Serie: Die Trilogie der TRIBUTE VON PANEM als Buch und Hörbuch sowie Film, Teil 5

 

Claudia Schulmerich 

 

Frankfurt (Weltexpresso) –  In der vorherigen Würdigung des ersten Teils des Dreiteilers von Suzanne Collins sind wir besonders auf das Buch/Hörbuch eingegangen. Nun gibt es zusammen mit dem ersten Film von Gary Ross ein sehr umfangreiches Bonusmaterial, das für uns sinnvoll wurde.

 

Grundsätzlich will Bonusmaterial Hintergründe von Filmen nahebringen und vor allem über die Produktion berichten. Das geschieht hier in vielen einzelnen Abschnitten, die zudem schnell geschnitten sind. Der schnellebige Zuschauer, so denkt die Filmindustrie, will sich nicht länger mit etwas aufhalten, sondern zack zack informiert sein. Dadurch gerät eine Hektik ins Geschehen, die unnötig ist und den wirklich interessanten Aussagen eher abträglich ist. Sehr gut ist die deutsche Untertitelung, d.h. daß man die originalen Stimmen zu den Schauspielern hört und sich manchmal wundert.

 

So auch bei der Hauptperson Jennifer Lawrence, die eine sehr dunkle Stimme hat. Daß sie die nachträglichen Interviews in ihrer blonden Alltagshaarfarbe gibt, hatten wir ja schon bedauert. Eine welch andere Person sie als Katniss abgibt, ist bei dem schnellen Hin und Her zwischen Szenen vom Dreh und Befragungen erst recht unglaublich. Daß sich diese Überraschung auch bei anderen Schauspielern einstellt, liegt in der Natur der Sache, wenn man z.B. weiß, daß die Kunstfigur des Fernsehmoderators und Spielmachers Caesar Flickerman, der mit breitem Zähnelächeln und toller Frisur den das Publikum dirigierenden Aalglatten gibt, in Wirklichkeit eine Glatze hat. Aber das bleiben Äußerlichkeiten, die nicht so sehr das andere Wesen widerspiegeln wie bei Jennifer Lawrence.

 

Sie kommen alle vor in diesem Bonusmaterial, die Schauspieler von der Leinwand, vor allem aber die, die hinter der Kulisse für diese sorgten. Das sind natürlich auch die Produzenten Nina Jacobson und Alli Shearmur, die Autorin und die Drehbuchautoren. Den meisten Redeanteil hat zurecht Regisseur Gary Ross, der sehr umsichtig die Art, wie er Filme  macht, vorbringt. Interessant, wie alle anderen, die Kostüme, Schminkmeister, Innen- und Außenarchitekten, Trainingsleute u.a. seine Art der Betreuung rühmen.

 

Die DVD läuft in verständlicher Reihenfolge ab, wenn man auf 'Abspielen' geht. Natürlich kann man sich gleich etwas heraussuchen, was einem an meisten interessiert. Wir haben sie brav abgespielt und fanden alles sinnvoll: Wie überhaupt das Projekt entstanden ist, aus den erfolgreichen Büchern einen Film zu machen und wie das eine die Verkaufszahlen des anderen hochtreibt. Die Mode von Panem, die Geschichte der Tribute, die Tagebücher der Tribute, ein Regisseur bei der Arbeit, ein Gespräch von Filmkritiker Elvis Mitchell mit Gary Ross, die Kontrolle der Spiele, das Casting grundsätzlich und speziell das der Tribute, die Waffen der Arena usw.

 

Auf jeden Fall hatte sich der Regisseur selbst eingeschaltet und betont, daß er den Film sehr gerne machen möchte. Eine Motivation war auch, daß seine Kinder in dem entsprechenden Jugendalter waren und die Bücher verschlungen hatten. Und er mit ihnen. Viel Zeit geht drauf, wie das endgültige Filmskript entstand. Denn da gab es viele Hände, die schrieben und schrieben. Gary Ross erzählt, wie nach der Ausuferung der Texte, er sich mit der Autorin in vierzehntägige Klausur begeben habe, und beide die endgültige Vorlage in völliger Einigkeit herstellten. Auch die tageweise Anwesenheit der Autorin beim Drehen, empfand er positiv: „Das gibt kreative Sicherheit!“ Man muß schon sagen, daß der Regisseur einen so erfahrenen und auch positiven Eindruck macht, daß man jetzt schon gespannt ist, wie das Bonusmaterial zum zweiten Film aussieht, das für Frühjahr erwartet wird.

 

Warum ist denn eigentlich nun ein neuer Regisseur dran? Weil Ross alles Pulver verschossen hatte, alles in diesen Film steckte, was ihm  zu den Tributen einfiel? Auf jeden  Fall sieht man gerne den Regieanweisungen an die Schauspieler zu. Daß er sie alle lobt, insbesondere seine Hauptdarsteller und diese ihn, na ja, das erwartet man. Ein Aspekt in den Gesprächen hat uns besonders interessiert, weil es unserer Fragestellung entspricht. Verhält man sich als Zuschauer (und als Regisseur, als Schauspieler, als Mitgestalter), wenn man zu Katniss und Peeta als Sieger hält, unter Inkaufnahme, daß sie die anderen töten müssen, nicht genauso wie das Kapitol?

 

Ross will diese Dilemma entgehen, indem er nicht einen noch so perfekt inszenierten Film abliefern will, so etwas hätte er geschmacklos gefunden, sondern der Film sollte genau “die Sprache des Unbehagens visualisieren“. Für diese Absicht leistete ihm die Schauspielerin Jennifer Lawrence unschätzbare Dienste, weil sie – wir haben darauf öfter verwiesen – überhaupt nicht wie eine Schauspielerin wirkt, sondern wie ein erst unbedarfter junger Mensch, der aus seinen Erfahrungen lernt, sich abhärtet, aber gleichzeitig sein Herz aufmacht für die Welt und die Verantwortung, die sie dafür fühlt.

 

Begeistert spricht er über das Casting. Lawrence wollte sogar die Rolle ablehnen. „Sie hat uns alle umgehauen. Es gab nur diese eine Wahl“, betont Ross, was Sutherland ergänzt: „Sie ist perfekt. Einfach perfekt.“ Dann wird darüber räsoniert, daß man eigentlich erst im Film Peeta als den sanften Teil des Duos wahrnimmt. Sicher liegt das auch daran, daß er – früh verletzt – in den Kampfszenen, wo einer den anderen umbringt, nicht dabei ist. Diese Kampfszenen sind stark. Denn fast alles – über 80 Prozent – wird tatsächlich von den jungen Leuten selbst gespielt. Sie sind ihre eigenen Stuntmen, was auch für die Hauptdarstellerin gilt, die am Klettergerüst, das den Bäumen nachgestaltet wurde, die sie später sechs Meter hoch emporklettert, erst die Schrittfolge übte.

 

Solche Szenen kennt man sonst nicht, erfährt aber jetzt, daß Jennifer Lawrence schon 8-9 Wochen vor Drehbeginn mit ihrem speziellen Fitnesstraining begann und die anderen – Ross: „Die kids mußten alles können“ – ebenfalls sechs Wochen vorher begannen. Das Drehen begann mit zwei Monaten nur im Wald, d.h. daß alle die Szenen, die im Film verteilt sind, gleich am Anfang gespielt wurden. „Nur Wald, zwei Monate dieselben Kleider“, sagte Jennifer Lawrence dazu. Toll sind auch die Szenen mit dem Feuer, das durch Propangas und Ventilatoren als echtes Feuer im Wald wütet, wo Jennifer um ihr Leben rennt, solche Angst hatte sie vor den Flammen. Aber, so Ross, es sollte alles echt sein, nur dann konnte er diesen Film glaubwürdig vertreten.

 

Wir können nicht alles wiedergeben, aber alles, was das Kapitol angeht, ist wirklich spannend und Effie, man glaubt es nicht, wie anders ihre Darstellerin Elizabeth Banks aussieht, spielt dabei eine große Rolle, schon wegen ihres Outfits, das wie anderes den Komödien des Kinos der Vierziger Jahre nachempfunden wurde.

 

Auch hier wieder Schluß, obwohl noch soviel Interessantes zu sagen wäre. Schauen Sie sich das Bonusmaterial selber an, wenn der Film ihnen gefiel. Und wäre es nicht so, würden Sie ihn nach der Sicht des Bonusmaterials anders bewerten, weil nicht über einen Blockbuster geredet wird, sondern darüber, wie man die Entwicklung von jungen Menschen unter solchen Bedingungen filmen kann.

 

INFO:

www.dietributevonpanem.de

www.oetinger.de