Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 23. Januar 2014, Teil 1
Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) - Den Erfolgsroman ihres Landsmanns Jussi Adler-Olsen, „Erbarmen“, mit dem ersten ungelösten Fall für Sonderermittler Carl Mørck, haben die Dänen selbst verfilmt. Heraus kam eine aufregende und solide Umsetzung der finsteren Buchvorlage.
ERBARMEN
„Auf keinen Fall ein Däne!“, erklärte soeben Armin Veh, der Eintrachttrainer, zur Spielersuche für seinen angeschlagenen Verein. „Dänen lügen doch“, schrieb Die Fuldaer Zeitung vor einigen Monaten in der Besprechung des neuen Buchs, „Erwartung“, von Adler-Olsen mit dem fünften Fall für Carl Mørck: Die Dänen sind angeblich die glücklichsten Menschen der Welt, erleben aber, zumindest in ihren Kriminalromanen, eine düstere Realität.
Auch diese Verfilmung setzt die düstere Atmosphäre der Vorlage um. „Es gibt nichts zu lachen“, schnauzt der desillusionierte Kommissar seinen putzigen syrischen Assistenten Assad an: „Nein, er war nicht mehr der Alte, der erfahrene Kriminalbeamte, der für seine Arbeit brannte. Seine Augen drückten aus, was nie zu ihm gehört hatte: Gleichgültigkeit.“
Der Teaser zeigt als Vorgeschichte, wie bei einem, von Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) verantwortetem Polizeieinsatz, ein Kollege ums Leben kommt sowie ein weiterer schwer verletzt wird undseitdem querschnittgelähmt ist.
Nach einigen Monaten Krankschreibung nimmt Mørck seine Arbeit wieder auf und wird in den Keller des Polizeipräsidiums abgeschoben. Hier soll er mit dem syrischen Bürohelfer Assad (Fares Fares) als Sonderdezernat Q ungelöste Verbrechen bearbeiten. Niemand erwartet von dem seltsamen Team ernsthaft die Lösung dieser alten Kriminalfälle. Jedoch stur wie schon immer, überschreitet Mørck alle Anweisungen und Regeln, um den Fall einer vor fünf Jahren verschwundenen und für tot erklärten Politikerin zu lösen. Bei dem Herumstöbern in ihrer Vergangenheit, kommen überraschende Details ans Licht. Mørcks Hilfskraft Assad erweist sich dabei als ein sowohl überraschend intelligenter als auch lebenslustiger und humoriger Kriminalist; aber auch dessen Beteiligung an den Ermittlungen bringt dem Kommissar weiteren Ärger.
Im Gegensatz zu den Polizisten erfahren wir Zuschauer in der filmischen Parallelhandlung, genauso wie im Buch, dass Merete Lnyggaard (Sonja Richter) noch lebt und unter entsetzlichen Bedingungen in einer Druckkammer festgehalten wird. In der Rückblende zum Beginn ihrer Gefangenschaft, fleht die Gequälte vergebens: „Bitte habt Erbarmen.“ Daher der Buch- und Filmtitel.
Mehr soll hier nicht verraten werden, denn selbst wenn man den Krimi vor einigen Jahren gelesen hat, wird der Film durch seine Mittel - die Schauspieler, die Schnitte und Rückblenden, die Musik und das Licht - immer noch recht aufregend. Die Geschichte wird schnörkellos in blass-grauen Farben und, endlich mal wieder, in nicht länger als 97 Minuten erzählt. Trotz erheblicher Kürzungen von Nebenhandlungen und Randfiguren bringt der Film die Atmosphäre des Buches stimmig rüber. Und die gut gecasteten Hauptfiguren, Mørck und Assad, müssen genau so aussehen und handeln.
Sie sollen in unsere Kinos kommen, die Dänen, denn sie machen gute Filme, das weiß man ja nicht erst seit Lars von Trier. Mit dieser gelungenen Literaturadaption ist ihnen zwar kein Meisterwerk aber ein spannender und sehenswerter Film gelungen. Weitere Verfilmungen der Bücher Adler-Olsens sind bereits in Arbeit.
INFO:
„Erbarmen“ 2013, DK, 97 Minuten, Regie Mikkel Nørgaard mit Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Sonja Richter, ab 23. Januar 2014 im CineStar Fulda
Seit ihrem Erscheinen in Deutschland haben sich „Erbarmen“ und die bislang vier weiteren Romane der Reihe - „Schändung“, „Erlösung“, „Verachtung“ sowie der neueste Band „Erwartung“ - ca. 5 Millionen Mal verkauft. International sind die Thriller in 40 Ländern erschienen und haben 8 Millionen Leser begeistert. (Filmverleih)