Claudia Schulmerich
Wiesbaden (Weltexpresso) – Schade, daß zum Festivalbeginn die Coronazahlen wieder so hochschießen, denn erst einmal war es ein Durchatmen und Dankbarsein, daß nach dem letztjährigen Ausfallen, bzw. digitaler Ersatzversuch, es nun mit persönlicher Anwesenheit im Kino wieder losgehen darf. Allerdings konnte man schon am Freitagabend auf den roten Sesseln im schönen Wiesbadener Caligari sehr viele weiße Zettel mit Namen liegen sehen, von Personen, die gar nicht gekommen waren, so daß die Abstände zu einander noch größer wurden.
Und als ich endlich in letzter Minute ankam, war das Problem im Kino schon bekannt. Festivalleiterin Andrea Wink (links) begrüße routiniert, allerdings gab es von Anfang an Übertragungsprobleme. Entweder sprachen die einzelnen nicht direkt ins Mikrofon oder die gesamte Anlage war seltsam eingestellt, auf jeden Fall war manches gut zu verstehen, anderes gar nicht, was dann im an den Eröffnungsfilm QUEEN OF GLORY anschließenden Interview mit der aus den USA angereisten Kamerafrau mit dem Kurator zur Katastrophe wurde, so nuschelte er. Das ist einfach nicht professionell.
Schon zuvor hatte die zuständige hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn (links), per Videobotschaft ihrer Freude Ausdruck gegeben, daß es das Festival wieder in Präsenz gibt. Engagiert sprach sie vom nach der Eröffnung gezeigten Film QUEEN OF GLORY und freute sich an der gezeigten Lebensfreude und Entwicklung der jungen schwarzen Wissenschaftlerin. Woher sie den Film kannte? Leider sagte sie nichts dazu, was überhaupt den ganzen Abend verschwiegen wurde: daß der bunte und wichtige Eröffnungsfilm QUEEN OF GLORY am 23. Oktober Siegerfilm des Filmfestivals B3 war, der Biennale des Bewegten Bildes, die seit 8 Jahren parallel zur Buchmesse in Frankfurt durchgeführt wird, und die unter anderem auch Spielfilme auszeichnet, wie diesmal den Film über die junge schwarze US-Amerikanerin mit ghanaischen Wurzeln, der schon eine ganze Reihe von Festivalauszeichnungen aufweisen kann. Mit Recht. Und es spricht nichts dagegen, sondern alles dafür, daß dieser interessante und bewegende Film auf zwei Festivals gezeigt wird. Aber, daß dies in Wiesbaden konsequent verschwiegen wurde, ist nicht nachvollziehbar, wirkt provinziell, weil man ja den Wiesbadenern, die Grundstock der Zuschauer sind, damit keine Weltläufigkeit zutraut. Daß diese wirklich nichts vom im Frankfurter Astor gezeigten Film gehört hatten und auch B3 als Festival nicht kannten, macht nachdenklich, wie es mit der Weltläufigkeit, die man sich zutraut, wirklich bestellt ist.
Doch juckt das nur, wer davon weiß. Das Wiesbadener Publikum wußte nichts. Der Kurator für den US-Schwerpunkt schon. Davon später.
Auf der Leinwand und vor dem Mikrophon freuten sich alle, daß auch außerhalb von Wiesbaden Standorte in Frankfurt und Darmstadt wenigstens einige Filme zeigen. Dabei muß man noch mal betonen, daß ja exground gerade solche Filme auswählt, die selten in unsere Kinos kommen. Das ist ja die Funktion von Filmfestivals und eines solchen wie exground besonders. In Frankfurt ist es das alte Studentenkino, das noch existiert: die PUPILLE im Gebäude der Studierendenvertretung in Bockenheim, also gegenüber der Universität, die heute Teil des Seckenbergmuseums ist. Aber auch das programmkino rex in der Grafenstraße in Darmstadt zeigt eine Filmauswahl. War denn nicht früher auch das Kino im Filmmuseum dabei? Leider konnte ich keinen fragen, denn dafür war kein Raum vorgesehen.
Mit welchem Engagement Wiesbadener Unterstützer finanziell helfen, zeigte die Leinwand nachdrücklich:
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