SuicideSquad1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. August 2021, Teil 2

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Einsatzleiterin Amanda Waller (Viola Davis) braucht wieder einmal neue Mitglieder für ihre Spezialeinheit genannt Task Force X. Sie besteht aus den schlimmsten Superschurken der USA. Den Insassen des Belle Reve Gefängnisses wird für einen erfolgreichen Einsatz ihre Haftstrafe um zehn Jahre verkürzt, wenn sie ihn überleben. Allerdings bedeutet auch eine falsche Entscheidung den sicheren Tod, egal ob durch den Gegner, einen Teamkollegen oder durch die Einsatzleiterin, die die Squad mit ihrem Team immer am Bildschirm beobachten lässt.

Nach einem fehlgeschlagenen Einsatz stellt Waller eine neue Truppe zusammen, zu der Bloodsport (Idris Elba), Peacemaker (John Cena), Ratcatcher 2 (Daniela Melchior), Polka-Dot Man (David Dastmalchian) und "King Shark" Nanaue (Steve Agee, Originalstimme: Sylvester Stalone) gehören und zu der später auch noch Colonel Rick Flag (Joel Kinnaman) und Harley Quinn (Margot Robbie) stoßen.

Die Task Force X werden von ihren Überwachern abfällig als Suicide Squad bezeichnet und es wird gewettet, wer den Auftrag letztendlich überlebt. Der Ort der neuesten Mission ist der Inselstaat Corto Maltese. Dort hat gerade eine Revolution stattgefunden und das von der US-Regierung unterstützte Regime wurde gestürzt. Doch die Task Force soll nicht etwa das alte Regime retten, sondern die Aufgabe des Teams ist es, das geheime Projekt Starfish zu vernichten - eine Geheimwaffe intergalaktischen Ursprungs - denn das Projekt stellt jetzt nach Aussage von Waller eine Gefahr für die Vereinigten Staaten von Amerika dar.

Doch schon nach ihrer Ankunft in Corto Maltese muss sich das Team erst einmal ihrem Weg durch den von Guerillas und dem Militär des neuen Regimes bevölkerten Dschungel bahnen, dabei machen sie bei den Menschen, die sie unterwegs treffen, keine Gefangenen. Doch die größte Überraschung und schwierigste Aufgabe erwartet die Gruppe dann in dem abgeriegelten Versuchsgelände namens Jotunheim...


SuicideSquad2"The Suicide Squad" ist nicht der Nachfolger von den zwei vorangegangenen Filmen "Suicide Squad" (2016) und dem danach spielenden "Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn" (2020). Es treten zwar noch einige Schauspieler wieder in ihren Rollen aus dem ersten Film auf, allerdings haben nur Margot Robbie als Harley Quinn, Joel Kinnaman als Rick Flag und Viola Davis als Amanda Waller größere Rollen. Will Smith ist als Deadshot nicht mehr mit von der Partie.

Regisseur ist dieses Mal James Gunn, der auch selbst das Drehbuch geschrieben hat. Gunn hat bereits für das Marvel Universum mit den beiden "Guardians of the Galaxy"-Filmen (2014 + 2017) große Box-Office Erfolge gehabt. Beim ersten "Suicide Squad"-Film hat das Studio Warner Bros. dem Regisseur David Ayer ziemlich hineingeredet, da Warner im Gegensatz zum Regisseur eine jugendfreie Version wollte. Dieses Mal hat das Studio alles Anderes gemacht. James Gunn hatte völlig freie Hand, um einen Blockbuster-Film zu drehen, der ausgesprochen brutal und blutig, der aber daneben auch mit vielen verrückten Ideen gespickt ist, von denen einige - zugegeben - ganz nahe an der Geschmacklosigkeit sind.

Zu Beginn des Films treten recht viele Personen der Task Force X auf, die gleich darauf radikal dezimiert wird, während ihre Geheimdienst-Bewacher überaus zynisch darauf wetten, wer und in welcher Reihenfolge die Mitglieder der Squad sterben werden.

In einer späteren Szene werden Bloodsport und Peacemaker eiskalt ein ganzes Dorf niedermetzeln, sich dabei auch noch in den Tötungsarten und der Anzahl der Toten übertreffen wollen und sich nebenbei streiten, wer von Beiden dabei cooler aussieht (einen Sport daraus zu machen, die toten Feinde zuzählen, hat man ja auch schon bei Legolas und Gimli in den "Herrn der Ringe"-Filmen gesehen). Erst im Nachhinein erfahren sie, dass die Toten eigentlich nicht ihre Feinde sind.

Eine weitere Szene, die vom Regisseur gegen die üblichen Erwartungen gebügelt wird, ist ein Zusammentreffen von Bloodsport mit seiner entfremdeten Teenager-Tochter, die nicht in einer Umarmung, sondern in einem wilden Schreiduell voller nicht ganz jugendfreier Beleidigungen endet.

Neben Bloodsport und Peacemaker, die sich immer wieder übertreffen müssen, gibt es noch einige weitere Mitglieder der Squad, die dem Zuschauer sicher im Gedächtnis bleiben. Da ist vor allem der auf zwei Beinen gehende, sein Fressverhalten nicht immer unter Kontrolle haltende Mensch-Hai Hybrid Nanaue, der im Original von Sylvester Stallone gesprochen wird, allerdings ist sein Wortumfang nicht besonders groß. Trotzdem hat er immer wieder die Lacher auf seiner Seite.

Ein weiteres Mitglied ist die junge Ratcatcher 2, die nicht nur immer wieder einschläft, sondern auch die niedliche Ratte Sebastian (mit kleinem Rucksack) hält, und die in der Lage ist, alle Ratten der Umgebung zusammen zu rufen und für sich arbeiten zu lassen. Was wiederum Bloodsport große Probleme bereitet, denn er ist ziemlich allergisch gegen die Tierchen - und nicht nur wenn sie zu Hunderten auftreten.

James Gunn schafft es im Laufe des Films, neben Idris Elba als Bloodsport und John Cena als Peacemaker auch einigen anderen wichtigen Mitgliedern der Suicide Squad immer wieder großartige und auch emotionale Szenen zu geben, so z.B. die Rückblicke von Daniela Melchior als Ratcatcher 2, die sich an ihren drogensüchtigen Vater (Taika Waititi) erinnert und wie es dazu kam, dass sie Ratten zu ihren Freunden zählt.

Auch der Hintergrund von David Dastmalchians Polka-Dot Man, der regelmäßig massenweise gefährliche bunte Punkte auskotzen muss, weil sie ansonsten seinen ganzen Körper zerfressen würden, wird angesprochen, denn er kann besonders viele Punkte bilden und aussenden, wenn er an seine (nicht sehr liebevolle) Mutter denkt.

Dadurch fallen die Charaktere nicht gegen die zugegeben grandios aufspielende Margot Robbie als Harley Quinn ab. Leider gehören deren Szenen zu Beginn des Films bis sie endgültig mit den anderen Mitgliedern zusammen arbeitet, nicht unbedingt zu den Höhepunkten.

Die Superschurken bringen Menschen ohne mit der Wimper zu zucken um, allerdings ist die von Viola Davis gespielte Task Force Leiterin Amanda Waller um keinen Deut besser. Sie schickt nicht nur die Suicide Squad los, sondern bringt sie auch deren Mitglieder kaltblütig um, wenn sie nicht nach ihren Regeln handeln, so dass selbst ihre abgebrühten Mitarbeiter manchmal schlucken müssen und aufbegehren. Eigentlich ist nur der von Joel Kinnaman gespielte Colonel Rick Flag immer wieder mal die Stimme der Vernunft, soweit das in einem solchen Haufen überhaupt möglich ist.

Wie in seinen beiden "Guardians of the Galaxy"-Filmen hat James Gunn in "The Suicide Squad" wieder wunderbar die Musik (teilweise auch völlig gegen den Strich) in den Film integriert und dabei auch alte Schlager aus der Mottenkiste geholt, wie z.B. Louis Primas Just A Gigolo oder der im Gedächtnis bleibende Einstieg in den Film mit Johnny Cashs Folsom Prison Blues.

Insgesamt ist "The Suicide Squad" zwar ein anarchistischer und übermäßig brutaler Film, aber die auch audiovisuell gelungenen Actionszenen strotzen nur so von Gespür für Rhythmus und Timing, Kreativität und Humor. Dies gilt selbst für den Endkampf gegen den abgedrehtesten Gegner in einem Blockbuster-Film seit langem - einem riesengroßen Alien-Killer-Seestern, der auch mit Hilfe seiner Mini-Seesterne kämpft. Allein dadurch schafft es Gunn, eines der atemberaubendsten, spannendsten, bestinszenierten und -choreografierten Comic-Film-Finale der letzten Jahre hinzulegen. Der Film ist deshalb für Comic-Fans ein unbedingtes Muss, auch wenn man eigentlich mehr ein Marvel- als ein DC-Comic-Fan ist.

Zusatz: Der Film hat eine Szene nach dem Abspann, der darauf hindeutet, dass es für einen der Haupt-Charaktere im nächsten Jahr ein Wiedersehen in einer Serie beim Streaming-Dienst HBO geben wird.

Foto 1: Margot Robbie als Harley Quinn © Warner Bros. Pictures Germany
Foto 2: Daniela Melchior als Ratcatcher 2 und Idris Elba als Bloodsport © Warner Bros. Pictures Germany

Info:
The Suicide Squad (USA 2021)
Originaltitel: The Suicide Squad
Genre: DC-Comics, Action, Abenteuer, Comic-Adaption, Fantasy, Komödie, Science Fiction
Filmlänge: ca. 132 Minuten
Regie: James Gunn
Drehbuch: James Gunn
Darsteller: Margot Robbie, Idris Elba, John Cena, Joel Kinnaman, Jai Courtney, Peter Capaldi, David Dastmalchian, Daniela Melchior, Michael Rooker, Alice Braga, Pete Davidson, Joaquín Cosio, Juan Diego Botto, Storm Reid, Nathan Fillion, Steve Agee, Sean Gunn, Mayling Ng, Flula Borg, Jennifer Holland, Tinashe Kajese, Sylvester Stallone, Viola Davis u.a.
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 05.08.2021