Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 29. Juli 2021, Teil 21
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Mika (Hanna Binke) will für einen Monat nach Kanada und vertraut deshalb Ari (Luna Paiano) ihr Pferd Ostwind an, auch wenn Ari im Gegensatz zur "Schläferin" Mika als "Kriegerin" nicht spüren kann, was den Hengst bewegt. Kurz danach zieht während eines Ausritts in der Nähe von Gut Kaltenbach ein Sommersturm auf. Ari sieht, wie auf der Straße ein Auto mit Pferdeanhänger einen Unfall hat. Sie rettet die Pferde und bringt sie nach Gestüt Kaltenbach.
Die Pferde werden von dem Kunstreiter Nicolai (Nils Brunkhorst) und seinem Sohn Carlo (Matteo Miska) für die große fahrende Pferde-Show Equuleus transportiert. Dabei ist auch das wichtigste Pferd der Show, Orkan, das Ostwind täuschend ähnlich sieht. Nicolai schenkt den Bewohnern von Gut Kaltenbach als Dank 2 Eintrittkarten für die Show. Da Maria Kaltenbach dazu keine Lust hat, überredet Ari Fanny (Amber Bongard), mit ihr zusammen die Show zu besuchen.
Hauptattraktion ist Nicolai mit Orkan. Doch als der Direktor Yiri (Gedeon Burkhard) das Pferd in die Manege holt, bricht es gleich bei den ersten Übungen zusammen und Nicolai verletzt sich schwer am Arm. Die Tierärztin weist darauf hin, dass der Hengst zu alt und zu verbraucht ist und dass er sich vermutlich nicht mehr erholen wird. Yiri aber will, dass Carlo statt seines Vaters bereits in wenigen Tagen die Kunststücke mit Orkan vorführt, denn es besteht die Chance, dass die Show beim weltberühmten Zirkusfestival in Monaco auftreten kann.
Ari ist fasziniert von den Kunstreitern, auch möchte sie das alte Showpferd retten. Sie schmiedet deshalb zusammen mit Carlo einen Plan, um Orkan zu retten. Sie will, dass Carlo auf Ostwind die Kunststücke vorführt. Doch Ostwind lässt sich nur von Ari reiten, deshalb will sie in der Show zusammen mit Ostwind auftreten.
Ari ahnt nicht, dass sie Ostwind dadurch in große Gefahr bringt, denn der Zirkusdirektor Yiri hat sie längst durchschaut und ist eigentlich nur an dem Pferd interessiert, das er durch eine Unachtsamkeit von Ari auch in seine Gewalt bringen kann.
Doch Mika spürt in Kanada die Gefahr für ihr Pferd und reist rasch nach Kaltenbach zurück. Ari und Mika versuchen zusammen mit Carlo, Amber und dem Stalljungen Sam (Marvin Linke), Ostwind zu retten. Doch sie müssen sich beeilen, denn Yiri ist schon dabei sich zusammen mit Ostwind abzusetzen...
Filme über die Liebe von jungen Mädchen zu Pferden gibt es unendlich viele. Neben den Ostwind-Filmen sind in den letzten Jahren z.B. erschienen: "Wendy - der Film" (2017) und dessen Fortsetzung "Wendy 2 - Freundschaft für immer" (2018), "Rock My Heart" (2017) oder auch "Immenhof - Das Abenteuer eines Sommers" (2018) - dazu wird es im Januar 2022 eine Fortsetzung geben. Auch wenn Bibi zaubern kann, gehören die vier Filme von Regisseur Detlev Buck "Bibi & Tina" (2014), "Bibi & Tina: Voll verhext!" (2014), "Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs" (2016) und "Bibi & Tina: Tohuwabohu Total" (2017) ebenfalls in diese Kategorie.
"Ostwind - Der große Orkan" ist der fünfte und letzte Teil der Reihe über den stolzen Hengst Ostwind, der ein Enkel des bekannten Olympiapferdes Halla sein soll. Die vorherigen Filme waren "Ostwind - Zusammen sind wir frei" (2013), "Ostwind 2 - Rückkehr nach Kaltenbach" (2015), "Ostwind 3 - Aufbruch nach Ora" (2017) sowie "Ostwind - Aris Ankunft" (2019). Im Gegensatz zu den vorherigen Filmen geht es hier nicht um die Probleme von Gut Kaltenbach. Aus diesem Grund spielt auch der größte Teil des Filmes außerhalb des Gutes. Es geht vielmehr vor allem um Ari, die ihren Platz im Leben finden muss, und Aris innere Auseinandersetzung mit sich und dem Mika gegebenen Versprechen, auf Ostwind aufzupassen.
Lea Schmidbauer, die bei den vorherigen Filmen für das Drehbuch verantwortlich war, hat hier sowohl als Drehbuchautorin als auch als Regisseurin gearbeitet. Lea Schmidbauer hat auch 5 der 6 Bücher (mit)-geschrieben, die über Ostwind erschienen sind. Neben den Büchern und Spielfilmen gehören übrigens auch weitere Buchreihen, Hörspiele, Computerspiele und Magazine zum Ostwind-Franchise.
Neben einigen neuen Gesichtern wie Gedeon Burkhard als Zirkusdirektor Yiri, Matteo Miska als Zirkusjunge Carlo oder Nils Brunkhorst als dessen Vater Nicolai gibt es auch ein Wiedersehen mit Luna Paiano als Ari, Hanna Binke als Mika, Amber Bongard als Fanny, die mit ihrem trockenen Humor wieder mal die besten Einzeiler hat, Marvin Linke als Sam, Cornelia Froboess als Maria Kaltenbach und dem kürzlich verstorbenen Tilo Prückner als geheimnisvoller Nachbar Herr Kaan. Es ist sehr schön, dass im letzten Film der Reihe noch einmal alle wichtigen Darsteller - wenn auch nur in kleineren Rollen - zu sehen sind, da Ari und Carlo die Hauptrollen spielen.
In dem Film wird die Geschichte Aris weitererzählt, denn obwohl sie jetzt auf Kaltenbach wohnt, hat das junge Mädchen immer noch nicht ihren Platz gefunden. Wie die junge Schweizer Schauspielerin Luna Paiano zeigen kann, ist Ari längst nicht mehr eine so rebellische Rabaukin wie im Vorgängerfilm. Als sie aber die Pferde-Dressur in der Equuleus-Show sieht, glaubt sie, ihre Berufung als Kunstreiterin gefunden zu haben. Außerdem möchte sie den kranken Orkan entlasten, indem sie stattdessen Ostwind auftreten lässt.
Als Gegenspieler tritt dieses Mal keine Rivalin auf, die mit der Protagonistin konkurrieren will, und auch kein Feind, der das verschuldete Gestüt kaufen will, sondern Gedeon Burkhards Yiri ist ein Zirkusdirektor, der hofft durch Ostwind endlich in der oberen Liga der Zirkusartisten mitspielen zu können - er will mit seiner Show beim Zirkusfestival in Monaco und nicht auf dem Dorf auftreten. Gedeon Burkhard spielt die Rolle hervorragend, auch wenn einige Szenen am Ende des Films doch etwas in Slapstick ausarteten.
Durch die Story ist das Showreiten und Voltigieren ein wichtiger Bestandteil des Films, die sich in spektakulären und beeindruckenden Reitsequenzen zeigen. Diese Sequenzen wurden von Kameramann Florian Emmerich hervorragend eingefangen. Dabei sind besonders die Zirkusszenen mit dem Pferd im Gegenlicht hervorzuheben. Aber auch die Landschafts-, Reit- und weitere Pferdeaufnahmen waren ein wichtiger Teil, die wie schon in den vorhergegangenen Filmen mit dem Score von Annette Focks unterlegt wurden.
Der Film wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat besonders wertvoll ausgezeichnet, da er großartiges Emotionskino mit hervorragenden Darstellern und zahlreichen sehenswerten Momenten zeigt, das auch Nicht-Pferdefreunde ins Kino locken kann. Die FBW Jugendfilm-Jury gibt dem Film 3,5 Sterne, da die Story gut umgesetzt, unterhaltsam und spannend aber leider stellenweise etwas vorhersehbar sei. Die Jury empfiehlt den Film für alle Pferdeliebhaber/-innen ab 5 Jahren.
Insgesamt treten in "Ostwind - Der große Orkan" neben neuen Rollen auch alle bekannten und beliebten Charaktere noch einmal auf, damit findet das Abenteuer rund um das Gestüt Kaltenbach und den stolzen Hengst Ostwind ein hervorragend gemachtes, spannendes und emotionales Finale. Das führt ganz sicher dazu, dass nicht nur die jugendlichen Pferdeliebhaber den Film genießen werden, sondern der fünfte Teil über Ostwind bietet auch perfekte Kinounterhaltung für Erwachsene.
Foto 1: Mika (Hanna Binke) und Ari (Luna Paiano) mit Ostwind © Constantin Film Verleih GmbH
Foto 2: v.l.n.r. Carlo (Matteo Miska), Sam (Marvin Linke), Fanny (Amber Bongard), Mika (Hanna Binke) und Ari (Luna Paiano) © 2020 Constantin Film Verleih GmbH
Info:
Ostwind - Der große Orkan (Deutschland 2020)
Genre: Pferdefilm, Kinder- und Jugendfilm, Drama, Familie
Filmlänge: ca. 102 Minuten
Regie: Lea Schmidbauer
Drehbuch: Lea Schmidbauer
Darsteller: Luna Paiano, Hanna Binke, Matteo Miska, Amber Bongard, Marvin Linke, Tilo Prückner, Cornelia Froboess, Nils Brunkhorst, Gedeon Burkhard u.a.
Verleih: Constantin Film Verleih GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 29.07.2021