das schwarzeZwei diametral unterschiedliche Filme am Mittwoch, 12. Januar im Kino des DFF Frankfurt, Teil 4/5

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der Philosoph und Kulturkritiker Walter Benjamin hat in seinem Werk „Das Kunstwerk imZeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ die Frage nach der Besonderheit einesKunstwerks auf den Punkt gebracht: „Das Hier und Jetzt des Originals macht seine Echtheitaus.“ Einem Foto, einem Druck oder auch einer noch so perfekten Kopie des Kunstwerksfehlt einfach die „Autorität der Sache“. Die hat das millionenschwere Stück Leinwand, dashochgesichert im Museum hängt, laut Benjamin, eben nur dank seiner „materiellen Dauer und geschichtlichen Zeugenschaft“.

Erst dadurch entsteht, wie der Philosoph Hans-GeorgGadamer es nannte, der „Zuwachs an Sein“ durch das Kunstwerk. Mutmaßlich zieht genau das jährlich 10 Millionen Besucher in den Pariser Louvre, um wenigstens einmal im Lebender „Mona Lisa“ so nahe zu sein, wie es die Absperrung davor zulässt.

Was aber ist, wenn niemand den Unterschied zwischen Original und Kopie erkennt?

In der Londoner Dulwich Picture Gallery hatten die Ausstellungsmacher 2016 zwischen 270 echten Rembrandts, Rubens und Tiepolos eine Fälschung aufgehängt, die sie vorher selbst zum Preis für 70 britische Pfund bei der Meishing Oil Painting Manufacture Company in Auftrag gegeben hatten. Niemand erkannte, dass im originalen Rahmen von Jean-Honoré Fragonards „Bildnis einer jungen Frau“ das Produkt eines Kopier-Studios hing – eines von hunderten in der chinesischen Provinz Fujian, die auf Bestellung alles von Botticelli bis Picasso in unbegrenzter Stückzahl auf die Leinwand bringen.

Auch Konrad Kujau, der Schöpfer der „Hitler-Tagebücher“, hat nebenbei noch mit „A. Hitler“ signierte Aquarelle des verhinderten Kunstmalers problemlos unter die Leute gebracht, und Wolfgang Beltracchi täuschte mit seinen Max-Ernst- und Fernand-Léger-Imitaten über Jahre hinweg selbst Experten. Diese beiden wurden als Fälscher so bekannt, dass ihre Bilder als „echte Fälschung“ schon fast wieder einen eigenen Wert haben. Davon können die Auftragsmaler der Meishing Oil Painting Manufacture Company nur träumen.

Wenn jeder ein Künstler ist, wie Joseph Beuys sagte – dann doch sicher auch die Kunstfälscher aus Deutschland, Frankreich, China oder anderswo? Das Problem ist nur: Ohne eine eigene Inspiration macht man, und sei man mit dem Pinsel noch so talentiert, nur Kunsthandwerk. Das dann als Kunst verkaufen zu wollen, ist das eigentliche Verbrechen, dessen Opfer nicht nur der gutgläubige Käufer, sondern vor allem die Kunst selber ist.

„Das Original ist die Idee“, sagte der Videokünstler Nam June Paik, „die Hilfsmittel sind austauschbar.“ Deswegen „durfte“ auch Kasimir Malewitsch über Jahre hinweg mehrere Versionen seines Schwarzen Quadrats anfertigen – genau so wie es die Kollegen Edvard Munch und Vincent (nein, nicht Kowalski:) van Gogh taten, die jeweils nicht weniger als fünf Mal den „Schrei“ und die „Sonnenblumen“ malten.
 
Foto:
Die drei Diebe mit drei Schwarzen Quadraten
©Verleih

Info:
BESETZUNG
Vincent Kowalski    Bernhard Schütz
Martha                   Sandra Hüller
Nils Forsberg          Jacob Matschenz
Mia                        Pheline Roggan
Levi Staude            Christopher Schärf
Helen Caracas        Victoria Trauttmansdorff
Bernhard Lossa       Wolfgang Packhäuser
Harald Sibelius        Tobias van Dieken
u.v.m.

Abdruck aus dem Presseheft