madchen4Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. Februar 2022, Teil 6

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Sie haben Katharina Schubert als Kollegin auf der Bühne kennengelernt. Was war Ihre erste Reaktion, als sie Ihnen vor vielen Jahren eine frühere Version des Drehbuchs zum Lesen gab?

Wir haben zusammen in Gorkis Wassa Schelesnova gespielt und hatten ein Gastspiel, ich glaube in Winterthur. Zwischen der Probe und der abendlichen Aufführung bleibe ich immer gerne im Theater und habe dort das Drehbuch zum ersten Mal gelesen. Ich erinnere mich noch genau, dass ich beim Lesen auf angenehme Weise hellwach und sehr aufmerksam war. Mich begeisterte, dass eine Kollegin von mir ein so schönes Buch, eine so überraschende Geschichte geschrieben hat, dass Katharina diesen Ton so genau getroffen hat, in dieser Umgebung, die mir so vertraut ist. Mich interessierte, was diese Frau, die ich immer als sehr intellektuell wahrgenommen habe, noch so alles in ihrem Kopf hat, über das hinaus, was ich schon vorher bei der gemeinsamen Arbeit entdeckt hatte.


Gibt es etwas, das Sie besonders an der Rolle der Gudrun gereizt hat?

Bei mir ist es immer eine Entscheidung für eine Konstellation, ein Interesse an einem Menschen, der leidenschaftlich ist, mit dem ich gerne gemeinsam etwas erarbeiten möchte. Sicher, auch die Geschichte spielt eine Rolle, aber nicht als Plot, sondern in ihrer Genauigkeit, in den einzelnen Situationen, auch in ihrem Humor. Aber wirklich ausschlaggebend ist die Person oder das Team, das mich erwartet.


So wie zuletzt Lara in Jan Ole Gersters gleichnamigem Film, ist nun auch Gudrun eine Frau, die es niemandem leicht macht: Solche Rollen mit großen Widerständen mögen Sie ganz besonders, oder? Und sei es nur, um sie uns bis zum Ende des Films doch nahezubringen...

Gerade diese Frauen, die so eine Härte vor sich hertragen, die so streng und abweisend wirken, finde ich faszinierend. Wobei Gudrun ja doch verletzlicher wirkt als Lara, finde ich. Sobald ich mich auf so eine Rolle einlasse, möchte ich unbedingt vermitteln, welche Verletzungen und Sehnsüchte sich hinter dieser Härte verbergen, die ja auch ein Schutzmechanismus ist. Wenn man Menschen begegnet, die einem unzugänglich erscheinen oder gar unsympathisch, erlebt man auch immer wieder, dass sich etwas öffnet und man plötzlich das Weiche oder Warme zu sehen bekommt. Für mich ist das immer ein Erlebnis, hinter einer äußeren Schale einen weicheren Kern zu entdecken, neue Nuancen, durch die sich die Meinung über einen Menschen, oder die Empfindungen zu ihm, ändern. Wenn sich so ein Zugang eröffnet, sieht man das Tun eines Menschen mit ganz anderen Augen. Das zu erreichen, ist ganz prinzipiell mein tiefes Bedürfnis, in meinem Leben und in meiner Arbeit, als Mensch und als Schauspielerin. Das ist für mich immer wieder die größte Freude überhaupt, und ich bin fest davon überzeugt, dass das bei jedem Menschen möglich ist.


In welcher Hinsicht fühlen Sie sich dieser Figur am nächsten?

Da gibt es sehr viele Anknüpfungspunkte für mich! Verletzungen sind doch oft eine Motivation des Handelns. Vielleicht bildet man sich auch nur ein, etwas für die anderen Wichtiges zu tun, ohne zu merken, dass die sich überhaupt nicht dafür interessieren und es in Wirklichkeit nur einem selbst furchtbar wichtig ist. Man fühlt sich fürchterlich gekränkt, ohne sich im Klaren darüber zu sein, was man den anderen zumutet. Das kenne ich schon aus meinem Beruf. Wenn man viel Engagement eingebracht hat, reagiert man auf Kritik empfindlich. Da kann man nicht ganz locker sagen, „ach, das gefällt dir nicht, das ist ja interessant. Aha, sag mal, warum denn nicht?“ Für die Gudrun würde ich mir sehr wünschen, dass sie lernt, dass nicht immer ihr Leben davon abhängt, dass in diesem Kampf alle ihrer Meinung sind. Und dass sie ihre Gefühle besser zeigen kann, weniger distanziert ist. Für alle wäre es leichter, wenn sie andere Haltungen aushalten und besser kommunizieren könnten.


Und gibt es auch Aspekte, in denen Sie Ihnen eher fremd ist?

Ein bisschen fremd ist sie mir vor allem in ihrer Härte, in diesem seltsamen Desinteresse ihrer Tochter gegenüber. So mit meinen Kindern umzugehen, wäre für mich völlig unvorstellbar. Wenn ich aber mit Respekt vor der Geschichte an die Rolle herangehe, und versuche sie zu verstehen, dann sehe ich, dass sie körperliche Nähe, Wärme, bedingungslose Liebe selber nicht erlebt hat. Daraus kann ich schließen, dass sich da etwas wiederholt, dass ein Kanal in dieser Frau verstopft ist, der ihr den Weg zur Tochter versperrt.


Der Film reißt viele verschiedene Themen an: Es geht um eine komplizierte Familiengeschichte, um den klassischen Konflikt zwischen den Generationen, aber auch um die gesellschaftspolitischen Folgen des Mauerfalls. Was hat Sie da am meisten gereizt?

So explizit könnte ich eine Rollenentscheidung gar nicht auf einzelne Themen oder Gründe beziehen. Mein Beruf bietet mir die Möglichkeit, mir die Dinge des Lebens vor Augen zu halten, über sie nachzudenken. Das ist in etwa so wie die Funktion des Teufels in der Kirche: man malt das, wovor man Angst hat oder, was man nicht versteht, an die Wand, um es anzuschauen und zu begreifen. Beim Spielen geht es nicht wie beim Teufel um das Böse, sondern um das Innere der Seele, um das, was den Menschen ausmacht und antreibt. Ich spiele es und gebe ihm damit ein Bild, um es betrachten zu können. Was genau mich am einzelnen Drehbuch angezogen hat, kann ich im Nachhinein gar nicht rational aufschlüsseln. Das sind eher instinktive Reaktionen. In diesem Fall hatte es sicher etwas mit einer Vertrautheit des Tons zu tun, und mit der Freude darüber, dass etwas, von dem ich mir wünsche, dass es erzählt wird, in Bilder gefasst ist. Aber das muss nicht unbedingt etwas Vertrautes sein, genauso kann es sein, dass mein Interesse von etwas Fremdem ausgelöst wird.


Kannten Sie das Märchen, das dem Film seinen Titel gegeben hat?

Ich kenne alle Märchen, dieses steht auch in Grimms Märchensammlung, die uns zuhause durch alle Generationen begleitet hat. Dass Katharina dieses Märchen eingearbeitet hat, gefiel mir auch besonders gut, weil es der ganzen Geschichte eine Meta-Ebene gibt, statt sie nur piefig exemplarisch in genau dieser Provinz mit genau diesen Menschen festzunageln. Durch die Verknüpfung mit diesem Märchen bekommt die Geschichte Atmosphäre, so einen berührenden Anflug von Erinnerungen an die Kindheit, in der Märchen vorgelesen wurden. Wobei im Film ja offen bleibt, auf wen sich das Märchen bezieht: Ist es die Tochter? Ist es die Mutter? Alles ist möglich, das gibt der Geschichte Raum und Luft.


Als Gudrun werfen Sie ihrer Tochter immer wieder vor, dass sie in den Westen gegangen ist: Haben Sie das selbst ähnlich erlebt?

Um Westen oder Osten geht es hier meiner Ansicht nach gar nicht. Gudruns Vorwurf ist, dass sie ausgebrochen ist und die Gemeinschaft verlassen hat: „Du hast doch gar kein Interesse! Du hast uns hier alleine gelassen mit unseren Problemen! Das interessiert dich doch überhaupt nicht.“ Da geht es um den Unterschied zwischen Dorf oder Kleinstadt und Großstadt. Ich persönlich habe solche Anfeindungen nicht erlebt, wobei man das meiste davon glücklicherweise ja auch gar nicht mitbekommt.


Sie haben mal gesagt, das Schöne an ihrem Beruf sei, Menschen zu ergründen und herauszufinden, wer sie im Innersten sind. Was war da die größte Herausforderung bei Gudrun?

Ich mag Herausforderungen, muss aber auch sagen, dass mir die Gudrun besonders nahekam. Wie heftig sie oft daherkommt, habe ich auch erst später beim Sehen des Films wahrgenommen. Die Szene im Krankenhaus mit der Tochter tut mir richtig weh. Dieser Tunnelblick, der sie gar nicht nach links oder rechts schauen lässt, war mir beim Drehen komischerweise gar nicht so aufgefallen. Das liegt sicher auch daran, dass ich ihre Reaktionen in vielen Situationen nachvollziehen kann, weil ich sie in Verbindung mit ihren Lebenserfahrungen sehe.


So wie die Figuren sind auch nahezu alle Schauspieler im Osten sozialisiert. Ist dadurch auch im Ensemble eine besondere, eingeschworene Gemeinschaft entstanden, auch im Wunsch die Lebensumstände mal wahrhaftiger darzustellen?

Wir haben das schon sehr genossen, vor allem bei dem Fest, bei dem wir alle auf einem Haufen beisammen waren. Das hat uns allen großen Spaß bereitet, das war fast wie ein Familien- oder Klassentreffen. Selbst über solchen Quatsch wie den doofen Polizisten haben wir uns amüsiert. Wir haben viel getanzt in dieser Nacht, und die alten Lieder gesungen, auch ohne, dass die Kamera lief. Es war speziell Katharinas Wunsch, hauptsächlich Schauspieler mit Ostsozialisation zu besetzen, wobei ich gar nicht denke, dass das unbedingt nötig ist. Der Fernsehfilm Vera Brühne von Hark Bohm war 2001 ja auch eine echte Westgeschichte. Damals war ich unendlich dankbar, das spielen zu dürfen, weil ich dabei so viel über die Bundesrepublik gelernt habe, aber auch über diese Frau, die ihre verhinderte Kreativität auf andere Weise ausgelebt hat. Natürlich hatte mich sehr gründlich auf die Rolle vorbereitet, sehr viel gelesen, Zeitgeschichte recherchiert. Das kann ich doch auch dann spielen, wenn ich nicht von da bin. Ich kann fast alles spielen.


Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?

Es gibt natürlich Rollen, für die man irgendwelche Fähigkeiten erlernen muss, Motorrad fahren, fremde Sprachen, sich in einer völlig fremden Kultur auskennen. Aber wenn Sie mich fragen, wie ich mich auf Gudrun vorbereitet habe, dann würde ich mit der kleinen Geschichte des Mannes antworten, der zu einem Maler kommt und das Bild eines Hahnes in Auftrag gibt. „In Ordnung“, sagt der, „kommen Sie bitte in einem Jahr wieder.“ Doch als der Mann ein Jahr später zurückkommt, ist das Bild immer noch nicht fertig. Im dritten Jahr fordert der Maler den Mann auf, sich hinzusetzen, malt in fünf Minuten einen Hahn und fordert dann, sehr zum Entsetzen des Auftraggebers ein horrendes Honorar: Was? So viel Geld für fünf Minuten Arbeit! Und der Maler erwidert mit Recht: „Da steckt mein Leben drin. Mein ganzes Leben. Mein Können. Mein Werden. Meine Auffassung. Meine Entwicklung. Alles, was ich von der Kunst weiß.“ So ähnlich ist das bei der Gudrun, die habe ich irgendwie in mir, nicht weil ich sie bin, sondern weil ich diesen Frauen begegnet bin.


Gleich nach DAS MÄDCHEN MIT DEN GOLDENEN HÄNDEN haben Sie auch im Regiedebüt der Schauspielerin Nadja Brunckhorst gespielt. Liegt in dieser Arbeit mit jungen oder Erstlingsregisseur*innen für Sie ein besonderer Reiz?

Ganz ehrlich, ich arbeite auch sehr gern mit Profis. Ich habe nicht das Bedürfnis, den Ton anzugeben, oder jemandem etwas beizubringen. Es ist vom einzelnen Projekt abhängig. Mir geht es immer darum, auf Augenhöhe gemeinsam etwas zu erarbeiten. So unterschiedlich die beiden Projekte und auch die beiden Frauen sind, bin ich doch in beiden Fällen starken Persönlichkeiten begegnet. Beide Projekte habe ich von Anfang an zugesagt, weil sich abzeichnete, dass ich da etwas Neues erleben kann.


Wie wohl fühlen Sie sich als Schauspielerin mit den relativ langen Kameraeinstellungen von Barbu Bălășoiu?

Als Theaterschauspieler finde ich das natürlich fantastisch, weil man dann in der Situation bleibt und spielen, spielen, spielen kann. Es gibt ja auch Kameraleute, die einen geradezu festnageln, die ein sogenanntes „Beauty-Licht“ streuen, so dass man sich kaum noch bewegen kann. Barbu Bălășoiu macht das überhaupt nicht und ich finde seine Arbeit großartig, schon wie er beleuchtet, aber auch die Bilder, in denen man sich so frei bewegen kann. Das hat natürlich auch viel mit Katharina zu tun, die als Schauspielerin weiß, was es für ein Genuss ist, mal durchspielen zu können. Die auch weiß, dass es kein Problem ist, auch mal drei, vier Seiten Text auswendig zu lernen.


In den letzten Jahren kamen verstärkt Filme wie In den Gängen, Adam und Evelyn oder Gundermann, die in versöhnlicherem, offenerem Tonfall von der Wende und ihren Folgen erzählen, weder larmoyant und ostalgisch, noch westlich anmaßend. Warum, denken Sie hat das fast dreißig Jahre gedauert?

Lange haben wir die Erfahrung einer gegenseitigen Fremdheit gemacht. Es gab das „bessere“, oder zumindest siegreiche System, das - und da spricht sicherlich die Ostlerin in mir – wurde zunächst über alles drüber gestülpt. Alles andere sollte verschwinden, obwohl es ja von vielen gelebt wurde. Auch mir haben viele Menschen aus dem Westen erzählt, wie wir im Osten gelebt haben und wie das einzuordnen ist, oft in diesem gönnerhaften Tonfall: „Also, ich mag euch. Ich finde euch gut und ich interessiere mich für euch. Aber wie konntet ihr das aushalten? Wie konntet ihr damit quasi einverstanden sein? Also ich könnte das nicht...“ Da ist viel Wut entstanden, aus derartig nervigen oder naiven Aussagen, die durchaus auch von intelligenten Menschen kamen, die einem, wenn sie freundlich waren, gerade mal so einen Kinderstatus eingeräumt haben. Unter diesen Bedingungen schwindet die Bereitschaft, sich überhaupt noch darüber zu unterhalten. Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen, endlich anders, weniger aufgeregt, weniger persönlich betroffen Geschichten aus dieser Zeit zu erzählen und eine vorsichtige Analyse zu wagen. Schwierig ist es nach wie vor, weil es immer noch diese Fremdheit und oft sogar eine Spaltung gibt.


Wie wichtig ist es Ihnen persönlich, auch dazu beizutragen, dass diese Zeit im Kino differenzierter betrachtet wird?

Es war mir mal sehr wichtig. Dann kam eine Zeit, in der ich überhaupt keine Lust mehr hatte, mich bei all diesen Jahrestagen zu äußern. Insofern hat es mich fast ein bisschen erstaunt, dass ausgerechnet Katharina diese Idee hatte. Am Drehbuch hat sie sechs Jahre lang gearbeitet und sehr viel darangesetzt, dieses Projekt zu verwirklichen. Es hat mich zutiefst berührt, wie stark ihr Wille war, diesen Film zu machen, wie viel sie auf sich genommen hat, um das zu realisieren. Sie hat sehr viel Geduld und Genauigkeit aufgebracht. Dieses Feingefühl, mit dem sie die Dinge sehr differenziert anspricht, die Art wie sie niemanden in dieser kleinen Dorfgemeinde schont, aber auch niemanden verurteilt, davor habe ich großen Respekt. Das hat mich schon vor sechs oder sieben Jahren überzeugt, als sie mir das Buch, das sich seitdem stark verändert hat, zum ersten Mal zeigte. Es überraschte mich, dass jemand so genau ist, ohne diese Zeit selber erlebt zu haben. Aber vielleicht ist das ja auch gerade ein Vorteil.


Die eben genannten Filme stammen alle von ostsozialisierten Regisseuren, manche jünger wie Thomas Stuber, manche älter wie Andreas Dresen. Hatten Sie jemals Bedenken, dass eine im Westen sozialisierte junge Regisseurin das vielleicht nicht wahrhaftig erzählen kann?

Nein überhaupt nicht, denn ich habe Katharina am Theater als eine sehr kluge, sehr reflektierte, sehr intellektuelle Schauspielerin kennengelernt, die auf beeindruckende Weise furchtlos ist. Manche empfinden das vielleicht als anstrengend, ich habe das immer sehr geschätzt. Darum wusste ich von vornherein, dass es bei dieser Arbeit zu einem ernsthaften, offenen und interessanten Gespräch kommen wird. Ich wusste, was immer Katharina anpackt, tut sie mit vollem Einsatz. Da ich das vorher bei der Arbeit mit ihr schon erlebt hatte, hatte ich keinerlei Misstrauen. Ossis oder Wessi, das war überhaupt kein Thema, letztlich geht es ganz unabhängig von der Herkunft doch darum, welche Talente man mitbringt.


Was ärgert Sie denn am meisten an der Darstellung des Ostens im Kino?

Naja, ich komme aus Sachsen, und natürlich finde ich es schade, dass meine Heimat so oft in schlechtem Licht gezeigt wird, auch wenn ich sie gar nicht mehr als Heimat begreife, schließlich bin ich ja dort weggegangen und habe es bis heute keinen einzigen Tag bereut. Trotzdem erscheint es mir billig, dass die Sachsen, mehr noch als die Schwaben, immer so ein bisschen runtergemacht werden, als prinzipiell blöd und stumpfsinnig, als Stasi und Polizisten dargestellt werden. Wenn es in irgendeinem Film einen Idioten gibt, dann spricht der meistens sächsisch. Ich kann mich an keinen einzigen klug dargestellten Sachsen erinnern, egal ob der Film nun seinen Ursprung im Westen oder im Osten hat. Das macht natürlich etwas mit den Menschen. Wenn man ständig derartig deklassiert wird, baut man sich seine eigene Welt, und wehrt trotzig ab: „Wir brauchen euch überhaupt nicht!“ Alles Klischeehafte, in Bausch und Bogen Überzogene ärgert mich. Wenn andere heruntergemacht werden, um selber besser dazustehen. In den Jahren nach der Wende wurde da viel kaputt gemacht. Das hatte auch mit Konkurrenz zu tun, auch in meinem Beruf. Da gab eine gewisse Neugier auf die „Neuen“, aber eben auch Ängste vor der Konkurrenz dieser Schauspieler*innen, von denen oft zu hören war, dass die ja schon sehr gut ausgebildet waren. Im Grunde ist das eine ähnliche Situation wie jetzt in den Pandemiezeiten, auch da gibt es wieder so einen unglaublichen Druck, von der Presse, von der Öffentlichkeit, den sozialen Medien, der Politik. Das scheint ein menschliches Problem zu sein.

Foto:
© Wild Bunch Germany 2021

Info:
DAS MÄDCHEN MIT DEN GOLDENEN HÄNDEN
von Katharina Marie Schubert, D 2021, 107 Min.
mit Corinna Harfouch, Birte Schnöink, Peter René Lüdicke, Jörg Schüttauf, Gabriela Maria Schmeide, Ulrike Krumbiegel
Drama / Start: 17.02.2022