ottac1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. Dezember 2021, Teil 2

Redaktion

Belgrad (Weltexpresso) – Wie war die Zusammenarbeit mit Goran Bogdan, gut bekannt aus der TV-Serie FARGO, in der er die Figur "Yuri Gurka" spielt?

Unsere Zusammenarbeit war schön und gehört zum Besten dieser Filmproduktion.

Sie war sehr sorgfältig und inspirierend. Wir probten zwei Monate bevor wir mit den Dreharbeiten begannen, vier bis fünf Stunden am Tag, gingen dabei durch jede Szene und bauten uns eine emotionale Landkarte des Helden, analysierten jede Handlung und Geste.

VATER ist ein Film der Stille, dessen Glaubwürdigkeit das Wichtigste für den Helden ist. Goran und ich stimmten überein, dass wir die Rolle so umsetzten wollten, als wäre er ein Laiendarsteller und habe dann eine Verschiebung von der Wahrhaftigkeit und dokumentarischen Darstellung des Charakters zu vollziehen; eine Verschiebung die unsichtbar und groß sein sollte.


Wie war es für Sie, diesen Film im serbischen Umland, also auf dem Land, zu drehen?

Ich wollte keinen Versuch unternehmen, die Realität schlimmer zu porträtieren, wie sie dann im Film zu sehen ist. Unglücklicherweise ist die Realität so wie sie im Film zu sehen sind. So sind die Gegebenheiten in diesem schönen und doch zerstörten Land.

Ich bin in Belgrad geboren und aufgewachsen und ich war nicht mit den Örtlichkeiten vertraut, an denen der Film spielt. Ich fand es aufregend, mein eigenes Land zu entdecken. Als wir im Rahmen des „Location Scoutings“ durch Serbien reisten, wurde mir die systematische Anstrengung bewusst, welche hier notwendig war, um all das zu zerstören, was man zerstören konnte.

Und was am Ende gänzlich zerstört ist, ist der Mensch, die Würde und jegliche Form individueller Anständigkeit.


Glauben Sie, dass diese Geschichte in jedem Land hätte spielen können?

Armut bringt oft das schlimmste bei Menschen hervor. Es gibt nichts Schönes an der Armut. Das ist überall so und das ist universell. Unter den Menschen, die uns im Film begegnen, gibt es gute und schlechte. Auch das ist universell. VATER ist ein Abbild der gegenwärtigen serbischen Gesellschaft, aber ich bin überzeugt, dass Nikolas‘ Schicksal einen einfachen Mann auf der ganzen Welkt ereilen kann. Ob in Amerika, Frankreich, Korea, Russland...Nikola ist das Symbol eines Verlierers unserer neuen Zeit, der neo-liberalen Sklavenhaltung, einer Zeit in der Menschen die Hoffnung und das Recht auf ein normales Leben verwirken, wenn sie ihre Arbeit verlieren.

Die Grausamkeit dieser neuen Zeit ist verschleiert, heuchlerisch ummantelt von Bürokratie, welche mit einem Haufen Regeln, Abläufen und Maßnahmen scheinbar Rechte beschützt.


Neben der Tätigkeit als Regisseur produzieren Sie auch. Warum ist diese Tätigkeit für Sie wichtig?

Ich habe die Produktionsfirma Baš Čelik mit Freunden und Geschäftspartnern gegründet, weil ich die Freiheit haben will, so zu arbeiten, wie ich möchte und dies auf eine Art und Weise, wie es meinen Filmen am zuträglichsten ist. Dies ist eine der besten Sachen, die ich je in meinem Leben gemacht habe, denn die Freiheit Filme zu machen, wie ich es will, bedeutet mir am meisten. Ebenso wie die Möglichkeit meine Filme sorgfältig und langfristig vorzubereiten.

Hier hilft natürlich auch, dass die Situation der serbischen Filmbranche gut ist, was nicht zuletzt darauf beruht, dass das aktive und stabil arbeitende „Film Centre Serbia“ etabliert wurde. Mehr Ergebnisse werden bald zu sehen sein, da bin ich mir sicher. Zum ersten Mal gibt es für serbische Filmschaffende die Möglichkeit kontinuierlich zu arbeiten.

Foto:
©Verleih

Info:
VATER - OTAC
von Srdan Golubovic, SRB/HR/D/F 2020, 120 Min.
mit Goran Bogdan, Boris Isakovic, Nada Sargin, Milica Janevski, Muharem Hamzic, Ajla Santic
Drama / Start: 02.12.2021

Abdruck aus dem Presseheft