Serie: Ab 27. 10.: Die Sonntagnachtkrimireihe des ZDF um JACK TAYLOR des Iren Ken Bruen, Teil 5

 

Elisabeth Römer

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – In der Tat sind das zwei ganz verschiedene Dinge, die bisher neunbändige Jack Taylor Reihe aus dem Atrium Verlag, die Harry Rowohlt so lautmalerisch übersetzt, daß man daraus viel über das Deutsche lernt, und die Filme der ersten Staffel, die das ZDF Sonntagnachts zeigt, morgen den sechsten und erstmal letzten.

 

Haben wir uns am Anfang noch mächtig angestrengt, die Bücher bei der Bekanntgabe der einzelnen Sendungstermine noch einmal zu lesen und inhaltlich treffend wieder zu geben, so sind wir spätesten beim letzten Mal auf dem Krimiverfilmungseis ausgerutscht. Denn beim letzten Mal wurde der Romaninhalt rasant aufgeladen mit sehr viel Ereignissen, die hinzugekommen sind, damit die ganze Geschichte fernsehgerechter mit „viel Action“ abläuft. Denn eigentlich ist dieser Jack Taylor ja einer, der immer sehr viel überlegen muß, ob er sich überhaupt reinhängt und eben den Skrupel zu seinem Begleiter hat.

 

Ja, stimmt, sein Hauptbegleiter ist der Suff. Aber das macht sich im Fernsehen auch nicht so gut. Denn über Entgleisungen zu schreiben, die ihm dann passieren, ist ein Leichtes. Aber die Paranoia zu spielen, die ihn oft bewegt und den alkoholisierten Jack dann leibhaftig über den Bildschirm wanken und sich übergeben zu sehen, macht sicher auch keinen Spaß. Insofern verstehen wir, daß es zu den alkoholischen Exzessen der einzelnen Folgen weniger kommt. Was wir aber bedauern, ist, daß es so wohl auch die literarischen Exzesse erwischt.

 

Denn gerade für den morgigen Krimi – Er heißt hier: Das schweigende Kind, im Original: Jack Taylor liegt falsch - hatte sich Jack Taylor literarisch ins Zeug gelegt und uns mit einer solchen Fülle von Autorennamen und Buch- und Gedichttiteln gefüllt, daß wir noch stundenlang recherchierten, denn uns liegt daran, die Lektüre des Jack Taylor, von der wir mal vermuten, es sei die Lieblingslektüre des Autors Ken Bruen, nachvollziehen zu können. Aber weder das vor sich Hinlesen, noch das Erwähnen der Verfasser der Bücher und der Inhalte der Texte macht sich im Fernsehen gut, das ein Medium der Tat ist, weniger eines des Räsonierens und über die Welt Nachdenkens.

 

Genau aber das ist die Stärke des Jack Taylor und das, warum wir uns damit so ausdauernd beschäftigen, wie wir es in diesen Wochen tun, wobei wir gespannt sind, wenn am 9. Dezember die bisher sechsteilige Serie als DVDs erscheinen, wie die Filme wirken, wenn man sie hintereinander wegsieht. Wir vermuten mal, daß man sich dann mehr auf die Zwischentöne konzentrieren kann, die von der einen Folge zur anderen hoffentlich erfolgen. Denn bisher haben wir uns immer auf das Einigende von Buch und Film gestürzt und sind das letzte Mal richtig abgestürzt, so wenig war noch vorhanden.

 

Damit uns das nicht wieder passiert, soll es diesmal stärker am Film entlang gehen und nur jeweils erwähnt werden, was bei beiden anders ist. Im sechsten Film DAS SCHWEIGENDE KIND geht es um das Buch JACK TAYLOR LIEGT FALSCH. Das ist sein zweiter Fall, nach JACK TAYLOR fliegt raus, womit die ZDF-Serie begann als DER EX-BULLE. Eigentlich kommt Jack Taylor aus London zurück nach Galway: „Der Bub ist wieder in der Stadt. Als der Bus in Galway einfuhr,...“ beginnt dieser zweite Roman um Jack Taylor, wo sein Kompagnon, der sich ihm als Assistent andienende Cody überhaupt noch eine Zukunftsfigur ist. Im Film allerdings ist es der Schock um den angeschossenen Cody, weshalb er Galway Richtung Dublin verläßt. Er fühlt sich nicht nur verantwortlich für den im Koma liegenden Cody; er ist es auch und muß schon deshalb auch im Film mehr trinken als zuvor, weil seine Sorgen nicht mehr um seine eigene Existenz kreisen.

 

In Dublin versucht er weiterhin mit Gelegenheitsjobs als Ermittler über die Runden zu kommen und führt Dinge aus, die ihn wenig interessieren, wie untreue Ehefrauen zu beschatten. Er ist ganz unten angekommen. Ganz unten befinden sich in der Gesellschaftshierarchie auch die TRAVELLER genannten Familien, also fahrendes Volk, zu denen man hierzulande Zigeuner sagte, dann als Sinti und Roma einen neutraleren Ausdruck fand. Das Problem bleibt. Im Buch wird er von einem Anwalt, der es aus den miesen Verhältnissen nach ganz oben geschafft hat und der sich für seinen Clan verantwortlich fühlt, zu Hilfe gerufen.

 

Hier wird er unmittelbar mit einem Verbrechen konfrontiert, als im den Nachts aus dem Wald ein blutüberströmtes Mädchen namens Rosie entgegenläuft, das aus dem Wohnwagenareal – wir stellten uns das als einen größeren Campingplatz vor – stammt und das wohl Zeugin wurde, wie ihre Mutter Sinead ermordet wurde. Wie überall ist auch in Irland die Polizei voller Vorurteile, wenn es um diese Personengruppe geht, denn man glaubt, daß dort jeder ein potentieller Verbrecher ist und sich die verschiedenen Clans gegenseitig umbringen. Verhältnisse wie in der Mafia eben.

 

Doch Jack glaubt das nicht unbedingt. Abgesehen davon, daß er derzeit ähnlich lebt, will er den Mörder auf jeden Fall finden und überzeugt Sweeper Mangan, den Chef des Clans und Schwager der Ermordeten, daß er den Mörder finden kann. Rosies Vater Eddie Mangan der unter Mordverdacht steht und Verbindung zur Drogen- und Unterweltszene haben soll, ist gegen Jacks Einmischung. Jack erkennt eine tiefe Kluft zwischen den Brüdern: Eddie ist davon überzeugt, dass Sweeper eine Affäre mit seiner Frau Sinead hatte.

 

Das alles ist völlig anders als im Roman, aber dennoch bleibt das Thema einer Menschengruppe, die von den Herrschenden ausgegrenzt werden. Was jedoch gleich ist, ist das mit Rosie ein traumatisiertes Mädchen da ist, die über das Geschehene und Gesehene schweigt. Sie fühlt sich am Tod der Mutter schuldig, weshalb ihr Taylor nahe ist, der sich an Codys Koma ständig erinnert. Und nun dramatisiert sich alles. Denn auf einmal steht auch der Wagen des verdächtigen Vaters in Flammen, der darin sogar verbrennt, woraus die Polizei nun ableitet, daß Sweeper selbst das Feuer gelegt habe und diesen verhaftet..

 

Jack Taylor weiß es besser und und wir mit ihm. Schön, daß die irische Schönheit, seine eigentlich lesbische Kollegin, wieder eine tragende Rolle spielt, denn sie kann von Rosie einfach mehr erfahren, als jeder, auch jeder gutmeinende Mann. Wie seine Kollegin aus Galway nun nach Dublin kommt, ach darauf kommt es nicht so an!

 

ZDF, Jack Taylor: Das schweigende Kind, Sonntag, 22 Uhr

 

Die Romane erscheinen im Atrium Verlag Zürich

Hier: Ken Bruen, Jack Taylor liegt falsch, 2. Folge 2010, übersetzt von Harry Rowohlt, Irish Crime

 

Der letzte der bisher neun Kriminalromane, alle in der Übersetzung von Harry Rowohlt und alle im Atrium Verlag Zürich, war im März 2013 "Ein Grabstein für Jack Taylor"

 

www.atrium-verlag.com