remake1Frankfurter Frauen Film Tage vom 23. bis 28. November, Teil 2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Stimmt! In RheinMainFrankfurt jagen sich im November die Filmfestivals, aber – das ist das Gute – es sind dann doch nicht mehr als zwei gleichzeitig, wie jetzt ab heute REMAKE zusätzlich zu VERSO SUD läuft, da exground in Wiesbaden am Sonntag mit der Preisverleihung zu Ende ging. Da wir immer dabei sein wollen, bringt uns das auch an den Rand der Möglichkeiten. Aber auf!

Muß man die Frauen von der Kinothek Asta Nielsen, die die Film Tage vorbereiten und durchführen noch vorstellen? Festivalleitung hat Gaby Babić, die mit so was langjährige Erfahrung hat. Sie baut auf auf die Arbeit der beiden Kinothek-Frauen Karola Gramann und Heide Schlüpmann, die mit ihr auf dem Podium zur Pressekonferenz saßen und als Kuratorinnen fungieren, wozu Borjana Gacovic gehört, die den Bereich Tribut Feminale und femme totale vertritt. Darauf kommen wir noch zu sprechen, wieviel sehr Unterschiedliches zum Thema FRAUEN und FILM in den wenigen Tagen zusammenkommt. Absolut geballte IMG 4627Ladung, was einem aber nicht Angst machen muß, denn ein großer Filmtagebereich heißt: UNGENIERTE UNTERHALTUNG. Zu den drei Frauen auf dem Podium gesellte sich Patrick Schaaf für die HessenFilm und Medien, der sozusagen den hessischen Rahmen gab.

Gaby Babić, als Kuratorin für den inhaltlichen Bereich „...WEIL NUR ZÄHLT, WAS GELD EINBRINGT“: FRAUEN, ARBEIT und FILM zuständig, hatte viel zu erzählen. Denn die Anfänge des Filmgeschehens seit 125 Jahren und damit auch die Anfänge von Frauenarbeit im Film und Filmen über Frauenarbeit war seit Beginn, also seit dem Stummfilm, ein wesentlicher Bereich. Aber die Filme von damals sind technisch kaum mehr zu zeigen. Eine der wesentlichen Arbeiten der Kinothek ist es deshalb, den Bestand der Filmarbeit von Frauen mit Wiederaufführungen überhaupt wieder bekannt zu machen, wozu die technische Auf- und Ausrüstung genauso gehört, wie der inhaltliche Kontext, da es lohnt, nicht einfach aufzuführen, sondern diese Filmarbeit in neue Konstellationen zu bringen. Das heißt erst einmal, dafür Sorge zu tragen, daß Restaurierungsprojekte bezahlt werden, nachdem die Hauptarbeit getan ist, solche Filme aufgefunden und in den technischen Zustand versetzt zu haben, daß sie aufgeführt werden können. Denn wir leben im Kino im digitalen Zeitalter, aber das Analoge ist eben da und die ganz alten Filme, genau diejenigen, die wir besonders gerne sehen wollen, sind oft noch 35mm-Kopien.

Gaby Babić kam unmittelbar auf die Coronapandemie zu sprechen und welche Zäsur das für uns alle bedeutet. Wahrscheinlich eine viel größere, als wir heute ahnen, die man insofern ankündigen kann, daß sicher danach, wenn es ein danach gibt – Prinzip Hoffnung laut Ernst Bloch gilt auch heute, Zusatz von mir - , nichts so sein wird wie vorher. Das Restaurieren, das Wiederherstellen von gestern für uns heute, sieht sie deshalb in dem Kontext, „daß wir alle einen Raum herstellen wollen, in dem wir als Publikum, gemeinsam zu einer Wahrnehmung unserer Zeit gelangen. Und zur Wahrnehmung, wie diese Zeit eine Verbindung hat zu anderen Zeiten, Geschichten, Menschen.“

Für den Bereich der Frauenarbeit+Film liegt das unmittelbar auf der Hand: das sind die filmisch festgehaltenen Kämpfe der Arbeiter und Arbeiterinnen, auf Teilhabe an den Entscheidungen über gesellschaftliche Reproduktionsarbeit, es geht also nicht nur um Geld, sondern um Beteiligung an den Entscheidungen über die Produktion. Das gilt für die Industrie. Für die Landwirtschaft sind das noch einmal gesonderte Verhältnisse, was auch für die Distribution gilt, an deren planendem Zustandekommen Frauen auch beteiligt sein wollen.

Diesem Komplex gilt der heutige Eröffnungsdienstag in der Pupille, dem Kino der Uni im ASTA-Gebäude an der Bockenheimer Landstraße, das sozusagen die ganze alte Ex-Uni hochhält, die jetzt fein sich Campus Westend nennt, was falsch ist und in den ASTA-Publikationen auch in richtiger Schreibweise hochgehalten wird: IG Farben Campus. Denn es war nach dem Einzug der Uni in das IG-Farbenhaus und IG-Farbengelände Wille der Goethe-Universität, zur Erinnerung an das Unheil der IG Farben im Nationalsozialismus, diesen Namen beizubehalten, woran sich aber wohl fast nur der ASTA hält.

Viele Stummfilme werden auch hier mit musikalischer Begleitung geboten. Eine Besonderheit ist die Aufführung am Donnerstag, 25. November im Frankfurter Schauspielhaus, ein CineConcert. Zum Film von Lois Weber SHOES (USA 1916) hat die Komponistin und Pianistin Maud Nelissen Musik für Klavier, Alt- und Sopransaxophon sowie Cello geschrieben, das zur Filmvorführung ertönt. Der Film selbst handelt von einem ‚Ladenmädchen‘ in der modernen Großstadt und das aus feministischer Sicht. .

Der nächste Schwerpunkt der Film Tage verspricht UNGENIERTE UNTERHALTUNG. Darunter firmiert zum einen die unvergessene Frieda Grafe, Filmkritikerin und mehr, die im Moment ‚wiederentdeckt‘ wird. Aus einem ihrer Essays zu Grandhotels in der Unterhaltungsindustrie und dem angefügten „Filmhistorischen Hotelführer“ haben die Kuratorinnen für das diesjährige REMAKE Filme ausgewählt. Aus der Beschäftigung mit dem Essay Frieda Grafes ist ein Buch zustandegekommen, das Anfang 2022 erscheinen wird.

Foto:
Gaby Babić und Heike Schlüpmann
Plakat
©Redaktion

Info:
Ticketvorverkauf unter: https://reservation.ticketleo.com/event/20578/remake-frankfurter-frauen-film-tage
www.remake-festival.de

Über das Festival

Remake. Frankfurter Frauen Film Tage wird von der Kinothek Asta Nielsen e.V. veranstaltet und findet vom 23.-28.11.2021 zum dritten Mal statt. „, ...weil nur zählt, was Geld einbringt‘ – Frauen, Arbeit und Film“ ist das Schwerpunktthema der dritten Festivalausgabe. Die Würdigung der Geschichte von Frauenfilmfestivals wird bei Remake mit einem Rückblick auf die Feminale (Köln) und femme totale (Dortmund) fortgesetzt. Die Personale „Ungenierte Unterhaltung – Frieda Grafe. Filmkritikerin“ erinnert an die bedeutende Autorin der bundesdeutschen Kino- und internationalen Filmgeschichte. Remake On Location erweitert das Festival um Vorführungen vor und nach den Festivaltagen an verschiedenen Orten.

Remake verschreibt sich der Wiederentdeckung und Neuaufführung von Filmen aus der Geschichte im Kontext aktueller Filme. Ausgehend von Themenschwerpunkten entfaltet sich Remake in einer Mischung aus Festival und Symposium. Unterschiedliche Epochen und Genres verflechten sich im Programm. Im Fokus: Frauen, Geschlechterverhältnisse, Emanzipation, Aspekte des queer cinema und ein anderer Blick auf die Gesellschaft, auf die Realität von Migration, Kolonialismus, Rassismus. Digitalisierungen/Restaurierungen und eine Begleitpublikation dienen der Nachhaltigkeit von Remake. Frankfurter Frauen Film Tage.

Remake. Frankfurter Frauen Film Tage wird gefördert von der HessenFilm und Medien GmbH, dem Frauenreferat der Stadt Frankfurt am Main und der Bareva Foundation. Unterstützt vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.