Romana Reich
Bonn (Weltexpresso)- Endspurt „Methode Rainer Werner Fassbinder“ in der Bundeskunsthalle, Bonn: Noch bis Sonntag, 6. März, ist die Ausstellung der Bundeskunsthalle, Bonn, in Zusammenarbeit mit dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main, und der Rainer Werner Fassbinder Foundation, Berlin, zu sehen. Sie gibt Gelegenheit, das Werk von RWF und seine Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit der BRD der 1970er Jahre zu erkunden. Dass der von Fassbinder inspirierte Film PETER VON KANT (FR 2022, R: François Ozon) in wenigen Tagen die Berlinale eröffnet, zeigt einmal mehr die Aktualität von Fassbinders Schaffen.
Besonderes Schmankerl: Vom 18. bis 20. Februar zeigt die Bundeskunsthalle alle 13 Folgen von Fassbinders BERLIN ALEXANDERPLATZ.
Als einem der wichtigen Vertreter des Neuen Deutschen Films gelang Rainer Werner Fassbinder in seinem Werk die Synthese aus radikaler Subjektivität und gesellschaftlicher Analyse. Wie kaum ein anderer Künstler hat der Regisseur, Filmproduzent, Schauspieler und Autor so ein zeitgenössisches Spiegelbild der Bundesrepublik Deutschland geschaffen. Über seine Filme sagte er: „Gerade weil sie so spezifisch und national sind und weil sie versuchen, das Land zu beschreiben, in dem sie gemacht werden, (...) sagen sie auch etwas über Demokratien ganz allgemein.“ Fassbinders Werk und seine Auseinandersetzung mit der BRD der 1970er Jahre sind das Thema der vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum gemeinsam mit der Bundeskunsthalle Bonn kuratierten Ausstellung „Methode Rainer Werner Fassbinder. Eine Retrospektive“, die noch bis Sonntag, 6. März, in Bonn zu sehen ist.
Seine Exponiertheit, seine kreative Unangepasstheit und künstlerische Radikalität führten zu inzwischen legendären Filmen, Fernseh- und Theaterstücken, die sich ins kollektive Bildgedächtnis eingeschrieben haben. Fassbinder lebte und forderte Intensität. Seine manchmal sperrige, kritische Haltung, gleichzeitig liebevolle Darstellung und Zeichnung der Menschen war ohne Unterscheidung ihrer jeweiligen Milieus von respektvoller und beispielloser Konsequenz. Seine Bildsprache changiert von Beginn an virtuos zwischen Theater, Film/Fernsehen und Zeitdokument.
In der retrospektiven, chronologisch orientierten Ausstellung wird Fassbinders Œuvre als Gesellschaftsdokument in Kombination mit Archivmaterial präsentiert. Zudem werden seine Biografie und sein Werk anhand von Exponaten, Zitaten, Fotografien und Grafiken mit dem gesamtgesellschaftlichen System der Bundesrepublik Deutschland – als Spiegel dessen – verwoben.
In seinen Filmen, besonders der sogenannten BRD-Trilogie, versuchte Fassbinder als Seismograph die gesellschaftlichen Tendenzen zu erfassen und offenzulegen. In seinem Part im Episodenfilm DEUTSCHLAND IM HERBST (BRD 1978) und in DIE DRITTE GENERATION (BRD 1979) setzte er sich explizit mit dem Deutschen Herbst und der RAF auseinander. In FONTANE EFFI BRIEST (BRD 1974) schaut Fassbinder zurück auf die wilhelminische Zeit.
Beleuchtet werden ebenfalls filmische, literarische und musikalische Vorbilder und Quellen, die Fassbinder stark prägten und deren Einflüsse sein Werk durchziehen. Das Ziel der Ausstellung ist es, auf eine Spurensuche zu gehen und Fassbinder auch einem breiteren Publikum in all seinen Facetten vorzustellen – untrennbar verbunden mit der deutschen Kultur, Gesellschaft und Politik. In allen Werken wird dem Betrachter subtil oder ganz offensichtlich der Spiegel vor Augen gehalten. „Alles Vernünftige interessiert mich nicht“ sagt er 1980 und so sind viele seiner Bilder und Themen, wie Antisemitismus, Migration oder Rollenklischees und Queerness radikal, innovativ, ungewöhnlich und bahnbrechend. Sie wurden zu ihrer Zeit teilweise von großer Kritik begleitet, finden aber bis heute ungebrochen ihren Widerhall. Auch zutiefst ehrliche, zwischenmenschliche Handlungen und soziale Gefüge wurden von ihm in großer Intensität als Abbilder der Gesellschaft visualisiert, so war es für ihn „... immer wichtig, Filme zu drehen über Menschen und deren Verhältnis zueinander, deren Abhängigkeit voneinander und von der Gesellschaft.“
BERLIN ALEXANDERPLATZ
(BRD 1980, R: Rainer Werner Fassbinder)
Alle 13 Folgen plus Epilog: Freitag, 18. – Sonntag, 20. Februar 2022 im Bonner Kino im Forum (Bundeskunsthalle)
Freitag, 18. Februar 2022
Teile 1–5, 16–22 Uhr
Samstag, 19. Februar 2022
Teile 6–10, 17–22:30 Uhr
Sonntag, 20. Februar 2022
Teile 11–13 und Epilog, 13–18:30 Uhr
Foto:
Rainer Werner Fassbinder beim Dreh zu HÄNDLER DER VIER JAHRESZEITEN, BRD 1971; © DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt / Sammlung Peter Gauhe; Foto: Peter Gauhe
Info:
Eine Ausstellung der Bundeskunsthalle, Bonn, in Zusammenarbeit mit dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main, und der Rainer Werner Fassbinder Foundation, Berlin
Seine Exponiertheit, seine kreative Unangepasstheit und künstlerische Radikalität führten zu inzwischen legendären Filmen, Fernseh- und Theaterstücken, die sich ins kollektive Bildgedächtnis eingeschrieben haben. Fassbinder lebte und forderte Intensität. Seine manchmal sperrige, kritische Haltung, gleichzeitig liebevolle Darstellung und Zeichnung der Menschen war ohne Unterscheidung ihrer jeweiligen Milieus von respektvoller und beispielloser Konsequenz. Seine Bildsprache changiert von Beginn an virtuos zwischen Theater, Film/Fernsehen und Zeitdokument.
In der retrospektiven, chronologisch orientierten Ausstellung wird Fassbinders Œuvre als Gesellschaftsdokument in Kombination mit Archivmaterial präsentiert. Zudem werden seine Biografie und sein Werk anhand von Exponaten, Zitaten, Fotografien und Grafiken mit dem gesamtgesellschaftlichen System der Bundesrepublik Deutschland – als Spiegel dessen – verwoben.
In seinen Filmen, besonders der sogenannten BRD-Trilogie, versuchte Fassbinder als Seismograph die gesellschaftlichen Tendenzen zu erfassen und offenzulegen. In seinem Part im Episodenfilm DEUTSCHLAND IM HERBST (BRD 1978) und in DIE DRITTE GENERATION (BRD 1979) setzte er sich explizit mit dem Deutschen Herbst und der RAF auseinander. In FONTANE EFFI BRIEST (BRD 1974) schaut Fassbinder zurück auf die wilhelminische Zeit.
Beleuchtet werden ebenfalls filmische, literarische und musikalische Vorbilder und Quellen, die Fassbinder stark prägten und deren Einflüsse sein Werk durchziehen. Das Ziel der Ausstellung ist es, auf eine Spurensuche zu gehen und Fassbinder auch einem breiteren Publikum in all seinen Facetten vorzustellen – untrennbar verbunden mit der deutschen Kultur, Gesellschaft und Politik. In allen Werken wird dem Betrachter subtil oder ganz offensichtlich der Spiegel vor Augen gehalten. „Alles Vernünftige interessiert mich nicht“ sagt er 1980 und so sind viele seiner Bilder und Themen, wie Antisemitismus, Migration oder Rollenklischees und Queerness radikal, innovativ, ungewöhnlich und bahnbrechend. Sie wurden zu ihrer Zeit teilweise von großer Kritik begleitet, finden aber bis heute ungebrochen ihren Widerhall. Auch zutiefst ehrliche, zwischenmenschliche Handlungen und soziale Gefüge wurden von ihm in großer Intensität als Abbilder der Gesellschaft visualisiert, so war es für ihn „... immer wichtig, Filme zu drehen über Menschen und deren Verhältnis zueinander, deren Abhängigkeit voneinander und von der Gesellschaft.“
BERLIN ALEXANDERPLATZ
(BRD 1980, R: Rainer Werner Fassbinder)
Alle 13 Folgen plus Epilog: Freitag, 18. – Sonntag, 20. Februar 2022 im Bonner Kino im Forum (Bundeskunsthalle)
Freitag, 18. Februar 2022
Teile 1–5, 16–22 Uhr
Samstag, 19. Februar 2022
Teile 6–10, 17–22:30 Uhr
Sonntag, 20. Februar 2022
Teile 11–13 und Epilog, 13–18:30 Uhr
Foto:
Rainer Werner Fassbinder beim Dreh zu HÄNDLER DER VIER JAHRESZEITEN, BRD 1971; © DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt / Sammlung Peter Gauhe; Foto: Peter Gauhe
Info:
Eine Ausstellung der Bundeskunsthalle, Bonn, in Zusammenarbeit mit dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main, und der Rainer Werner Fassbinder Foundation, Berlin