Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 12. Dezember 2013, Teil 3

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Bei SCHWESTERN hat die Konsequenz der Tochter die Familienkonstellation durcheinandergebracht. Bei DIE FRAU, DIE SICH TRAUT, ist es die Mutter, das ausgebeutete, von Kindern mißbrauchte und dann auch noch verächtlich gemachte Muttertier. Beate hat ein Leben lang in der DDR genau das gemacht, was von Frauen erwartet wurde und was sie leisteten: beruflich ihren Mann gestanden und Kinder nebenbei auch noch aufopferungsvoll erzogen.

 

 

DIE FRAU, DIE SICH TRAUT

 

Auch ein Familienfilm, aber ein ganz anderer. Auch einer, der die spezifische Rolle der Frau in der DDR mitthematisiert, die sich einfach von den Westfrauen bis heute unterscheiden, zumindest bei den Fünfzigjährigen. Denn eine solche ist Beate, der Steffi Kühnert ein verhärmtes, leidenserfahrenes, neugieriges, liebliches Gesicht gibt. Man leidet mit ihr mit. Mit dieser Bagage, ihren Kindern hat sie es nicht leicht. Der Sohn lebt zu Hause mitsamt der schwangeren Freundin und tobt noch, wenn die Mutter nicht so funktioniert wie sonst. Kein frisches Hemd da, die gebrauchten sind in der Wäsche und Potzblitz: „Die wäscht nicht mehr.“ Damit meint dieses Ekelpaket, der nicht einmal die Waschmaschine bedienen kann, seine Mutter.

 

Das kam ganz plötzlich, diese Verweigerungshaltung, und erzeugt auch bei der 30jährigen Tochter nur Unverständnis und Mißmut. Und auch diese möchte der Zuschauer auf den Mond schießen, wie überhaupt die Sympathie des Zuschauers mit dieser Beate ins Unermeßliche schießen, je fieser ihre Kinder auf ihr bisherigen Wohlverhalten reagieren. So hatte die Oma auch der kleinen Enkelin Raum gegeben und auf sie aufgepaßt. Die Mutter hatte besseres zu tun, beschwert sich aber jetzt über die schlechten Noten der Tochter, die sie der Mutter in die Schuhe schiebt, schon deshalb, weil diese nur eine Wäschereifacharbeiterin ist, die Tochter aber das Abitur schaffte und nun Langzeitstudentin ist. Unverschämt, dieser Bildungsdünkel, weil das Studium wiederum nur die Mutter möglich machte.

 

Entscheidend aber ist, daß Beate versteht, daß sie etwas falsch gemacht hat und den Kindern keinen Gefallen tat, ihnen jeden Wunsch zu erfüllen. Und sich selbst auch nicht. Sie war DDR-Leistungsschwimmerin und nicht nur altruistische Mutter, sondern überhaupt ein sehr zurückgezogener Mensch mit wenig Ansprüchen an andere, aber mit welchen an sich selber. Warum nun Schluß ist und sie ein neues Leben beginnen will, hat mit dem wahrscheinlichen Ende ihres Lebens zu tun, dessen Zeit sie auf einmal anders als bisher nutzen möchte.

 

Woher wir das alles wissen. Sie hat eine beste Freundin, der sie die Wahrheiten erzählt. Sie hat einen Tumor, der durch zu viel Doping, von dem sie nichts wußte, hervorgerufen wurde. Warum es nun der Ärmelkanal sein soll, denn sie durchschwimmen will, um dem Tumor genauso zu trotzen wie dem banal gewordenem Leben und dem zu erwartenden Tod, ist unwichtig. Wichtig ist, daß sie zu sich selbst kommt.

 

 

EL TOPO

 

Der Film ist eine Wiederaufführung eines dollen Western, bei dem man mit Alejandro Jodorowsky Helge Schneiders Lieblingsregisseur erleben kann, den er auch ausgiebig in seinen Filmen zitiert. Dieser ist ein Filmerzähler in der Nachfolge von Luis Bunuel und wir werden uns erkundigen, ob es diesen Film nicht auf auf DVD gibt und dann ausführlich besprechen.

 

 

CHELLAPONNU – NETTE MÄDCHEN

 

Ein Dokumentarfilm über fünf indische Frauen und deren Porträts bei der Landarbeit. Da es aber eine Deutsche ist, in deren Erinnerungen an die Landwirtschaft der Sechziger Jahre die indischen Erfahrungen gespiegelt werden, hat der Völker- und Arbeitsvergleich globale Dimensionen, bei denen man viel lernt.