Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 25. Dezember 2013, Teil 2
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Die deutsche Komödie war in den Dreißiger Jahren einer der Exportschlager des Deutschen Kinos. Dabei konnte man zwei Typen unterscheiden. Die eine war die intelligent gemachte und auf Hochkultur basierende leichtfüßige Version, die andere eher volkstümlich und durchaus mit dem Vorwurf verbunden, die harte Wirklichkeit des Nazi-Reiches mit solchen Komödien zu vernebeln.
BUDDY
Solche Funktion hatte die neue Bundesrepublik nicht nötig. Wie es in der entstehenden DDR war, wissen wir zu wenig. Die Fünfziger Jahre im Westen auf jeden Fall konnten durchaus an die traditionelle Komödie anschließen. Wenn man heute einen damals so erfolgreichen Film wie DAS WIRTSHAUS IM SPESSART anschaut, kann man sich noch immer erfreuen, verspürt aber auch, wie anspruchsvoll der heutige Zuschauer durch die rasante technische Entwicklung geworden ist. Wir sind unduldsam, wenn etwas zu gemächlich daherkommt, aber gleichzeitig gilt, daß ein guter Film einfach fesselt.
Dazwischen gab es eine komödienlose Zeit im deutschen Kino, was sich mit dem Eingreifen von Til Schweiger geändert hat. Tatsächlich hat er geradezu einen Boom ausgelöst, so das man heute von einer neuen deutschen Komödie spricht. In dieses Fahrwasser gehören in einem weiteren Sinn auch Matthias Schweighöfer. Bully, d.h. Michael Herbig hat eine andere Herkunft und hat mit Filmen wie DER SCHUH DES MANITU aus dem Jahr 2001 11,7 Millionen Besucher erreicht, was der bisher achterfolgreichste Film in Deutschland ist.
Er ist, was auch für Til Schweiger und zunehmend Matthias Schweighöfer gilt, auch Schauspieler, der sich die eigenen Drehbücher schreibt und diese verfilmt, oft auch dazu als eigener Produzent engagiert ist. So auch in BUDDY, was schon im Filmtitel wohl an BULLY anknüpfen soll. Wir stehen Michael Herbig wohlwollend gegenüber; das muß man deshalb deutlich sagen,weil ja viele Filmkritiker grundsätzlich lustig gemeinte deutsche Filme in den Orkus verfrachten, aber jeden nichtssagenden amerikanischen Horrorschinken für innovativ erklären. Mit einem Wort, wir hätten den neuen Film von und mit Bully Herbig sehr gerne gustiert und ihn vorne und hinten gelobt. Das geht leider nicht.
Sichtlich ist Herbig mit seiner filmischen Dreifachfunktion als Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur überfordert. Sofort könnte man in BUDDY auf ihn als Schauspieler verzichten, er gibt nämlich den Engel, den Schutzengel, und bleibt derart blaß, daß wir dies erst als Absicht, nämlich die Verkörperung einer Zwischenwelt interpretierten. Es ist aber auch das Drehbuch nicht stringent entwickelt. Währenddessen ist die grundsätzliche Idee, diesem nichtsnutzigen Sprudelmillionärserben einen Schutzengel an die Seite zu geben, der ihm zu seinem eigenen Glück dazu, seine törichten Taten spiegelt und für ihn andere Wege sucht, eigentlich richtig gut. Auch der Film selbst hat in Bildern etwas zu erzählen und manche Einstellungen, erst recht die sogenannte Erstarrungsszene ist absolut gelungen.
Wovon wir die ganze Zeit sprechen? Nun gut. Die Geschichte. Der Erbe eines Sprudelimperiums im feinen Hamburg, Eddie, von Alexander Fehling ohne Fehl und Tadel dargestellt, hat kein Lebensziel, verpraßt das Vermögen als Luxusheini und verplempert seine Zeit, während er die Aufgaben in der Firma anderer überläßt, diese aber weder orientiert, noch sie kontrolliert, und das Sprudelwasser den Bach runtergeht, will sagen: die Firma vor der Pleite steht. Denn die vielen Werktätigen wollen kein Wasser und auch keine Limonade trinken, dessen Besitzer nur durch Nachtclubskandale u.a. auffällt. Therapie: Eddie soll bürgerlich werden, er soll heiraten und die Firma leiten. Und deshalb kommt BUDDY ins Spiel. Der soll nämlich nicht nur seinen Schutzengel spielen, sondern ein solcher sein und die richtige Frau für Eddie finden.
Dazu gehört natürlich, daß er nur seinem Empfohlenen sichtbar wird, was diesen an Halluzinationen glauben läßt und natürlich deftige Filmszenen hergibt. Es hapert eindeutig an der Liebesgeschichte, die zwischen Eddie und dem gestandenen Frauensbild, einer Altenpflegerin Lisa, die Mina Tandler gibt, doch blühen soll. Die sind dann am Schluß auf einmal ein Paar, wie überhaupt der Schluß natürlich einen neuen Eddie präsentiert, der die Firma rettet undsoweiter. Das darf so sein, aber es darf eben nicht sein, daß man die Wandlung des Eddie so oberflach präsentiert bekommt, daß sie psychologisch nicht schlüssig scheint.
Leider bewegt sich Bully wie ein Schatten durch seinen eigenen Film. Mit steinerner, leicht bekümmerter Miene hält er den verschiedenen Versuchen stand, mit denen sich Eddie seiner entledigen will. Gegenüber seinen Hauptdarstellern fällt er richtig ab. Gelungen dagegen sind einige Szenen, zu denen für uns unbedingt die Parodien gehören, wenn der Schutzengel musikalisch den genervten Erben zudröhnt und von Karel Gott über Schlagerparade bis zum Musikantenstadl alles gibt. Bildhöhepunkte sind Szenen wie die eingefrorene Partyszene, die ganz neue Filmerfahrung bietet. Von daher leider viele verpaßte Möglichkeiten, aber sicher wird der Film auch seine Freunde finden.