dff.filmkata2KATASTROPHE. Was kommt nach dem Ende? Ausstellung und Filmreihe im DFF Frankfurt, 14. Juli- 9. Januar 2022, Teil 2

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Riesige Kometen, deren Aufschlag auf der Erde gigantische Tsunamis auslöst, globale Verwüstungen durch Überschwemmungen, Feuersbrünste, vergiftete Luft oder Atomkatastrophen: Der Katastrophenfilm und seine anhaltende Anziehungskraft stehen im Mittelpunkt der Ausstellung KATASTROPHE. Was kommt nach dem Ende?  im DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum.

Die völlige Vernichtung der Tier- und Pflanzenwelt durch eine menschengemachte oder naturgegebene „Katastrophe“, die Auslöschung der Menschheit, des Lebens auf der Erde – dieses Szenario fasziniert seit Jahrzehnten Filmemacher:innen in aller Welt. Von ihren Filmen lassen sich Millionen Kinobesucher:innen immer wieder aufs Neue begeistern.

Die Ausstellung KATASTROPHE widmet sich der Beziehung zwischen filmischen und realen Katastrophen: Wie stellen und stellten sich Filmschaffende einerseits und Wissenschaftler:innen andererseits in unterschiedlichen Zeiten die ultimative Vernichtung vor? Wie wahrscheinlich sind die Filmhandlungen? Wie prägen die filmischen Inszenierungen unser aller Vorstellungen von einer Katastrophe?

Die Ausstellung und das begleitende Bildungsprogramm entstanden und entstehen in Zusammenarbeit mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. 


Filmreihe zur Ausstellung
Programm von Mittwoch, 14., bis Samstag, 31. Juli

Begleitend zur Sonderausstellung KATASTROPHE. Was kommt nach dem Ende? zeigt das Kino des DFF eine Auswahl an Katastrophenfilmen auf der großen Leinwand. Jeden Monat gibt es dabei einen besonderen Schwerpunkt. Im August steht etwa „Master of Disaster“ Roland Emmerich mit Werken wie DAS ARCHE NOAH PRINZIP (1984) oder THE DAY AFTER TOMORROW (2004) im Mittelpunkt, gepaart mit einem dokumentarischen Blick auf die Klimakatastrophe. Im Herbst folgen Schwerpunkte zur atomaren Bedrohung mit THE ATOMIC CAFE (1982) oder BRIEFE EINES TOTEN (1986), zum Regisseur Werner Herzog mit Filmen wie LEKTIONEN IN FINSTERNIS (1992) oder THE WILD BLUE YONDER (2005), sowie zum Tierhorror.

Auftakt im Juli
Zum Auftakt im Juli ist ein internationaler Querschnitt aus Katastrophen verschiedener Dekaden zu sehen: Das Erdbeben im frühen Klassiker SAN FRANCISCO (1936), der Hochhausbrand im starbesetzten THE TOWERING INFERNO (1974), die Virus-Bedrohung im Schnellzug in THE CASSANDRA CROSSING (1976), die Meteoriten-Bedrohung als Hollywood-Spektakel in ARMAGEDDON (1998), der verheerende südostasiatische Tsunami von 2004 in THE IMPOSSIBLE (2012), die Science-Fiction-Dystopie in SNOWPIERCER (2013) und eine durch Felsstürze ausgelöste Flutwelle in BØLGEN (2015).

Mittwoch, 14. Juli, 20:30 Uhr
Donnerstag, 15. Juli, 17:45 Uhr

SAN FRANCISCO
USA 1936. R: W. S. Van Dyke
D: Clark Gable, Jeanette MacDonald, Spencer Tracy. 115 Min. 35mm. OF

Blackie Norton (Clark Gable) ist der schillernde Betreiber eines Nachtclubs an der Barbary Coast in San Francisco, zugleich aber ein Jugendfreund des mittlerweile Pfarrer gewordenen Tim Mullin (Spencer Tracy). Fasziniert von der arbeitslosen Sängerin Mary Blake (Jeanette MacDonald), gibt er ihr eine Stelle in seinem Club; als sie das künstlerisch befriedigendere Angebot eines Opernhauses erhält, will Norton sie allerdings nicht aus ihrem Vertrag entlassen. Der Film beginnt mit der Neujahrsfeier für das Jahr 1906 und endet am 18. April desselben Jahres mit dem großen Erdbeben, in welchem das alte San Francisco vollständig zerstört wurde. Die lange Sequenz des Erdbebens gehört zu den spektakulärsten Disaster-Szenen des klassischen Hollywood-Films. Der Titelsong, mehrfach im Film zu hören, wurde ein großer Hit.


Freitag, 16. Juli, 20:30 Uhr
Sonntag, 18. Juli, 17 Uhr

THE TOWERING INFERNO  Flammendes Inferno
USA 1974. R: John Guillermin
D: Paul Newman, Steve McQueen, William Holden, Faye Dunaway, Fred Astaire. 165 Min. 35mm. OF

Vor der Einweihungsfeier des mit 138 Stockwerken höchsten Gebäudes der Welt, des Glass Tower in San Francisco, erfährt der Architekt Doug Roberts, dass nicht nur die nötigen Sicherheitschecks noch nicht komplett durchgeführt wurden, sondern dass der Schwiegersohn des Bauherren auch minderwertiges Material für die elektrische Anlage verwendet hat, um Kosten zu sparen. Als ein kleines Feuer ausbricht, nimmt der Bauherr das zunächst nicht ernst, bis es sich immer weiter ausbreitet ... THE TOWERING INFERNO, das zweite All Star Disaster Movie des Produzenten Irwin Allen nach THE POSEIDON ADVENTURE, ist ein Klassiker seiner Art, nach Schema F konstruiert, aber höchst effizient in Szene gesetzt und mit allen denkbaren Zutaten versehen, deren Thrill kontinuierlich gesteigert wird.


Samstag, 17. Juli, 20:30 Uhr
Mittwoch, 21. Juli, 20:30 Uhr

THE CASSANDRA CROSSING
Großbritannien/Italien/BRD 1976. R: George Pan Cosmatos
D: Sophia Loren, Richard Harris, Ava Gardner, Burt Lancaster. 129 Min. 35mm. OmU

Mit Einführung (Video): Sebastian Schwittay

Bei einem terroristischen Angriff auf die US-Mission der Internationalen Gesundheitsorganisation in Genf wird unbeabsichtigt ein tödliches Virus freigesetzt, an dem dort insgeheim geforscht wird. Der einzige entkommene Terrorist schleppt es an Bord eines Schnellzuges ein, der sich auf dem Weg nach Stockholm befindet. Um das Forschungsprogramm zu vertuschen, übernimmt ein amerikanischer Geheimdienstoffizier das Kommando; der Zug wird umgeleitet und versiegelt. THE CASSANDRA CROSSING ist eine europäische Variante der amerikanischen Katastrophenfilme der 1970er Jahre: deutlich absurder als die Vorbilder, aber fraglos von großer Spannung und mit unüberhörbaren kritischen Untertönen.


Dienstag, 20. Juli, 20 Uhr

ARMAGEDDON  Armageddon – Das jüngste Gericht
USA 1998. R: Michael Bay
D: Bruce Willis, Billy Bob Thornton, Liv Tyler, Ben Affleck. 150 Min. 35mm. OF

Als sich ein riesiger Asteroid der Erde nähert, wendet sich der Chef der NASA an einen renommierten Fachmann für Ölbohrungen: Dieser soll mit seinem Team den Asteroiden ansteuern und mit einer Nuklearexplosion unschädlich machen. Das Team unterzieht sich einem intensiven Training, bevor es in zwei Shuttles zu seiner Mission startet, zunächst zur russischen Raumstation, dann in Richtung des Asteroiden. Der Film des Produzenten Jerry Bruckheimer beginnt mit einem Meteoritenschauer auf New York, der in früheren Zeiten der Höhepunkt eines Films dieser Art gewesen wäre. Alles ist hier exzessiv, auch der amerikanische Heroismus traditioneller Prägung.


Donnerstag, 22. Juli, 17:45 Uhr
Mittwoch, 28. Juli, 20:30 Uhr

THE IMPOSSIBLE  The Impossible – Nichts ist stärker als der Wille zu überleben
Spanien 2012. R: Juan Antonio Bayona
D: Naomi Watts, Ewan McGregor, Tom Holland. 114 Min. DCP. engl. OmU

Eine der größten Naturkatastrophen der vergangenen zwei Jahrzehnte war der Tsunami in Südostasien im Dezember 2004. THE IMPOSSIBLE beruht auf der wahren Geschichte einer spanischen Familie – Vater, Mutter und drei Söhne –, die an der thailändischen Küste Urlaub machte und dort vom Tsunami überrascht wurde. Gegen alle Wahrscheinlichkeit überlebte die gesamte Familie die Katastrophe, welche ansonsten mehrere Hunderttausend Tote kostete. Der Film macht aus der spanischen eine britische Familie, hält sich aber ansonsten stark an die realen Ereignisse. Obwohl im Genre des Katastrophenfilms angesiedelt, lebt THE IMPOSSIBLE weniger von den Special Effects und der äußeren Dramatik als von der emotionalen Kraft des Familiendramas, wenn deren Mitglieder verzweifelt nacheinander suchen.


Dienstag, 27. Juli, 20:30 Uhr
Freitag, 30. Juli, 18 Uhr

SNOWPIERCER
Republik Korea/USA/Frankreich/Tschechien 2013. R: Bong Joon-ho
D: Chris Evans, Jamie Bell, John Hurt, Ed Harris. 126 Min. DCP. engl. OmU

Bong Joon-hos erster englischsprachiger Film ist ein Science-Fiction-Thriller, beruhend auf einer französischen Comic-Vorlage. In einer nicht allzu fernen Zukunft ist nach einem fehlgeschlagenen Experiment die Erde mit einem Eispanzer überzogen, und die Überlebenden rasen in einem Eisenbahnzug um den Globus, wobei eine strikte Klassentrennung herrscht: Die Reichen leben im vorderen Teil des Zugs, die Armen vegetieren streng bewacht im hinteren Teil unter KZ-ähnlichen Bedingungen. Aber die Elenden planen eine Revolte, in deren Verlauf sie sich an die Spitze des Zuges vorarbeiten wollen. SNOWPIERCER ist eine allegorische Dystopie, deren Action in einen philosophischen Überbau und ein retrofuturistisches Production Design verpackt wurde.


Donnerstag, 29. Juli, 18 Uhr
Samstag, 31. Juli, 20:30 Uhr

BØLGEN  The Wave – Die Todeswelle
Norwegen 2015. R: Roar Uthaug. D: Kristoffer Joner, Ane Dahl Torp, Jonas Hoff Oftebro. 105 Min. Blu-ray. OmU

Ein Geologe arbeitet in einer kleinen, an einem norwegischen Fjord gelegenen Forschungsstation. Eines Tages weisen die Messwerte auf die erhöhte Gefahr eines Erdrutsches hin, welcher eine Flutwelle zur Folge hätte, die die kleine Stadt gefährden würde, aber sein Vorgesetzter glaubt an defekte Sensoren. Als sich herausstellt, dass die Sensoren einwandfrei arbeiten, ist es für eine Warnung jedoch zu spät ... Felsstürze solcher Art sind in Norwegen durchaus vorgekommen, und es war die Absicht des Regisseurs Roar Uthaug, den Thrill amerikanischer Katastrophenfilme mit einer realistischen Zeichnung des spezifisch norwegischen Milieus und sowohl der physischen als auch der moralischen Herausforderungen der Figuren zu verbinden.

Foto:
THE TOWERING INFERNO  Flammendes Inferno
©dff.de