fly3Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. Oktober, 2021, Teil 3

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) -  Ein wichtiger Spielort des Films ist das Gefängnis, in dem die jungen Straftäter einsitzen und in dem sie an ihrem Resozialisierungsprogramm teilnehmen. Die Dreharbeiten wurden auf drei verschiedene Justizvollzugsanstalten verteilt, von denen heute nur noch die JVA in Moabit tatsächlich für den geschlossenen Vollzug genutzt wird. Dort entstanden die Außenaufnahmen, wenn die jungen Tänzer von ihren Freigängen zurückkehren oder durch die imposante Sicherheitsschleuse aus der Haft entlassen werden.

Für die Innenaufnahmen war das frühere Frauengefängnis des Amtsgerichts Lichterfelde vorgesehen. Szenenbildnerin Susann Bieling war vor allem von dem Zellentrakt fasziniert, der an USamerikanische Gefängnisse erinnert. „Leider waren im Lichthof aber schon zu viele Sicherheitsnetze gespannt worden, um die Umbauarbeiten des Gefängnisses zu einem Hotel vorzubereiten“, bedauert die Szenenbildnerin. Auch die Metallgeländer im Lichthof waren inzwischen weinrot gestrichen worden und passten nicht mehr zur gewünschten Optik. So beschränkten sich die Dreharbeiten im Frauengefängnis, das inzwischen als Eventhotel mit dem Namen „The Knast“ betrieben wird, auf eine Zelle und den optisch besonders ansprechenden Speisesaal. Weitere Szenen im Besucherraum, aber vor allem in den Gängen und im Innenhof wurden in einer leerstehenden Haftanstalt in der Lehrter Straße gedreht.

Die dunkelrote Einheitskleidung, die alle Inhaftierten tragen, ist eine Erfindung der Kostümbildnerin Mika Braun. Sie ließ weiße Malerhosen, Overalls und Jacken burgunderrot färben. „Damit ein bisschen Leben ins Bild kam, haben wir auf die Gefängnisanzüge dünne Streifen genäht und so unseren eigenen Knast-Look erzielt.“ Der große Saal, in dem die inhaftierten Tänzer trainieren, gehört zu keinem Berliner Gefängnis. Die Produktion wählte ein leerstehendes Heizkraftwerk im Münchner Westen. Die Industrieruine in Aubing beeindruckt durch ihren Kathedralen-Charakter und wird bis Ende 2023 zum „Bergson Kunstkraftwerk“ umgebaut.

„Durch Zufall sind die hohen Fenster dieser Halle in Aubing fast identisch mit den deutlich kleineren Fenstern im Speisesaal des Frauengefängnisses in Lichterfelde“, sagt Szenenbildnerin Susann Bieling. „Das ist fast wie großer Bruder und kleiner Bruder.“ Der schöne alte Kachelboden, der den besonderen Reiz des Heizkraftwerkes ausmacht, ist im Film nicht zu sehen. „Wir haben ihn komplett mit einem Tanzboden ausgestattet, der in Absprache mit den Choreografen gebaut wurde“, sagt Suanne Bieling. „Der Boden muss schwingen, weil ein Steinboden fatale Folgen für die Gelenke der Tänzer hätte haben können.

Für Svenja Jungs Solotanz in der Gefängniszelle wurde ein besonders hoher Aufwand betrieben. Susann Bieling ließ die echte Zelle aus Lichterfelde eins zu eins nachbauen, damit sie in einer Halle in Spandau in einem Wassertank versenkt werden konnte. Das geschah mit dem Hebemechanismus eines mobilen Krans. Auf diese Weise wurde Bex‘ alptraumhafte Vorstellung, in der eigenen Zelle zu ertrinken und diesem Schicksal nicht entkommen zu können, visualisiert. „Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas so körperlich Anstrengendes gedreht wie in dieser Nacht“, sagt Svenja Jung. „Als Yaman Okur und ich die Choreografie erarbeitet haben, wussten wir nicht, dass die ganze Zelle wackelt und das Wasser reinströmt, während ich tanze. Ich war pitschnass, aber die Szene ist unglaublich magisch und poetisch geworden, weil das Wasser bei jeder einzelnen Bewegung in alle Richtungen spritzt, als ob es mittanzt.“

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Info:
Fly (Deutschland 2021)
Filmlänge: ca. 110 Min.
Regie: Katja von Garnier
Drehbuch: Katja von Garnier, Paula Romy, Daphne Ferraro
Darsteller: Svenja Jung, Ben Wichert, Jasmin Tabatabai, Nicolette Krebitz, Majid Kessab, Aleksandar Jovanovic, Katja Riemann u.a.
Verleih: Studiocanal GmbH

Veröffentlichung aus dem Presseheft