beflugelt1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. August 2021, Teil 10

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ob in intelligenten wie einfühlsamen, dabei immer fesselnden Darbietungen, in Familiendramen sowie einigen der originellsten Geschichten der Gegenwart, stets verleiht Naomi Watts ihren Figuren emotionale Tiefe und Lebendigkeit, nie scheuen diese vor der inneren Verwandlung zurück. All ihre Rollen profitieren von Watts' prägnanter zielsicherer Darstellung. Im Fall von Sam Bloom, bedurfte es einer mehrschichtigen Betrachtungsweise von Sams Leben.

„Ein Punkt, über den ich mit Sam sprach, war inwieweit sie durch den Unfall ein anderer Mensch geworden ist. Wer war sie zuvor und wer ist sie jetzt. Was musste sie gehen lassen“, erläutert Watts. „Und die Frage, wie es sich für sie angefühlt hat, so viele identitätsstiftende Dinge zu verlieren. Wie sie es geschafft hat, ihr Leben so umzustellen, dass sie es akzeptieren konnte.“

Regisseur Ivin betont: „Ich habe es geliebt, mit Naomi zu arbeiten. Sie weiß Experimente zu schätzen und zögert nicht, sich verletzlich zu geben. Sie ist eine fantastische Schauspielerin.“

„Die wahre Samantha kam im Film mehr zum Tragen“, fährt Ivin fort. „Sam teilte mit uns Details, die in der Buchversion keinen adäquaten Platz gefunden hatten. So hat sich Naomi verstärkt der Schwere angenommen, die vor allem in den Szenen sichtbar wurde, wenn Samantha allein war.“

„Natürlich war ich hin und weg, als ich erfuhr, dass Naomi mich spielen würde“, gibt Sam begeistert zu. Die beiden hatten bereits vor Drehstart damit begonnen, einander zu schreiben. „Ich habe ihr mein Tagebuch geschickt, das nur wenige Menschen je zu Gesicht bekommen haben. Es würde ihr helfen, meine Gefühle besser nachzuvollziehen, hoffte ich. Und Naomi wollte, dass ich beim Dreh dabei bin. Wenn sie zum Beispiel im Rollstuhl eingekleidet wurde, wollte sie alle Details wissen, darüber, wie ich mich anzog.“

„Naomi hat ihre eigene Methode. Sie will die Person, die sie darstellt, nicht einfach imitieren, aber im Kopf haben und sich an ihr orientieren“, erläutert Cooper.

Watts erklärt es noch besser: „Reale Vorbilder zu verkörpern, ist ein empfindlicher Balanceakt. Man möchte sie einerseits auf intensive Weise kennenlernen, aber andererseits der Geschichte ihren Gang und sie auf sich wirken lassen. Das Gesamtbild ist entscheidend. Die Erlebnisse der Blooms ließen sich auf vielfältige Weise interpretieren. Ich bin keine Zynikerin, aber wenn etwas zu sentimental wird, dann muss man aufpassen. Es hat eine Weile gedauert, alle Elemente der Geschichte auf harmonische Weise zusammenzubringen.“

Matterson ergänzt: „Die Tiefe von Naomis Darstellung zu erleben, war eine Quelle purer Freude. Sie ist wirklich eine unserer besten Schauspielerinnen.“

Der BAFTA-nominierte Andrew Lincoln, unvergessen für seine herzzerreißende Darbietung in Tatsächlich Liebe, brachte vor allem emotionale Tiefe mit, für die Darstellung von Cameron Bloom, einem Vater und Ehemann, dessen Welt aus den Angeln gehoben wurde.

„Camerons intensive Verbindung zur Natur hat mich besonders angesprochen“, macht Lincoln deutlich. „Seine Familie, meiner nicht unähnlich, war viel auf Reisen, hatte eine Menge von der Welt gesehen, bestand aus Freigeistern und hatte eine echte Verbindung zur freien Natur. Die Beziehung von Sam und Penguin hat mich tief bewegt. Es ist eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, die gleichzeitig von Mut erzählt und dem Überwinden von Schicksalsschlägen.“

Watts fügt hinzu:“ Andrew hat einen unmittelbaren Bezug zu der Geschichte herstellen können und daraus Kraft geschöpft. Eines Tages sah ich, wie er am Set ein Buch darüber las, wie jemand von einem Moment auf den anderen zur Betreuungsperson wurde.“

Papandrea dazu: „Andrew las das Drehbuch über Nacht. Am nächsten Tag gab er zu, dass er die Buchvorlage bereits besaß. Es war also fast vorherbestimmt, dass er die Rolle spielen würde. Andrew ist ein Surfer, wie Cameron, und ein Vater. Er konnte die Geschichte nachvollziehen. Andrew sagte, dies wäre die Rolle, auf die er gewartet hat.“

Cameron Bloom, der auch als Set-Fotograf fungierte, hat sich sofort mit Lincoln verstanden und sie haben gemeinsam die technischen Feinheiten von Sams Pflege erarbeitet. „Andy hat viele Fragen gestellt, darüber, wie ich Sam gehoben oder wie ich die Kamera gehalten habe, aber auch, was ich für Musik hörte. Diese Details richtig hinzubekommen, war enorm wichtig für ihn. Ihm dabei zu helfen, bereitete mir echtes Vergnügen.“

Die Rolle von Sams Mutter Jan sorgte für eine subtile Veränderung der Stimmung des Films. Jan nimmt kein Blatt vor den Mund und ihre drei Töchter nehmen mitunter Anstoß an ihrer direkten Art. Die Figur verlangte nach einer Schauspielerin, die berühmt dafür ist, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Auftritt Jacki Weaver, zweifach Oscar®-nominiert und somit auf Augenhöhe mit Naomi Watts.

„Die Figur von Jan wurde bereits mit Jacki im Kopf geschrieben“, gibt Ivin zu. „Sie ist solch ein Wirbelwind aber ganz entspannt bei der Arbeit. Und unglaublich komisch. Man sieht Jacki häufig in furchteinflößenden Rollen, aber privat ist sie das exakte Gegenteil. Sie ist ein waschechter Profi und weiß genau, was man tun muss, damit die Laune am Set nicht den Bach runter geht.“

„Wir brauchten jemanden, der den Geist von Jan einfangen kann“, so Papandrea. „Und Jacki war einfach genau die Richtige dafür.“

„Ich war schon lange ein Riesenfan von Jacki und wusste, dass sie fantastisch wäre für die Rolle“, so Watts. „Dass sie dermaßen schelmisch, ungezogen und witzig sein würde, hatte ich mir jedoch nicht erträumt. Glendyn hat uns zum Glück etwas Raum zum Spielen gelassen. Dadurch konnten wir Kleinigkeiten herausarbeiten, um die Familiendynamik zwischen Vertrauen, Chaos und gemeinsamer Geschichte plastischer wirken zu lassen.“

Rachel House verkörpert Gaye Hatfield, deren Freundschaft und Know-how Sam dabei helfen, zur Meister-Kanutin zu werden. „Gaye ist liebevoll, offen und ehrlich zu Sam“, berichtet House. „Sie sieht Sam als begabte Person mit viel Potential.“

House stammt wie Hatfield aus Neuseeland. Ivin erläutert: „Sie hat eine besondere Rolle in der erweiterten Bloom-Familie. Für Sam ist sie unverzichtbar. Wir haben Gaye als lustige Figur angelegt, die den Film energetisiert. Als ich die echte Gaye traf, wurde mir klar, dass wir die emotionale Wirkung, die sie auf die Familie hatte, stärker herausarbeiten mussten. Als sich Rachel und Gaye begegneten, veränderte das ihre Annäherung an die Rolle. Gaye und Sam verbindet eine intensive Freundschaft und Gaye hatte einen starken Effekt auf Sam, der weit über das bloße Kanufahren hinaus ging.“

„Gaye wollte, dass Sam wieder strahlte und eine neue Leichtigkeit erfuhr. Sie sollte sich wieder gut fühlen in ihrer Haut. Rachel hat das sehr kraftvoll und warmherzig herübergebracht“, meint Watts. „Sam ringt sich dazu durch, in das Kanu zu steigen, nur weil Gaye an sie glaubt.“

Die drei jungen Darsteller, die Cam und Sams Söhne spielen, mussten sich wirklich ins Zeug legen. Aber Griffin Murray-Johnston als Noah, Felix Cameron als Reuben und Abe Clifford-Barr als Oli konnten alles erfüllen, was von ihnen verlangt wurde und mehr als das. „Die Besetzung der drei Söhne gestaltete sich etwas schwierig“, gibt Copper zu. „Vor allem, weil ihnen so viel abverlangt wurde. Sie mussten nicht nur spielen können, sondern auch athletische Fähigkeiten mitbringen, sowie ein entspanntes Verhältnis zu Tier und Natur. Letztlich haben wir die perfekten Jungen gefunden.“

Ivin führt weiter aus: „Es ging darum, drei Jungschauspieler zu besetzen, die als Brüder eine sichtbare Einheit auf die Leinwand bringen konnten. Wir haben über tausend Jungs für die Rollen in Betracht gezogen. Sie mussten sowohl surfen als auch skaten können, dabei echte Outdoor-Aktivisten sein, wie die Bloom-Kinder im wahren Leben. Wir haben verschiedene Jungen miteinander kombiniert, aber als wir schließlich bei Griffin, Felix und Abe ankamen, wurde klar, dass unsere Suche ein Ende gefunden hatte. Die drei wurden in der Folge zu echten Freunden. Man sieht ihre Energie, Begeisterung und Spontanität im fertigen Film.“

„Diese drei Schauspieler zu finden, war wirklich elementar“, macht Papandrea deutlich. „Ich habe schon häufig mit Kindern gearbeitet und mir ist klar, dass man sie mehrmals vorsprechen lassen muss, um herauszufinden, wie viel man ihnen zumuten kann, wie sie auf Anweisungen reagieren und wie sie miteinander umgehen, all diese Dinge.“

„Mit drei jungen Kerlen am Set ging es manchmal recht wild zu“, berichtet Ivin. „Für ihre Rollen sollten sie auch nicht zu brav sein. Es war eine Balance, ähnlich wie bei den Vögeln am Set. Auch sie sollten ihre Wildheit nicht einbüßen.“ Watts kommentiert: „Glendyn war gut darin, mit den Jungs zu improvisieren und zu sehen, wo man damit hinkam. Alle drei Jungschauspieler hatten noch nie an einem Film mitgewirkt. Also hat Glendyn sie einfach abgeholt und ist mit ihnen losgerannt.“

Foto:
© Verleih

Info:
Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom (USA, Australien 2020)
Filmlänge: ca. 95 Min.
Regie: Glendyn Ivin
Drehbuch: Harry Cripps, Shaun Grant
Darsteller: Naomi Watts, Andrew Lincoln, Jacki Weaver, Griffin Murray-Johnston, Felix Cameron, Abe Clifford-Barr, Rachel House u.a.
Verleih: LEONINE Distribution
FSK: ab 6 Jahren

Abdruck aus dem Presseheft