Zwei diametral unterschiedliche Filme am Mittwoch, 12. Januar im Kino des DFF Frankfurt, Teil 3/5
Peter Meister
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Für meinen Debütfilm habe ich mir vorgenommen, einen Film zu machen, der einfach extrem unterhaltsam ist. Eine Kunst, die seltsamerweise immer wieder in Verruf gerät, obwohl sie denkbar schwer herzustellen ist. So wie schon in meinen Kurzfilmen sperre ich meine Figuren in einen abgeschlossenen Raum, dem sie nicht entkommen können. Im Bauch des Kreuzfahrtschiffes entwickelt sich ein rasantes Katz- und Maus Spiel, das meinen Protagonisten alles abverlangt.
Bei der Drehbuch-Entwicklung ist viel Energie in die Psychologie meiner Figuren geflossen. Sie sind so eigen, so skurril, dass sie einem nicht so schnell aus dem Kopf gehen: da ist zuallererst VINCENT, dessen Selbstbild und Fremdbild keinerlei Deckungsgleichheit mehr haben. Als schmerzhaft gescheiterter Künstler ist sein Wirken als Kunsträuber für ihn mehr als nur ein Job: es ist die / seine verbissene Rache an der Kunstwelt, die ihn einst so kalt abserviert hat. Er richtet sein ganzes Wissen und seine Energie nun gegen die Kunstelite, zu der er eigentlich gehören wollte. Am Ende muss er sich aber doch eingestehen, dass er sich selbst damit am meisten verletzt. Neben ihm NILS, der naive Kleinkriminelle, den bisher seine zurückhaltende Höflichkeit durchs Leben getragen und vor schwerwiegenden Lebensentscheidungen geschützt hat. Kunsträuber wird er nicht bleiben, bemerkt er doch auf der Reise, dass sein Herz so richtig erst auf der Bühne zu schlagen beginnt. Oder MARTHA, die ehemalige Mitarbeiterin einer internationalen Kunstgalerie, die wie Vincent die Seiten gewechselt hat und nun für russische Oligarchen arbeitet. Sie und Vincent treffen sich in ihrer an Thomas Bernhard erinnernden Verachtung für den Kunstbetrieb und sind eigentlich füreinander bestimmt...käme nicht auch ihnen Malewitschs Quadrat in die Quere.
Klingt alles allzu abwegig? Ist es nicht. Erst 2019 wurde bekannt, dass sich „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Luxusyacht des Saudi-Arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman befindet. Oder Malewitschs „Schwarzes Rechteck - rotes Quadrat“, das vor wenigen Jahren noch in einer großen Ausstellung der Kunstsammlung NRW zu sehen war, sich mittlerweile als Fälschung aus den 1970er Jahren
entpuppte. Irrsinnig! Und für mich deshalb sehr filmisch...
Das großartige Schauspieler-Ensemble hat es geschafft, dieser skurrilen Geschichte eine solch glaubwürdige Ernsthaftigkeit zu verleihen, dass die komödiantischen Elemente in meinen Augen besonders komisch sind, weil sie nie platt, sondern immer dramaturgisch fundiert sind.
Bei aller Groteske ist DAS SCHWARZE QUADRAT für mich immer Komödie, nie Comedy.
Foto:
©hessenfilm.de
Info:
BESETZUNG
Vincent Kowalski Bernhard Schütz
Martha Sandra Hüller
Nils Forsberg Jacob Matschenz
Mia Pheline Roggan
Levi Staude Christopher Schärf
Helen Caracas Victoria Trauttmansdorff
Bernhard Lossa Wolfgang Packhäuser
Harald Sibelius Tobias van Dieken
u.v.m.
Abdruck aus dem Presseheft