Bildschirmfoto 2021 09 02 um 21.54.28Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. September 2021, Teil 4

Redaktion

München (Weltexpresso) - Jannis Niewöhner stand von Anfang an fest für die Hauptrolle. Die perfekte Darstellerin der Zaza fand die Produktion in Liv Lisa Fries. „Diese Frau ist Unkraut“, beschreibt Buck, „sie weiß alles vom Leben, weil sie auf der Straße arbeitet. Livs Performance ist so schnell, so frei in jedem Take – statt im Restaurant einen Tee zu bestellen, sagt sie, ich will eine Flasche Wodka. Ihr Charakter hat etwas von der Kameliendame, von Greta Garbo – sie ist eine sehr freie, moderne Frau. Es gibt Frauen, die brauchen mehr als einen Mann – sie braucht zwei.

Sie weiß genau, wie Männer funktionieren. Liv ist am Set immer für eine Überraschung gut, und wenn man nicht weiß, was vom anderen kommt, ist auch das Gegenüber hellwach. Liv passt in die Kombi mit Jannis, sie gibt Gas.“ Die perfekte Ergänzung ist David Kross, der Träumer: „Man sieht, was er denkt, er ist nicht bei der Sache“, erläutert Buck die Wahl der Besetzung. „Er ist unterdrückt vom Vater, muss nur ein aristokratisches Leben führen, ist gelangweilt, hat genug Geld, aber er lebt nicht. Diese Frau dreht alles um – er muss sich emanzipieren vom großen Vater. All das spielt mit – die drei sind eine Superkombi.“

Jannis Niewöhner war der Part nicht fremd: „Mein Onkel, ein riesiger Thomas­Mann­Fan, hat mir das Buch geschenkt, als ich 18 war. Er hat mich immer als kleinen Felix Krull gesehen, als ich klein war, weil ich mich schon immer gern verkleidet und es geliebt habe, die Welt spielerisch anzugehen. Deshalb war diese Geschichte schon eine Weile bei mir und mir irgendwie nah. Für mich ist es ein Projekt, das mir viele neue Möglichkeiten bietet, auch sprachlich anders an einen Stoff heranzugehen. Weil ich diesbezüglich keine Ausbildung habe – ich war nie auf einer Schauspielschule, habe immer nur Film gemacht, und da gibt es solche Texte selten. Das ist ein großes Geschenk, das wollte ich gerne annehmen.“

Kross erzählt, er habe sich „wahnsinnig gefreut, mit Buck zu arbeiten“. Es ist ihr fünfter Film zusammen, manchmal in kleineren Rollen, jetzt in einer größeren. „Man kennt sich schon sehr gut, ich weiß sofort, was er meint und kann mich darauf gut vorbereiten.“

Kross reizte es besonders, eine Rolle in der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts zu spielen. „Ich habe noch nicht oft in solchen Kostümen gespielt“, meint er. „Es ist eine ganz andere neue Rolle für mich, einen Grafen zu spielen. Es ist zwar historisch, aber nicht staubtrocken, hat etwas Leichtes, Französisches, sehr Elegantes ...“

Auch er hat zur Vorbereitung den Roman gelesen und das vierstündige Hörbuch von Thomas Manns „Felix Krull“­Lesung gehört: „Kehlmann hat diese Sprache sehr gut getroffen, die Mann­Essenz in den Dialogen. Das ist neu für mich, ich habe ja keine klassische Theaterausbildung, musste ein Gefühl für die Sprache bekommen, damit das natürlich rüberkommt. Auch bei Szenen mit sehr viel Text muss man den Zuschauer erreichen, die Emotion transportieren, auch bei leicht hölzerner Sprache mit langen, sehr ausgeschmückten Sätzen wie bei Mann.“

Bucks Hinweis, man könne „die Sprache anziehen wie einen Mantel, den man jeden Tag trägt“, hat den Schauspielern geholfen. David Kross fügt hinzu: „Kehlmann sagt, bei Mann ist die Sprache wie ein Anzug.“

Ihre Figur sei im Grunde wie aus zwei Figuren im Roman zusammengeführt, aus Zaza und Zouzou, erzählt Fries. Sie versuchte, die Figur heutig und komplexer zu gestalten, ihr mehr Raum und Spannung zu geben – und einen befreiten Geist. Auch sie hat sich zur Vorbereitung „Mann liest Mann“ angehört: „Diese eigenartige Mann­Haftigkeit spürt man. Da entsteht Reibung.“ Neben Greta Garbo aus „Die Kameliendame“ zeigte der Regisseur ihr auch Jeanne Moreau in „Jules und Jim“.


Die Nebenrollen sind tragend und hervorragend besetzt.

felix furtwenglerMaria Furtwängler als Madame Houpflé mochte das „smarte Drehbuch, das den Roman stark als Vorlage nutzt, aber sehr klug adaptiert und weiterentwickelt. Meine Rolle hat mich sehr becirct, ist auf zauberhafte Weise erratisch und unberechenbar, kapriziös, fragil, verletzlich, dann auch wieder gefährlich und sehr interessiert an Felix. Der Film erzählt, dass, wenn man die Fähigkeit hat, sich in bestimmte Rollen hineinzuversetzen wie Felix, einem die Welt offen steht. Madame Houpflé ist eine willkommene Steigbügelhalterin. Ohne die großen Mengen an Geld, die er durch sie bekommen hat, würde ihm dieser Aufstieg nicht so rasant gelingen. Auch seine Attraktivität als Mann hilft ihm sehr – und seine Potenz“.

Sie habe zunächst Sorge gehabt wegen Thomas Manns Sprache: „Aber das haben Kehlmann und Buck so schön umgesetzt, dass es sehr sprechbar ist und sich heutig anfühlt. Das A und O ist, dass die Gefühle heutig sind, die Verletzungen, die menschlichen Dramen sind im Grunde immer die gleichen.“
Mit Detlev Buck habe es „irrsinnig viel Spaß“ gemacht. Er habe „eine saftige Art zu inszenieren, lustvoll, präsent, engagiert, sagt Sachen, die weiterhelfen. Dadurch, dass er selbst Schauspieler ist, versteht er viel von dem, was vor der Kamera passiert“.

Fotos:
©Verleih

Info:
BEKENNTNISSE DES HOCHSTAPLERS FELIX KRULL

Darsteller
Jannis Niewöhner        Felix Krull
Liv Lisa Fries.               Zaza
David Kross.                Marquis Louis de Venosta
Maria Furtwängler       Madame Houpflé.
Joachim Król.              Kuckuck
Nicholas Ofczarek       Stanko
Harriet Herbig-Matten   Eleonor

Stab
Detlev Buck, Regie und Drehbuch
Daniel Kehlmann, Drehbuch