64. Internationale Filmfestspiele Berlin (6. - 16. Februar 2014), Teil 13
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Das Kino denkt sich neu. Vor allem das mittellange Format scheint jenseits aller Normierungen eine neue künstlerische Freiheit zu bieten. Überdurchschnittlich viele filmische Arbeiten des diesjährigen Programms, ob digital, im 16-, 35-, oder sogar 70-mm-Format, bewegen sich in einer Länge zwischen 20 und 60 Minuten.
Dabei lassen sie Kategorien wie Dokumentar-, Spiel-, Experimental- oder Kunstfilm hinter sich, um eine zeitgenössische Filmsprache zu entwickeln, die der Komplexität ihrer Erfahrungswelt Rechnung tragen kann. Eine neu eingerichtete Programmschiene wirft Licht auf diese Entwicklung. Darunter sind Filme von Laura Mulvey, Marc Lewis und Faysal Abdullah, von Omer Fast, Dani Gal und Amie Siegel.
Neben dem Arsenal präsentiert Forum Expanded seine 9. Ausgabe an zwei neuen Orten in Kreuzberg: Die Gruppenausstellung findet 2014 in ST. AGNES statt. Forum Expanded bespielt den Kirchenraum des ehemaligen Gemeindezentrums, den zukünftig die Galerie Johann König beziehen wird. Der Ort bietet Platz für Installationen, die sich einen eigenen Raum für ihre spezifische filmische Erfahrung schaffen.
Die in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Berlinische Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur konnte als Partner für Screenings und Sonderveranstaltungen gewonnen werden.
In Kooperation mit der Allianz Kulturstiftung findet dort der Kongreßtag „Think:Film“ statt. Die Frage nach der Bestimmung des Kinos wird zunehmend zur Frage nach seinem Ort. Dies meint nicht nur das Verhältnis zwischen Film und Bildender Kunst, oder zwischen öffentlichem und privatem Raum. Die filmkünstlerische Praxis der Gegenwart hinterfragt auch den Begriff des „Weltkinos“ und die damit verbundenen Beziehungen und Abhängigkeiten. In diesem Jahr erreichten uns beispielsweise auffallend viele Beiträge aus dem arabischen Raum, die nicht nur unseren Blick auf das Kino, sondern auch auf seine Geschichtsschreibung verändern. Im Rahmen von „Think:Film“ vergibt Forum Expanded erstmals einen Preis, der eine Präsentation der ausgezeichneten Arbeit im Arsenal in Berlin und in der in Gründung befindlichen Cimatheque in Kairo beinhaltet.
Ebenfalls in der Berlinischen Galerie wird neu entdecktes Material aus dem Nachlaß von Jack Smith, legendärer US-amerikanischer Performer, Filmemacher und queere Ikone präsentiert. Das Programm umfasst unter anderem Aufnahmen des im September verstorbenen Drag-Performers und Andy Warhol Superstars Mario Montez. Ihm ist die von Jerry Tartaglia präsentierte und von Susanne Sachsse und Marc Siegel ko-kuratierte Veranstaltung gewidmet.
Wie bereits in den letzten Jahren ist der Marshall McLuhan Salon der Botschaft von Kanada ein weiterer Spielort.
Forum Expanded wird kuratiert von Stefanie Schulte Strathaus (Leitung), Anselm Franke, Nanna Heidenreich, Bettina Steinbrügge und Ulrich Ziemons. Weitere Programminformationen sowie eine Übersicht aller beteiligten Filmemacher und Künstler folgen noch.
www.berlinale.de