Download 6Das Filmfest München 2021. 1. Juli 2021 - 10. Juli 2021, Teil 12

Romana Reich

München (Weltexpresso) - Für ihr fesselndes Polit-Drama NAHSCHUSS gewann Regisseurin und Drehbuchautorin Franziska Stünkel den Förderpreis Neues Deutsches Kino als Beste Autorin. Die Verleihung fand am Freitagabend im Rahmen des 38. Internationalen Filmfestes München im Innenhof der Hochschule für Film und Fernsehen statt.

„Ich freue mich riesig über den Preis und bin dankbar, dass NAHSCHUSS beim Filmfest München seine Weltpremiere feiern durfte! Der Film liegt mir sehr am Herzen. Fast zehn Jahre habe ich an Nahschuss gearbeitet und für diesen Film gekämpft. Mit Nahschuss möchte ich ein wichtiges Kapitel der Geschichte beleuchten: Die Todesstrafe in der DDR. Doch Nahschuss ist nicht nur ein Film über die Vergangenheit. Noch heute haben mehr als 50 Staaten die Todesstrafe im Strafrecht und wenden sie an. In Nahschuss geht es mir darum zu zeigen, wie der einzelne Mensch sich innerhalb eines politischen Systems verhält und wie ein Unrechtsstaat mit dem Einzelnen umgeht. Nahschuss wollte ich kompromisslos nah an den Menschen erzählen. Ich bin dem herausragenden Cast und meinem leidenschaftlichen Team sehr dankbar, dass sie mit mir diesen intensiven Weg des Drehs zum großen Teil an Originalschauplätzen gegangen sind. Man macht Filme nicht über ein Thema, man macht Filme über Menschen und mit Menschen.“
Franziska Stünkel

Der junge Franz Walter (LARS EIDINGER) hat gerade an der Humboldt-Universität promoviert, als er ein attraktives Angebot vom Auslandsnachrichtendienst der DDR erhält. Geblendet von den vielen Vorzügen, die der neue Job mit sich bringt, nimmt Franz das Angebot an. Gemeinsam mit seiner Freundin Corina (LUISE HEYER) genießt er zunächst das neue Leben. In seinem Vorgesetzten Dirk (DEVID STRIESOW) findet Franz einen ihm wohlgesinnten Mentor, der ihm während der gemeinsamen Auslandseinsätze in der BRD mit Rat und Tat zur Seite steht. Zunächst scheinen Franz‘ Missionen lediglich dem Informationsbedarf der DDR zu dienen, doch dieser wird bald größer und monströser. Als Franz bei seinen Arbeitsaufträgen plötzlich zu Mitteln greifen muss, die er nicht länger mit seinem Gewissen vereinbaren kann, entschließt er sich auszusteigen – doch der Geheimdienst will ihn nicht gehen lassen. Bald ist Franz bereit alle Grenzen zu überschreiten – und Alles zu riskieren. Franz‘ Überlebenskampf gegen ein erbarmungsloses System beginnt.

Mit NAHSCHUSS gelingt Filmemacherin und Fotokünstlerin Franziska Stünkel („Vineta“) ein eindringlicher Film über die Todesstrafe in der DDR. Angelehnt an das Leben des Dr. Werner Teske, der 1981 als letzter Mensch in der DDR zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, erzählt sie in herausragenden Bildern die bestürzende Geschichte eines Mannes, der in die Mühlen eines Unrechtssystems gerät und daran zerbricht. Zu großen Teilen an Originalschauplätzen gedreht, inszeniert Stünkel mutig und radikal: Durch große Ruhe erzeugt sie eine Intensität und emotionale Dichte, die einem den Atem raubt. Dabei steht der Tiefe und Komplexität in dem starken Spiel von Lars Eidinger („Alle Anderen“, „Persischstunden“) die nuancierte und überzeugende Darstellung von Luise Heyer („Das schönste Paar“) und Devid Striesow („Ich bin dann mal weg“, „Yella“) in nichts nach. Dem Film gelingt es, Licht in ein wichtiges Stück deutscher Geschichte zu bringen, das national wie international kaum bekannt ist.

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Info:
NAHSCHUSS ist eine Produktion der Network Movie Film- und Fernsehproduktion Köln in Zusammenarbeit mit Franks Filmproduktion und C-Films Deutschland in Koproduktion mit dem ZDF und Arte. Verliehen wird der Film von Alamode Film, der Weltvertrieb liegt bei Global Screen. Die Redaktion im ZDF liegt bei Daniel Blum, für ARTE bei Olaf Grunert.

NAHSCHUSS wurde gefördert von der Film- und Medienstiftung NRW, der Nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen, der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und dem Deutschen Filmförderfonds (DFFF).