madchen0Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. Februar 2022, Teil 3

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) – In den letzten Jahren haben Publizist*innen, Künstler*innen, Architekt*innen verstärkt einen neuen Blick auf das ehemals geteilte Deutschland geworfen: wie kam es, dass wir uns heute – 30 Jahre nach der Wiedervereinigung - so fremd sind? Die Migrationsforscherin Naika Foroutan sagte in einem Interview in der taz: „Sehr viele Erfahrungen, die Ostdeutsche machen, ähneln den Erfahrungen von migrantischen Personen in diesem Land. Dazu gehören Heimatverlust, vergangene Sehnsuchtsorte, Fremdheitsgefühle und Abwertungserfahrungen. Mich irritiert, dass darüber bis jetzt nicht gesprochen wird.“

Das ist der Ausgangspunkt von Katharina Marie Schuberts Drehbuch und Film. Bisher als vielfach preisgekrönte Theater- und Filmschauspielerin in Erscheinung getreten, erzählt sie in ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm die Geschichte einer Frau, die sich nicht arrangieren will, die den Lauf der Dinge als ungerecht empfindet und sich anlegt. Und dabei alles Wohlwollen aufs Spiel setzt und die eigene Tochter fast verliert. Und obwohl Katharina selber im Westen geboren und groß geworden ist, kennt und ahnt sie die Befindlichkeit genau. Als Tochter einer aus der DDR ausgewanderten Mutter kennt sie den Osten von Verwandtenbesuchen aus eigener Anschauung. Aber vor allem ist sie eine genaue Beobachterin und sensible Analytikerin von gesellschaftspolitischen Verhältnissen, die sich im Persönlichen ablagern.

Auf keinen Fall sollte ein Themenfilm entstehen. Es ging mehr um die Fragen, als um die Antworten. Und auch filmerzählerisch und ästhetisch war es Idee und Wunsch der Regisseurin, einen ruhigen Atem zu finden und bildlich originell – mit zum Teil langen und komplexen Plansequenzen – die Wirklichkeit leicht zu überhöhen. Mit ihrem Kameramann Barbu Bălășoiu entwickelte sie eine eigene Sprache, kongenial unterstützt durch Juliane Friedrichs Szenenbild und Christian Röhrs Kostüm.

Eine frühe Bewunderin von Katharinas Stoff war Corinna Harfouch. Von Anfang an wollte sie die Hauptrolle übernehmen und hat damit unsere Finanzierung sehr erleichtert. Aber trotz Corinnas überwältigender Präsenz ist aus dem Film kein Star-Vehikel geworden, sondern man darf sich freuen über die sehenswerten weiteren Hauptfiguren „Lara“, gespielt von Birte Schnöink und „Werner“, interpretiert von Peter René Lüdicke. Neben dieser starken Filmfamilie agieren große Kolleginnen und Kollegen: Imogen Kogge, Gabriela Maria Schmeide, Jörg Schüttauf, um nur einige zu nennen.

Dreharbeiten in Mitteldeutschland finden – wenn man will – im Verborgenen statt. Aber wie so oft ist Provinz eine Möglichkeit und umso dankbarer denken wir zurück an die große Unterstützung durch Land und Leute im Januar, Februar und März 2020.

Foto:
© Wild Bunch Germany 2021

Info:
DAS MÄDCHEN MIT DEN GOLDENEN HÄNDEN
von Katharina Marie Schubert, D 2021, 107 Min.
mit Corinna Harfouch, Birte Schnöink, Peter René Lüdicke, Jörg Schüttauf, Gabriela Maria Schmeide, Ulrike Krumbiegel
Drama / Start: 17.02.2022