Das Fantasy-Meisterwerk am Sonntag, 8. August 2021 bei Pro 7
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Elisa Esposito (Sally Hawkins) ist seit ihrer Kindheit stumm aber nicht taub. Sie arbeitet in den späten 1950er Jahren als Reinigungskraft in einem geheimen amerikanischen Versuchslabor namens Occam Aerospace Research Center. Dort putzt sie zusammen mit ihrer Kollegin und Freundin Zelda Fuller (Octavia Spencer), die während der Arbeit für zwei redet. Zelda kümmert sich um Elisa, z.B. wenn diese mal wieder etwas spät zur Arbeit kommt und Zelda schon Elisas Stempelkarte in der Hand hält.
Außer Zelda hat Elisa nur noch einen Freund - ihren Nachbarn Giles (Richard Jenkins), einen erfolglosen Grafiker, der sich zu Männern hingezogen fühlt, es aber im prüden, homophoben Amerika der 1950er Jahre nicht ausleben kann.
Eines Tages kommt ein neues Versuchsobjekt in das Labor, das in einem großen Wassertank angeliefert wird. Es wird von dem Sicherheitsexperten Richard Strickland (Michel Shannon) brutal bewacht und soll von dem Wissenschaftler Robert Hoffstetler (Michael Stuhlbarg) und seinen Mitarbeitern untersucht werden.
Der Wassertank enthält einen Amphibien-Mann (Doug Jones), der im Amazonas in Südamerika gefangen wurde. Dort haben die Einheimischen ihn wie einen Gott verehrt. Im Experiment soll das komplexe Atemwegssystem des Wesens studiert werden, um die Ergebnisse möglicherweise für das amerikanische Weltraumprogramm nutzen zu können. Gleichzeitig versuchen russische Spione zu verhindern, dass die Amerikaner mit ihren Versuchen Erfolg haben.
Als Elisa sich dem Tank nähert, wird sie sofort von dem seltsamen Wesen in den Bann gezogen. Sie besucht den Amphibien-Mann regelmäßig jede Nacht, bringt ihm Eier mit, spielt ihm Musik vor, tanzt zur Musik und beginnt mit ihm in der Gebärdensprache zu kommunizieren.
Während Elisa ein Wesen entdeckt, das genauso einsam ist wie sie selbst und das sich gerne mit ihr unterhält, erhält Strickland Druck von seinem Vorgesetzten, da er keine verwertbaren Ergebnisse vorweisen kann. Deshalb soll er den Amphibien-Mann jetzt töten und sezieren. Dies passt dem Wissenschaftler Robert Hoffstetler ganz und gar nicht.
Als Elisa diese Absicht mithört, weil die Putzfrauen in so einem Labor überhaupt nicht wahrgenommen werden, entschließt sie sich zu handeln. Mithilfe ihrer Freunde versucht sie, eine Rettungsaktion zu starten, um das wunderschöne fremde Wesen aus dem Labor zu schaffen und es wieder in die Freiheit zu entlassen...
Regisseur von "Shape of Water - Das Flüstern des Wassers" ist der mexikanischen Regisseur Guillermo del Toro, der auch zusammen mit Vanessa Taylor das Drehbuch verfasst hat. Das Drama gewann bei seiner Premiere im August 2017 bei den Internationalen Filmfestspielen Venedig den Goldenen Löwen als bester Film.
Inzwischen erhielt der Film viele weitere Preise, z.B. wurde er bei den Golden Globe Awards 2018 mit 2 Awards ausgezeichnet - Guillermo del Toro als bester Regisseur und Alexandre Desplat für die beste Filmmusik. Das Drama erhielt insgesamt 13 Oscar Nominierungen und gewann 4: als bester Film (Guillermo del Toro, J. Miles Dale), für die beste Regie (Guillermo del Toro), die beste Filmmusik (Alexandre Desplat) und das beste Szenenbild. Die deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnete ihn mit dem Prädikat "besonders wertvoll" aus.
Der Regisseur hat mit der englischen Schauspielerin Sally Hawkins eine wunderbar zarte und verletzliche Darstellerin für die stumme Elisa Esposito gefunden. Hawkins wurde für ihre Darstellung der Elisa zu Recht für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert. Dies ist Hawkins zweiter Film nach "Maudie" innerhalb kurzer Zeit, in dem sie eine einsame und behinderte aber am Ende starke und selbstbestimmte Frau darstellt, die ihre Behinderung überwindet. Sie hat ein tolles Ensemble an ihrer Seite, aus dem Richard Jenkins als genauso einsamer schwuler Nachbar Giles, Octavia Spencer als hilfreiche, schnell sprechende Freundin und Arbeitskollegin Zelda Fuller sowie Michael Shannon als brutaler und rassistischer Sicherheitschef Richard Strickland herausragen.
Der Film zeigt tolle Aufnahmen von Kameramann Dan Laustsen. Auch das Design der 1950er Jahre ist absolut stimmig. Der Soundtrack von Alexandre Desplat passt in jeder Einstellung und wurde zu Recht mit Preisen überhäuft. Das Drama ist relativ geradlinig erzählt - was aber nicht stört. Zudem ist er in einigen Szenen recht blutig und spart auch nicht mit teilweise rabenschwarzem Humor.
"Shape of Water" ist ein wunderschönes, sinnliches Märchen für Erwachsene. Er ist sicher nach "Pan's Labyrinth" (2006) Guillermo del Toros bester Film. Die Story ist eine entfernte Version von "La Belle et la Bête". Daneben zeigt der Film aber auch die Folgen des Kalten Krieges auf und spiegelt in der unmöglichen und verbotenen Liebe zwischen Elisa und dem Amphibienmann aber auch Rassismus, Sexismus und zusätzlich auch noch die Homophobie der 1950er Jahre wider.
Insgesamt ist "Shape of Water – Das Flüstern des Wassers" ein etwas blutiger Fantasyfilm mit tollen Schauspielern. Er ist als Märchen für Erwachsene auch im Fernsehen unbedingt sehenswert. Leider zeigt Pro 7 nur eine gekürzte Fassung ab 12 Jahren. Wer die Originalfassung sehen möchte, sollte auf die Blu-ray zurückgreifen.
Foto 1: Elisa Esposito (Sally Hawkins) © Twentieth Century Fox / Pro7
Foto 2: Der Amphibienmensch (Doug Jones) © Twentieth Century Fox / Pro7
Info:
Shape of Water - Das Flüstern des Wassers (USA 2017)
Originaltitel: The Shape of Water
Genre: Science Fiction, Drama, Fantasy
Filmlänge: ca.120 Min., Originalfassung: ca. 135 Min.
Regie: Guillermo del Toro
Drehbuch: Guillermo del Toro, Vanessa Taylor
Darsteller: Sally Hawkins, Michael Shannon, Richard Jenkins, Doug Jones, Michael Stuhlbarg, Octavia Spencer u.a.
FSK: gekürzte Fassung ab 12 Jahren
"Shape of Water - Das Flüstern des Wassers" wird am Sonntag, dem 08.08.2021 um 20:15 Uhr bei Pro7 zu sehen sein. Der Sciene Fiction Film wird am Montag, dem 09.08.2021 um 00:45 Uhr wiederholt.