Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. Juli 2021, Teil 5
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ehrlich. Ich bespreche viel lieber Filme, in denen ich die Leserinnen und Leser auffordern kann, sich den jeweiligen Film unbedingt anzusehen, statt wie bei INFIDEL sagen zu müssen: „Nur nicht!“. Natürlich langt das nicht, eine Begründung muß her.
Dabei sprach alles für den Film! Regisseur Cyrus Nowrasteh ist zwar schon in den USA geboren, weil sein Vater, ein Berater des Schah von Persiens mit diesem dorthin ins Exil wanderte. Aber iranische Wurzeln sind im Filmgeschäft Gold wert, denn angesichts so vieler hervorragender Regisseure aus dem Iran, mag man schon an genetische Dispositionen denken. Zudem erinnere ich mich an den Regisseur wegen seines Films DER JUNGE MESSIAS, der eigenwillig, aber interessant war. Nur INFIDEL bleibt uninteressant, gerade weil uns alles zu interessant und weltläufig vorgeführt wird. Daß dem Ganzen dann auch noch eine wirkliche Geschichte, die der Regisseur ins Drehbuch verarbeitete, zugrunde liegen soll, macht den Kohl nicht fett.
Es geht um den christlichen Laienprediger, der auch ein internationaler Softwarespezialist ist, Doug Rawlins, der nun ausgerechnet von Jim Caviezel dargestellt wird, dem Hauptdarsteller in DIE PASSION CHRISTI von Mel Gibson. Bekannt ist Doug weil er seine christlichen Botschaften per Blog weitergibt und viele Folgsame findet, also richtig prominent ist. Das hat sich auch woanders herumgesprochen. Und als in Ägypten, einem Land, das sich gerne als Mittler zwischen Kulturen und Religionen gibt, aber in der Mehrzahl muslimisch ist, eine Fernsehdiskussion zum Thema Religionen geplant wird, wird genau Doug eingeladen, weil man von ihm Weitsicht und Weltläufigkeit erwartet, was sich in Toleranz gegenüber denen ausdrücken soll, die in Jesus auch eine wichtige Person sehen, nämlich einen Propheten, wie es Judentum und Islam tuen. .
Doch er unterläuft die Erwartungen des Moderators, als er zugespitzt alle positiven Attribute zu Jesus auf einmal abwehrt und in der Live-Sendung verkündet: „Jesus IST Gott!!“ Ein Eklat, den man vom Brückenbauer der drei monotheistischen Religionen nicht erwartet hat. Seine Ehefrau wohl auch nicht. Die ist in den USA im Regierungsapparat beschäftigt. Die haben das dort auch nicht so gerne, wenn sich einer derart aus dem Fenster hängt. Ob das die Entführer wissen, daß er leichte Beute sein wird. Auf jeden Fall wird er gekidnappt und wacht im Iran wieder auf.
Ehrlich gesagt, ziemlich krude. Da wird hier nur alles behauptet, aber man kann es nicht nachvollziehen. Die Persönlichkeit des Doug bleibt einem verschlossen, denn spätestens ab jetzt wird der Film zu einem undurchsichtigen Agententhriller. Gut gemeint, oder auch nicht, auf jeden Fall schlecht gemacht. Das weiß doch jeder, daß die staatsgläubigen Iraner böse und blöde Kerle sind, die nun den im Kerker vegetierenden Doug sekkieren, schickanieren und zum Tode verurteilen wollen. Das geht alles in Einander über. Gefängnis, Prozeß. Dabei bekommt man dann am Rande mit, daß die Entführer nicht die Iraner waren, sondern eine militante Gruppe der Hisbollah, eine Terrormiliz aus dem Libanon.
Nach allen Regeln der Kunst wird Doug nun gefoltert, um zwei Geständnisse zu erpressen: zum einen sei er ein Spion der USA, zum anderen soll er seinem christlichen Gott abschwören. Seine Frau Liz (Claudia Karvan) versucht, in den USA Befreiungsfäden zu ziehen. Doch da will sich keiner politisch reinhängen, weshalb sie alleine aufbricht, um ihn zu befreien. Doch daran stricken schon andere. Es gibt nämlich die heimliche, die versteckte iranische christliche Kirche, bzw. deren Gläubige, die wie im Alten Rom als Geheimgesellschaft überlebt, ihre Riten zelebriert und nun ihr Idol Doug befreien will.
Das ist alles hanebüchen. Es treten überhaupt keine Charaktere auf, sondern nur Charaktermasken, vom Hauptdarsteller an angefangen. Natürlich sind die Christen gut, natürlich sind die muslimischen Iraner schlecht. Was denn sonst? Aber so peinlich muß das nicht dargestellt werden. Bei so viel Propaganda kommt man ja geradezu ins Grübeln, ob die Welt so schwarz-weiß ist, wie sie im Film dargestellt ist. Auf jeden Fall geht hier alles durcheinander. Ein christlicher Film, der gleichzeitig ein Agententhriller sein will. Doch, das könnte man sich vorstellen. Aber nicht so plump und so daneben.
Foto:
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Info:
SCHAUSPIELERINNEN UND SCHAUSPIELER
Jim Caviezel. Rolle: Doug Rawlins
Claudia Karvan. Rolle: Liz Rawlins
Hal Ozsan. Rolle: Ramzi
Stelio Savant Rolle: Pierre Barthes
Isabelle Adriani Rolle: Maria Landi
Bijan Daneshmand. Rolle: Dr. Hossein Tehrani
Terence Maynard. Rolle: Cameron Dell