Filmreihe vom 13. bis 29. Dezember 2013 im Kino des Deutschen Filmmuseums Frankfurt am Main
Romana Reich
Frankfurt (Weltexpresso) - Begleitend zur aktuellen Sonderausstellung „Fassbinder – JETZT. Film und Videokunst“ zeigt das Kino des Deutschen Filmmuseums im Dezember frühe Fassbinder-Filme wie KATZELMACHER und FAUSTRECHT DER FREIHEIT. Außerdem ist François Ozons GOUTTES D’EAU SUR PIERRE BRULANTES zu sehen, der auf einem Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder beruht.
Freitag, 13. Dezember, 20:30 Uhr
KATZELMACHER
BRD 1969. R: Rainer Werner Fassbinder
D: Hanna Schygulla, Lilith Ungerer, EIga Sorbas, 88 Min. 35mm
Vorfilm DER STADTSTREICHER BRD 1965. 10 Min. 35mm
1968 schrieb Fassbinder das gleichnamige Stück für das antiteater, ein Jahr später nahm er es als Vorlage für seinen zweiten Spielfilm. Die vom sozialkritischen Volkstheater inspirierte ikonische Darstellung stilisierter Trostlosigkeit spielt in einem Münchener Vorort, wo eines Tages der griechische Gastarbeiter Jorgos auftaucht. Einige Jugendliche, deren Alltag sonst aus Langeweile, bedrückender Sprachlosigkeit und antriebslosen Träumereien besteht, tun sich nun gegen den stummen Fremdling zusammen. Als die schöne Marie sich in ihn verliebt, spitzt sich die Situation zu.
Sonntag, 15. Dezember, 18 Uhr und Dienstag, 17. Dezember, 20:30 Uhr
RIO DAS MORTES
BRD 1970. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Hanna Schygulla,
Michael König, Günther Kaufmann. 84 Min. 35mm
Vorfilm DAS KLEINE CHAOS BRD 1966. 9 Min. 35mm
Zwei Jugendfreunde, die vom großen Geld träumen, haben eine Landkarte von Peru gefunden, derzufolge sich nahe des Flusses Rio das Mortes ein Schatz befinden soll. Sie versuchen, die nötigen Mittel für die Reise dorthin aufzutreiben, wobei sie in skurrile Situationen geraten. Die Freundin des einen versucht ihn von seinem Vorhaben abzubringen, schließlich möchte sie bald heiraten. Für Fassbinders Verhältnisse endet der Film geradezu positiv und gilt auch deshalb als Komödie.
Donnerstag, 19. Dezember, 18 Uhr und Freitag, 20.Dezember, 20:30 Uhr
FAUSTRECHT DER FREIHEIT
BRD 1974. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Rainer Werner Fassbinder,
Peter Chatel, Karlheinz Böhm. 123 Min. 35mm
Der junge Franz Biberkopf gewinnt viel Geld im Lotto. Kurz zuvor noch erwerbslos und auf sich allein gestellt, wird er nun vom skrupellosen Unternehmersohn Eugen vereinnahmt. Diesem fällt es nicht schwer, den sensiblen Franz so zu manipulieren, daß bald sein ganzer Besitz auf ihn übergegangen ist. Die Münchner Oberschicht steht ihm zwar offen, doch an ihrer Oberfläche zerschellt seine Sehnsucht nach aufrichtigen Gefühlen. Die
filmisch nüchterne Analyse der Mechanismen finanzieller und persönlicher Ausbeutung spielt Fassbinder gekonnt durch.
Sonntag, 22. Dezember, 18 Uhr und Donnerstag, 26. Dezember, 18 Uhr
GOUTTES D’EAU SUR PIERRE BRULANTES
Tropfen auf heiße Steine FR 2000. R: François Ozon. D: Bernard
Giraudeau, Malik Zidi, Anna Thomson, L. Sagnier. 90 Min. 35mm. DF
1964 schrieb Fassbinder das gleichnamige Stück, das zu seinen Lebzeiten nicht aufgeführt wurde. Die „Komödie mit pseudotragischem Ende“, wie er sie im Untertitel benannte, enthält bereits zahlreiche Motive, die einige Jahre später zentral für sein Film- und Literaturwerk wurden. Ozon wiederum wurde früh von Fassbinder beeinflusst und erweist ihm in Inszenierung wie künstlerischer Gestaltung Reverenz. Der junge Franz verläßt seine Verlobte Anna und zieht zu dem mehr als 30 Jahre älteren Léopold, dessen Charme bald auch Anna kaum widerstehen kann.
Freitag, 27. Dezember, 20:30 Uhr und Sonntag, 29. Dezember, 18 Uhr
LOLA
BRD 1981. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Barbara Sukowa,
Armin Mueller-Stahl, Mario Adorf. 115 min. 35mm
Im zweiten Teil seiner „Wirtschaftswunder“-Trilogie erzählt Fassbinder von dem aufrechten Baudezernenten von Bohm, dessen Dienstantritt in einer von Korruption und Sittenlosigkeit geprägten bayerischen Kleinstadt des Jahres 1957 für Aufruhr sorgt. Beherrscht von dem neureichen Baulöwen Schuckert, treffen sich die Wichtigen des Ortes in der Villa von Frau Fink. In diesem Bordell arbeitet auch Lola, eine Geliebte Schuckerts. Von Bohm verliebt sich in sie, womit der Anfang vom Ende seiner Unbescholtenheit eingeläutet ist. Denn Schuckert missbraucht diese Zuneigung für seinen Vorteil.