Ich denke oft an Piroschka 1Filmerbe – Digital. Film Preservation Weekend von Freitag, 28. Januar, bis Sonntag, 30. Januar

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Seit 2013 widmet sich das Filmarchiv des DFF der Digitalisierung und Restaurierung analoger Filme aller Genres und Filmformate. Mittlerweile sind mehr als 400 digitale Kopien (DCPs) verfügbar gemacht worden. Die Reihe Filmerbe – Digital. Film Preservation Weekend gibt zum zweiten Mal einen umfangreichen Einblick in die digitalisierten Schätze aus dem Filmarchiv des DFF. Am kommenden Wochenende führen Archiv- und Projektmitarbeiter:innen in ausgewählte Werke ein und liefern Hintergrundinformationen zu den Herausforderungen der Digitalisierungsarbeit.

Jedem Programm ist ein kurzer Werbefilm der Firma Insel-Film vorangestellt, die in den 1950er und 60er Jahren in der BRD marktführend war.

18 Uhr
MISTER RADIO

Deutschland 1924. R: Nunzio Malasomma. D: Luciano Albertini, Evi Eva, Anna Gorilowa. 76 Min. DCP
Vorfilme: Insel-Film: SILIT-Werke “Thermoplatte” / MÄRKLIN “Eisenbahn H0” / DEUTSCHE BUNDESBAHN "TIS" (2 Min.)
Einführung: Thomas Worschech (Leiter DFF-Filmarchiv und Gerätesammlung)
Musikfassung: Neukomposition von Bernd Thewes
Filmreihe: Filmerbe – Digital. Film Preservation Weekend

In Nunzio Malasomma’s ‘Sensationsfilm’ MISTER RADIO spielt Luciano Albertini einen zurückgezogen in den Bergen lebenden Ingenieur, dessen bahnbrechende Forschungen zu Radiowellen ihm zum Spitznamen ‘Mister Radio’ verhalfen, und dessen neueste Erfindung Eisenbahnunfälle sicher verhindern kann. Großstädtische Ausflügler setzen mit einem Kletterunfall seiner Einsamkeit ein Ende: Er verliebt sich in die Tochter des Mörders seines Vaters. Die im Elbsandsteingebirge bei Rathen gedrehten Stunts Albertinis erreichen auch für den heutigen Betrachter immer wieder schwindelerregende Höhepunkte, mit den Worten des Film-Kuriers vom 6. September 1924: „Bei Albertini ist alle Schwere der Materie in spielende Leichtigkeit eingelöst.”

Der digital restaurierte Film wird mit Neukomposition von Bernd Thewes aufgeführt, eingespielt vom MDR Symphonieorchester unter Frank Strobel, abgespielt vom DCP.

Freitag
20.30 Uhr
DER RICHTER UND SEIN HENKER

BRD/Italien 1975. R: Maximilian Schell. D: Jon Voigt, Jacqueline Bisset, Martin Ritt. 92 Min. DCP
Vorfilm: Insel-Film MEDIMA Gesundheitswäsche "Medizin in Maschen" (2 Min.)
Einführung: Holger Ziegler (DFF-Filmarchiv)
Filmreihe: Filmerbe – Digital. Film Preservation Weekend

Aufgrund einer Wette um den perfekten Mord, der ihre gemeinsame Freundin zum Opfer fiel, werden Polizeikommissar Bärlach und sein Freund Gastmann zu erbitterten Feinden. Jahre später treffen die beiden wieder aufeinander und es beginnt ein abgründiges Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Bärlach Gastmann endlich zur Strecke bringen möchte. Die Literaturverfilmung des gleichnamigen Romans von Friedrich Dürrenmatt, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, zählt wohl zu den bekanntesten Werken von Maximilian Schell.

Für die Digitalisierung stand ein Dup-Negativ zur Verfügung, das durch ein Positiv ergänzt wurde.

Alle Besucher:innen des Films erhalten vom Schweizerischen Generalkonsulat in Frankfurt ein Dürrenmatt-Notizbuch.

22.30 Uhr
DIE MÜCKE

BRD 1954. R: Walter Reisch. D: Hilde Krahl, Margot Hielscher, Gustav Knuth, Bernhard Wicki. 108 Min. DCP
Vorfilm: Insel-Film BASF 68/3 „Eine Frau in der Großstadt“ (1 Min.)
Filmreihe: Filmerbe – Digital. Film Preservation Weekend

Nachdem der österreichische Regisseur Walter Reisch ein renommierter Autor in Hollywood mit Erfolgen wie NINOTCHKA wurde, kehrte er nach Deutschland zurück. Der Spionage- und Gangsterfilm DIE MÜCKE war eine von zwei Produktionen, die er drehte, bevor er wieder in die USA ging. Ein Polizist verfolgt eine berüchtigte „Mücke“ mit einer geheimnisvollen Vergangenheit. Frühe Arbeitsbeziehungen und romantische Verhältnisse verkomplizieren die Verfolgung des großen Waffenhändlers Karrari.

SAMSTAG

13 Uhr
DAS GROSSE LICHT

Deutschland 1919/1920. R: Hanna Henning. D: Emil Jannings, Margarete Schön, Frida Richard, Kurt Vespermann. 44 Min. DCP
Vorfilme: Insel-Film: BLENDAX Zahnbürsten 68/1 [Hündchen] / KALODERMA Rasiercreme "Männer auf die es ankommt" (1 Min.)
Einführung: Anke Mebold (DFF-Filmarchiv)
Klavierbegleitung: Uwe Oberg
Filmreihe: Filmerbe – Digital. Film Preservation Weekend

DAS GROSSE LICHT war der zweite Langfilm einer von der Filmgeschichtsschreibung übergangenen Filmpionierin, die für ihren ersten abendfüllenden Spielfilm DIE SIEBZEHNJÄHRIGEN höchste Anerkennung in der Zeitschrift Der Film im Oktober 1919 erhielt: „Hanna Henning stellt sich mit diesem Film in die erste Reihe unserer ersten Regisseure.” Für das ehrgeizig produzierte ‚Künstlerdrama‘ erfolgten Drehs am Deutschen Dom in Berlin. Emil Jannings wurde als genialer Architekt und Münster-Baumeister verpflichtet, um mit seinem von Kurt Verspermann gespielten Protegé um vollendete Kunst, unsterblichen Ruhm und die große Liebe – Margarethe Schön – zu ringen.


15.30 Uhr
KURZFILME VON FRANZ SCHÖMBS

OPUSCULA
BRD 1946-52. R: Franz Schömbs. 5 Min. DCP
DIE GEBURT DES LICHTS
BRD 1958. R: Franz Schömbs. 7 Min. DCP
FARBEN, TATEN UND LEIDEN DES LICHTS
BRD 1959. R: Franz Schömbs. 10 Min. OF. DCP
DEN EINSAMEN ALLEN
BRD 1962. R: Franz Schömbs, 11 Min. DCP
Vorfilm: Insel-Film SIEMENS BILDMEISTER “Farbtreu Fernsehen” (1 Min.)
Einführung: Louise Burkart (DFF-Filmarchiv)
Filmreihe: Filmerbe – Digital. Film Preservation Weekend

Der Maler und Filmemacher Franz Schömbs steht zwischen der künstlerischen Avantgarde der 1920er und der cineastischen Gewagtheit der 1960er Jahre. Mit selbstgebauten Maschinen und einer Photokamera erstellte er animierte Kurzfilme, die Farben und Formen im Einklang mit moderner Musik zeigen. Nachdem sein Werk lange Zeit nur rotstichig verfügbar war, erstrahlen die restaurierten und digitalisierten Kurzfilme in ihrem ursprünglichen Farbglanz.

Die digitale Restaurierung von Hennings Dreiecksgeschichte erfolgte ausgehend von der einzigen noch erhaltenen Filmkopie - in Bruchstücke zerfallen und stark verblichen – bewahrt im EYE Filmmuseum in Amsterdam

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Sonntag

11:00 Uhr
DER KÖNIG DES MONT BLANC

Deutschland 1933/1934. R: Arnold Fanck. D: Sepp Rist, Brigitte Horney, Ernst Petersen. 96 Min. DCP
Vorfilm: Insel-Film BAYERISCHE LANDESBANK “Kompass” (1 Min.)
Einführung: Tobias Schönrock (DFF-Filmarchiv)
Filmreihe: Filmerbe – Digital. Film Preservation Weekend

Filmpionier Arnold Fanck setzt in seinem letzten Bergfilm die historische Erstbesteigung des Mont Blanc von 1786 ins Bild: Der Bauer Jacques Balmat ist davon getrieben, als Erster den unerreichbaren Gipfel des Berges zu erklimmen. Von den Dorfbewohner:innen wird er dafür als Sonderling und Lügner verspottet, denn die Geister des Mont Blanc bewachen den Berg. Doch als der berühmte Professor Saussure aus Genf eintausend Goldlouisdors für die Erstbesteigung verspricht, wagen Balmat und sein Freund, der junge Arzt Paccard, den lebensbedrohlichen Aufstieg.

Von der Ufa 1934 umgeschnitten und mit einem neugedrehten Ende versehen, rekonstruiert die neue Digitalisierung erstmals die ursprüngliche, von Fanck autorisierte Schnittfassung.

 

13:00 Uhr
NATUR IN GEFAHR! EIN MAHNRUF ZUR ERHALTUNG DER LANDSCHAFT, ZUM SCHUTZ VON TIER UND PFLANZE

BRD 1951/52. R: Eugen Schumacher. Dokumentarfilm. 79 Min. DCP
Vorfilme: Insel-Film: NSU "Prinz" Nr. 1 Beschleunigung in der Stadt / NSU "Prinz" Nr. 8 Am Berg / DKW "Junior De Luxe" (2 Min.)
Einführung: Holger Ziegler (DFF-Filmarchiv)
Filmreihe: Filmerbe – Digital. Film Preservation Weekend

Der Film zeigt, welche Folgen der rücksichtslose Eingriff des Menschen in seine Umwelt hat. Auf idyllische Naturaufnahmen folgen Bilder von Raubbau, Entwässerung und Verschmutzung, die tief in das Gefüge der Natur eingreifen und dort deutliche Spuren hinterlassen. Beginnendes Umdenken und erste Bemühungen, die Natur doch noch zu bewahren, lassen am Ende Raum für Hoffnung. Für den ersten Naturschutzfilm der jungen Bundesrepublik findet Eugen Schuhmacher eindringliche Bilder, die nichts von ihrer Brisanz verloren haben und deren Thematik heute aktueller denn je ist.

Sämtliche Produktionsmaterialien des Films sind verschollen, für die Digitalisierung standen mehrere kombinierte Positive zur Verfügung.



18:00 Uhr
ICH DENKE OFT AN PIROSCHKA

BRD 1955, R: Kurt Hoffmann. D: Liselotte Pulver, Gunnar Möller, Wera Frydtberg. 97 Min. DCP
Vorfilme: Insel-Film: DURODONT Nr. 3 Duro 35 / DULGON Wasch- und Badekosmetik 68/3 (1 Min.)
Einführung: Michael Schurig (DFF-Filmarchiv)
Filmreihe: Filmerbe – Digital. Film Preservation Weekend

Bei einem Studienaufenthalt in der ungarischen Puszta lernt Andreas die Sekretärin Greta und Piroschka, die Tochter des Stationsvorstehers, kennen und lieben. Ein ungeplantes Aufeinandertreffen der drei am Balaton zwingt Andreas, eine Entscheidung zu treffen.

Für die Digitalisierung stand das Originalnegativ zur Verfügung, das immer wieder kleine Bildsprünge aufwies. Diese Fehlstellen konnten mithilfe eines Dup-Negativs ergänzt werden.