Lida Bach

Der preisgekrönte Theaterautor Beau Willimon kennt die Winkelzüge und Fallstricke im Ringen um das höchste Amt aus nächster Nähe. Sein messerscharfer Blick richtet sich nicht auf Triumph und Niederlage aufrechter Männer und Frauen, sondern den psychischen Effekt, welche die Durststrecke auf dem Niemandsland dazwischen hinterlässt.  

Die Auswirkungen sind verheerend: beruflich für diejenigen, die im Machtpoker nicht mit gezinkten Karten spielen, physische für alle, die es bis in die Endrunde schaffen, mehr aber noch moralisch. Manchmal sind sie tödlich. Ob der Tod ein unglücklicher Zufall war, selbst herbeigeführt oder fremd verschuldet, bleibt vage. Obwohl handlungstragend ist er so dezent zurückgenommen, das er fast beiläufig wirkt. Er ist eine Allegorie, das symbolische Sterben eines jugendlichen Idealismus, der kindisch wirkt in der abgekarteten Schachpartie.

Gemäß der bitter realistischen Poesie des dramaturgischen Machtkampfs ist es gerade Paul, dem gleich doppelt das Messer in den Rücken gestochen wird. Was Clooney meint ist: „Loyalität ist die einzige Währung, auf die man sich in der Politik verlassen können sollte.“ So sieht das Idealbild aus. Aber der Regisseur ist nicht daran interessiert es zu zeichnen. Das überlässt er seinem Filmcharakter Gouverneur Morris. Wenn es überhaupt eine Cäsar-Figur in dem gespannten Filmtheater nach Beau Willimons Stück „Farragut North“ gibt, ist es Paul. Auf dem parteipolitischen Parkett, auf dem sich alle Charaktere mit dem offenen Messer in der Tasche bewegen, bereit es gegen Freund und Feind zu zücken, ist er als der einzig Gewissenhafte und Vorsatztreue der fall guy wie es im Englischen in unübersetzbarer Vieldeutigkeit heißt: Prügelknabe, Sündenbock, Bauernopfer.                            

                       

Unter dem bedeutsamen Filmtitel scheint jeder Zug absehbar, doch Clooney arrangiert seine Figuren so geschickt, dass er bis zuletzt über ihre wahre Funktion hinwegtäuscht. In einer frühen Szene sitzen Paul und Stephen mit der „Times“-Reporterin Ida (Marisa Tomei), die sie häppchenweise mit Informationen füttern, zusammen. Freundschaftlich wirkt die Runde fast, erklänge im Hintergrund nicht warnend „We´ll meet again“, dass seit Stanley Kubricks „Dr. Strangelove“ die Konnotation einer Untergangs-Hymne hat. In „The Ides of March“ ersetzt die äußere Vernichtung eine moralische Implosion, die umso quälerischer zu beobachten ist, weil sich in ihr eine noch herbere Realität spiegelt.

 

„...Keep smilin' through Just like you always do Till the blue skies drive the dark clouds far away“     

 (We´ll meet again)