Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 18. November 2021, Teil 8
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - 1887 bekommt Gustave Eiffel (Romain Duris) von der französischen Regierung den Auftrag für die Weltausstellung 1889 etwas Spektakuläres zu bauen, das die Leistungen Frankreichs nach dem verlorenen Krieg gegen Deutschland herausstellen soll. Nachdem er gerade gemeinsam mit Frédéric-Auguste Bartholdi den Bau der New Yorker Freiheitsstatue abgeschlossen hat, würde er eigentlich viel lieber eine Metro für Paris bauen als einen Turm, der nach der Weltausstellung wieder abgerissen werden soll.
Gustave Eiffel ist seit einigen Jahren Witwer mit 5 Kindern, da seine Frau Marie bereits 1877 starb. Seine älteste Tochter Claire (Armande Boulanger) kümmert sich nicht nur um die jüngeren Geschwister, sondern ist auch in seinem Ingenieurbüro seine rechte Hand. Jetzt möchte sie Adolphe Salles (Andranic Manet), einen neuen Mitarbeiter in Eiffels Werkstatt, heiraten.
Eiffel trifft sich mit seinem alten Freund, dem Journalisten Antoine Restac (Pierre Deladonchamps), der ihm seine Frau Adrienne (Emma Mackey) vorstellt.
Eiffel kennt Adrienne. Als er 1860 in Bordeaux eine etwa 500 Meter lange Eisenbahnbrücke über die Garonne gebaut hat, lernte er die junge Adrienne Bourgès kennen und verliebte sich in die junge Frau, die in Hosen herumläuft und auch sonst recht ungewöhnliche und unkonventionelle Ideen hat. Eiffel und Adrienne müssen sich heimlich treffen, denn ihre reiche Familie ist nicht mit der Liaison einverstanden. Als Eiffel eines Tages zur Villa der Bourgès kommt, teilt ihm Adriennes Vater mit, dass die Familie umzieht und dass Adrienne kein Interesse mehr an ihm habe.
Durch Adriennes neuerliche Anwesenheit inspiriert schlägt Eiffel einen über 300m hohen Turm aus einer Stahlkonstruktion vor, der in der Nähe der Seine gebaut werden soll und dessen erste Fassung von Eiffels zukünftigem Schwiegersohn Adolphe Salles stammt.
Während Eiffel wieder eine Liebesaffäre mit Adrienne beginnt, gehen die Bauarbeiten nur langsam voran, denn während der Bauphase von 1887 bis 1889 steht nicht nur die Finanzierung des Projektes immer wieder auf tönernen Füßen, sondern auch die katholische Kirche und die Bevölkerung von Paris stellen sich gegen das ihrer Meinung nach monströses Bauwerk.
Doch dann wird 1889 passend zur Eröffnung der Weltausstellung das Bauwerk fertig. Was wird danach aus Eiffels Verhältnis zu Adrienne, wird sie sich von ihrem Mann scheiden lassen?
"Eiffel in Love" ist ein französischer Historienfilm über die Erbauung des Eiffelturms und die Liebeswirrungen des Erbauers Gustave Eiffel von Regisseur Martin Bourboulon nach dem Drehbuch von Caroline Bongrand, Thomas Bidegain, Martin Bourboulon, Natalie Carter und Martin Brossollet.
Regisseur und Drehbuchautoren haben einen wahren Hintergrund über den Bau des Eiffelturms und die Bekanntschaft von Gustave Eiffel und Adrienne Bourgès für ihre Story genutzt. Eiffel und Adrienne kannten sich und wollen wirklich heiraten als er 28 und sie 18 Jahre alt waren. Warum die Heirat letztendlich nicht zustande kam und ob Adrienne wirklich schwanger war, ist nicht überliefert.
Die geschichtlichen Daten für den Bau des Eiffelturms und für den Bau der Brücke in Bordeaux sind bekannt. Der Film spielt auf zwei Ebenen - 1860 während es Baus der Brücke über die Garonne, wenn Eiffel und Adrienne sich kennen lernen und 1887 - 1889, wenn Eiffel seinen später nach ihm benannten Turm baut.
Dabei werden die Szenen von 1860 immer wieder dazwischen geblendet, wenn Eiffel sich an die Vergangenheit erinnert. Während man bei Romain Duris als Gustave Eiffel die unterschiedlichen Daten an der Länge seines Bartes erkennen kann, ist das bei Emma Mackey als Adrienne Bourgès schon schwieriger. Sie altert leider kaum im Film.
Der Film spielt nicht nur auf unterschiedlichen Zeitebenen, sondern er zeigt auch die Schwierigkeiten bei den Arbeiten am Turm und Eiffels persönliche Verstrickung mit der wiedergefundenen Adrienne, die inzwischen mit einem alten Bekannten, dem einflussreichen Journalisten Antoine Restac verheiratet ist.
Leider wurde der Bereich über die Probleme bei der Genehmigung und mit dem Bau doch recht stiefmütterlich behandelt, obwohl gerade hier die wirkliche Leistung Eiffels gezeigt werden könnte. Der Turm war für die damalige Zeit ein außergewöhnliches Projekt, denn er sollte nicht nur aus einem Gerippe aus Stahl bestehen (wegen des Windes), sollte in den Schwemmsand der Seine gesetzt werden und war bei seinem Bau das höchste Gebäude der Welt.
Die Auseinandersetzungen mit den Politikern, dem Auswahlkomitee der Weltausstellung als Geldgeber und seinen Arbeitern kommt doch etwas zu kurz. Denn Eiffel versuchte immer wieder die Arbeitsbedingungen seiner Arbeiter so sicher wie möglich zu gestalten. Daneben musste er regelmäßig Geld aus seinem Privatvermögen zu den Arbeiten zuschießen - zumindest bis der erste Stock erreicht war. Auch wurde das Projekt von der Pariser Bevölkerung und von der katholischen Kirche (da der Turm höher als jede Kirche in Paris werden sollte) lautstark abgelehnt. Letztendlich wurde die Mitarbeit von Adolphe Salles, Eiffels Schwiegersohn, der an der Ausführung und dem Bau des Turmes einen sehr großen Anteil hatte, doch stark heruntergespielt.
Der Regisseur stellt die fiktive Liebesgeschichte zwischen Eiffel und Adrienne in den Mittelpunkt. Dass die beiden auch nach vielen Jahren großes Interesse aneinander haben, wird aber nach kurzer Zeit doch recht uninteressant, denn die Liebesgeschichte ist einfach nicht emotional genug.
Allerdings ist der deutsche Titel doch etwas weit hergeholt und soll vermutlich an der Film "Shakespeare in Love" (1998) erinnern - während der Film im französischen Original passender einfach nur "Eiffel" heißt. Allerdings fehlt dem Film die augenzwinkernde Leichtigkeit von "Shakespeare in Love".
Auch wenn das Drama mit seiner Liebesgeschichte nicht überzeugen kann und die Hauptdarsteller nicht wirklich brillieren konnten, hat "Eiffel in Love" doch sehenswerte Details. So sind die visuellen Effektes des Fortschritts des Bauprojektes und dabei besonders die Kameraarbeit von Matias Boucard mit ihren zumeist lichtschwachen Bildern der Kerzenbeleuchtung an die damaligen Verhältnisse angepasst. Auch die Musik von Oscar-Gewinner Alexandre Desplat ist hörenswert.
"Eiffel in Love" ist kein Meisterwerk, aber man kann sich das opulent ausgestattete, mit liebevollen Details und beeindruckenden Aufnahmen versehende Drama über gesellschaftliche Etikette, verbotene Gefühle und eine unerfüllte Sehnsucht während des Baus des Eiffelturms doch sehr gut ansehen.
Foto 1: Gustave Eiffel (Romain Duris) muss um sein Bauwerk kämpfen © Constantin Film Verleih GmbH
Foto 2: Gustave Eiffel (Romain Duris) trifft seine alte Jugendliebe Adrienne Bourgès (Emma Mackey) wieder © Constantin Film Verleih GmbH
Info:
Eiffel in Love (Frankreich 2021)
Originaltitel: Eiffel
Genre: Drama, Biopic
Filmlänge: ca. 109 Min.
Regie: Martin Bourboulon
Drehbuch: Caroline Bongrand, Thomas Bidegain, Martin Bourboulon, Natalie Carter, Martin Brossollet
Darsteller: Romain Duris, Emma Mackey, Pierre Deladonchamps, Alexandre Steiger, Armande Boulanger, Andranic Manet, Bruno Raffaelli u.a.
Verleih: Constantin Film Verleih GmbH
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 18.11.2021