
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Auch für den eigentlichen Film, also den Spielfilm gibt es im B3-Festival einen Preis. Der ging an Queen of Glory von Nana Mensah (USA, 2021) und die Filmemacherin Nana Mensah wurde einerseits auf der Bühne für den Preis mit einem BEN geehrt, und andererseits wurde er nach der fast zweistündiger Preisverleihung gleich im ASTOR gezeigt.

Die Handlung ist das eine, das andere ist das Gefühl, das die Zuschauerin erhält, zumal wir in Deutschland kaum etwas über die Wirklichkeit von Einwanderern aus Ghana in die USA mitbekommen und damit auch, was sie aus Ghana an kultureller Prägung mitbringen. Die Wärme der ghanaischen Immigrantengesellschaft ist so hinreißend, wie sie gleichzeitig kaum Entrinnen für diejenigen möglich macht, die anders, also mit weniger ghanaischen Wurzeln, stärker amerikanisch leben wollen. Um es kurz zu sagen: uns hat der Film richtig gut gefallen, was ganz sicher auch an der wirklichkeitsnahen Darstellung von Nana Mensah lag, aber eben daran, wie Widersprüche zwischen den Kulturen hier angegangen werden und zu individuellem Handeln ermuntern. Dieser Film ist natürlich hervorragend geeignet, filmisch zu zeigen, was Identität – das Biennalethema – und seine eigene Identität zu finden, ausmacht. Und daß man, hier Sarah Obeng, immer seinen, besser: ihren eigenen Weg gehen muß.
Eigentlich hätte Sarah Obeng eine wissenschaftliche Karriere vor sich. Ihre Familie aus Ghana stammend, hatte sich in der Bronx inmitten einer ghanaischen Community gut eingelebt und ihre sehr christliche Mutter führt einen Laden, der christliche Devotionalien anbietet, hauptsächlich Bücher, aber auch kuriose

Doch dann kommt das Leben, eher der Tod dazwischen. Ihre Mutter stirbt völlig unerwartet und sie ist nun für alles zuständig, denn der Vater ist schon länger nach Ghana abgehauen, also zurück in die Heimat gegangen. Sie mußt jetzt also alles bewältigen, die Trauer um ihre von ihr sehr geliebte Mutter sowieso, dann aber die Beerdigung, zu der ihr Vater erscheint, organisieren und sich um den Nachlaß kümmern. Was soll mit dem Geschäft passieren? Denn bei der Testamentseröffnung für sie und ihren Vater Godwin ((Oberon KA Adjepong), im Foto links )erfährt sie, daß sie Alleinerbin ist. Und der Vater ist damit auch einverstanden, denn er wird zurückgehen. Überhaupt geht die anfängliche Spannung mit dem Vater in eine echte Beziehung über, denn er nimmt sie, wie sie ist, während all

Daß sie alles dennoch gut bewältigt, sich auf eine echte afrikanische Beerdigung einläßt, dazu auch neu eingekleidet wird (Foto) und sich zunehmend wohler fühlt, hat mit Pitt (Meeko Gattuso) zu tun, das ist der Mitarbeiter im Laden, den ihre Mutter eingestellt hatte und der uns erst einmal furchterregend auf der Leinwand entgegentritt: über das ganze Gesicht Tätowierungen, die er sich im Gefängnis machen ließ. Dieser Ex-Häftling ist ein lammfrommer und liebevoller Begleiter in schwerer Zeit, den sie dennoch auf ziemlich gemeine Weise betrügt. Nein, hier geht es nicht um Männer und Frauen, hier geht es um ihre Absicht, so schnell wie möglich abzuhauen, zu ihrem Liebhaber nach Ohio zurückzukehren, den sie mit Telefongesprächen über die Gründe für ihr langes Bleiben aufklärt: sie findet nämlich keinen akzeptablen Käufer für den Laden, was sie angeleiert hatte und dies Pitt verschwieg, was eine Gemeinheit ist.
Es gibt eine andere Rolle, die fasziniert. Das ist Tanya (Anya Migdal), die Sarah aus Kindertagen kennt, die aus Rußland kam und jetzt die Matriarchin eines russischen Clans ist. Auf der einen Seite durchaus statusbewußt, wird Tanya eine warmherzige Anlaufsteller für Sarah und für den Zuschauer eine herrliche Familienkonstellation aus lauter sehr speziellen Familienmitgliedern.

FAZIT: Man kann das auch ganz kurz sagen. Eine durch die Mehrheitsgesellschaft korrumpierte junge Frau, lebt das angelobte Leben, spürt nach dem Tod der Mutter auf sinnliche Weise ihre eigenen Wurzeln und findet ein selbstbestimmtes Leben: wenigstens den Zipfel davon, so daß die Zuschauer ihr zutrauen, ein individuelles reiches Leben zu führen.
Man wünscht dem Film einen deutschen Verleiher, damit er – dann auf Deutsch, besser: deutsche Untertitel – in unsere Kinos kommt.
Fortsetzung folgt
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