, Anfang der 50er Jahre, wuchs in Deutschland die Zahl der Urlauber, die ihre Ferien im Ausland verbrachten. Dabei etablierte sich Italien für die Urlauber aus Westdeutschland als Reiseziel Nummer Eins. Im kriegszerstörten und im Vergleich zu Italien sittenstrengen Deutschland brach eine Italo-Begeisterung aus mit Eisdielen, Pizza, Miracoli und Capri-Hose. Um 1960 ging knapp ein Zehntel der Haupturlaubsreisen nach Italien.
Pepe Danquart trifft auf seiner Reise auf verschiedene Formen des heutigen Tourismus: Er sieht unzählige Touristen auf Capri und ehemalige Fischer, die heute alle Bootsverleiher sind, um die Touristen zur Blauen Grotte zu bringen. Zu Pasolinis Zeiten, so sagen die Einheimischen, kamen nur vereinzelt sehr elitäre Gäste wie Millionäre oder berühmte Schauspieler. VOR MIR DER SÜDEN zeigt auch Badeorte wie Praia mit 7.000 Einwohnern, der im Sommer dank neapolitanischer Urlaubsgäste auf 70.000 Einwohner anwächst. Nur im August, wenn die Urlauber da sind, können die Einheimischen mit ihnen Geld verdienen. Sonst stirbt der Ort langsam aus. Ein Krankenhaus gibt es schon lange nicht mehr. Praia steht exemplarisch für den Süden Italiens, wo der Tourismus nur rudimentär existiert. Ausländische Touristen findet man im Süden kaum, da die vorauszusetzende Infrastruktur dafür in Kalabrien und Apulien grundsätzlich fehlt.
Regisseur Danquart trifft auch auf touristische Orte, die sich seit Pasolinis Zeiten kaum geändert haben. In Palombina an der Adriaküste, so Danquart, ist „am Strand der Sieg des Ruhestands“ zu beobachten. „Diese Leute um die 50, konservieren exakt das Leben, das ihnen ideal erschien, als sie 30 waren. Hier herrscht eine Stimmung wie zu Vorkriegszeiten, als genau diese heute 50-Jährigen gemachte Leute waren und anfingen, sich ein von vornherein sehr geordnetes Leben einzurichten.“
VOR MIR DER SÜDEN zeigt eine Frau in Rimini – der Ort, der in Deutschland als Inbegriff für Italienurlaub galt – , die über den Unterschied zu den früheren Jahren sagt: „Hier am Strand von Rimini gibt es jetzt nur noch Pakistanis und Bangladeshis. Die Einheimischen investieren nicht, weil man nichts mehr verdient, denn kein Tourist gibt mehr 50 Euro für einen Fußball aus oder 20 Euro für ein Schlauchboot. Es gibt nur noch Ramsch, der nichts bringt. So ist es stetig bergab gegangen.“
Den Massentourismus von heute gibt es an einigen Stränden in Italien wie Lido de Jesolo oder Rimini immer noch, nur die Qualität ist eine andere. Die Wertigkeit aus den 50er Jahren existiert nicht mehr. In anderen kleinen Orten am Meer hat das Ausmaß des Massentourismus einen Punkt erreicht, der die Einheimischen zum Klagen und Widerstand mobilisiert. Beste Beispiele sind Capri und Cinque Terre. Aber auch große Städte wie Venedig und Rom, die das ganze Jahr mit einer absurden Zahl an Touristen umgehen müssen, suchen nach Wegen, den Tourismus einzuschränken. Der Süden Italiens, der in den 1950ern nie vom Massentourismus berührt wurde, tut es heute auch nicht. Zu schlecht ist die Infrastruktur.
Filmografie Pasolini (Auswahl)
1975 DIE 120 TAGE VON SODOM
1974 EROTISCHE GESCHICHTEN AUS 1001 NACHT
1972 PASOLINIS TOLLDREISTE GESCHICHTEN
1971 DECAMERON
1969 MEDEA
1968 TEOREMA – GEOMETRIE DER LIEBE
1967 EDIPORE – BETT DER GEWA LT
1966 GROSSE VÖGEL, KLEINE VÖGEL
1964 DAS 1. EVA NGELIUM – M ATTH ÄUS
1964 GASTM AHL DER LIEBE
1962 MAMM A ROMA
1961 ACCATONE – WER NIE SEIN BROT MIT TRÄNEN ASS
1958 LIEBE HAT KURZE BEINE
Fotos:
Leider fehlt in der Onlineversion des Presseheftes die graphische Darstellung Italliens mit der Auflistung aller Orte, an denen sich Pasolini und in seiner Folge Danquart aufhielt, die also auch im Film eine Rolle spielen. Wir haben versucht durch Abfotografieren der schönen Karte in drei Teilen dies zu dokumentieren, was nur leidlich gelungen ist.
©presseheft
Info:
STAB
Regie Pepe Danquart
Drehbuch. Pepe Danquart
Regieassistenz Nadja Röggla
Kamera Thomas Eirich-Schneider
Kameraassistenz Mattia Ott aviani
Montage Andrew Bird, Gregor Bartsch
Musik Amiina
Abspannsong Etta Scollo
Voice-over Ulrich Tukur
Ton Martin Fliri
Sounddesign Clemens Endress
Mischtonmeister Adrian Baumeister
Abdruck aus dem Presseheft
VOR MIR DER SÜDEN zeigt eine Frau in Rimini – der Ort, der in Deutschland als Inbegriff für Italienurlaub galt – , die über den Unterschied zu den früheren Jahren sagt: „Hier am Strand von Rimini gibt es jetzt nur noch Pakistanis und Bangladeshis. Die Einheimischen investieren nicht, weil man nichts mehr verdient, denn kein Tourist gibt mehr 50 Euro für einen Fußball aus oder 20 Euro für ein Schlauchboot. Es gibt nur noch Ramsch, der nichts bringt. So ist es stetig bergab gegangen.“
Den Massentourismus von heute gibt es an einigen Stränden in Italien wie Lido de Jesolo oder Rimini immer noch, nur die Qualität ist eine andere. Die Wertigkeit aus den 50er Jahren existiert nicht mehr. In anderen kleinen Orten am Meer hat das Ausmaß des Massentourismus einen Punkt erreicht, der die Einheimischen zum Klagen und Widerstand mobilisiert. Beste Beispiele sind Capri und Cinque Terre. Aber auch große Städte wie Venedig und Rom, die das ganze Jahr mit einer absurden Zahl an Touristen umgehen müssen, suchen nach Wegen, den Tourismus einzuschränken. Der Süden Italiens, der in den 1950ern nie vom Massentourismus berührt wurde, tut es heute auch nicht. Zu schlecht ist die Infrastruktur.
Filmografie Pasolini (Auswahl)
1975 DIE 120 TAGE VON SODOM
1974 EROTISCHE GESCHICHTEN AUS 1001 NACHT
1972 PASOLINIS TOLLDREISTE GESCHICHTEN
1971 DECAMERON
1969 MEDEA
1968 TEOREMA – GEOMETRIE DER LIEBE
1967 EDIPORE – BETT DER GEWA LT
1966 GROSSE VÖGEL, KLEINE VÖGEL
1964 DAS 1. EVA NGELIUM – M ATTH ÄUS
1964 GASTM AHL DER LIEBE
1962 MAMM A ROMA
1961 ACCATONE – WER NIE SEIN BROT MIT TRÄNEN ASS
1958 LIEBE HAT KURZE BEINE
Fotos:
Leider fehlt in der Onlineversion des Presseheftes die graphische Darstellung Italliens mit der Auflistung aller Orte, an denen sich Pasolini und in seiner Folge Danquart aufhielt, die also auch im Film eine Rolle spielen. Wir haben versucht durch Abfotografieren der schönen Karte in drei Teilen dies zu dokumentieren, was nur leidlich gelungen ist.
©presseheft
Info:
STAB
Regie Pepe Danquart
Drehbuch. Pepe Danquart
Regieassistenz Nadja Röggla
Kamera Thomas Eirich-Schneider
Kameraassistenz Mattia Ott aviani
Montage Andrew Bird, Gregor Bartsch
Musik Amiina
Abspannsong Etta Scollo
Voice-over Ulrich Tukur
Ton Martin Fliri
Sounddesign Clemens Endress
Mischtonmeister Adrian Baumeister
Abdruck aus dem Presseheft