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London (Weltexpresso) - Die historische Situation: Die irische Insel wurde 1921 geteilt. Sechs Grafschaften der Provinz Ulster wurden zu Nordirland und blieben Teil des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland. Der Rest der Insel wurde unabhängig und zur Republik Irland. 1967 gab es wachsende politische und innere Unruhen in Nordirland, bei denen es um die Rechte der katholischen Minderheit ging, die in Wohn- und Arbeitsangelegenheiten immer noch diskriminiert wurde. Im August 1969 brach in der nordirischen Hauptstadt Belfast die Gewalt aus. Viele Familien der Arbeiterklasse zogen – oft in Folge von Einschüchterungen – aus ihren Häusern aus und es kam zur größten Umsiedlung von Menschen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Der Norden Belfasts war dabei im Vergleich zu anderen Teilen des Landes besonders hart getroffen und der Konflikt kostete auch zahlreiche Zivilist*innen das Leben.
Unter einem Wandgemälde des legendären Belfaster Fußballspielers Danny Blanchflower, der Captain der Tottenham Hotspurs war (bis heute Branaghs Lieblingsteam!), sitzt der Regisseur Kenneth Branagh eines Tages am Set mit seinem Ensemble zusammen. Nachdem geklärt ist, wer mit welcher Fußballmannschaft mitfiebert, beantworten alle ein paar Fragen zu Themen, um die es in BELFAST geht. Hier sind einige ihrer durchaus überraschenden Antworten.
Was war der erste Film, den Sie im Kino gesehen haben?
Branagh: Ich erinnere mich sehr gut daran, wie ich damals Gesprengte Ketten auf einer Leinwand sah, deren Größe mich schwer beeindruckte. Das war ein unglaublich eindringliches Erlebnis. Solche Farben hatte ich noch nie gesehen, einen solchen Sound noch nie gehört. Ich kannte nichts in dieser Größenordnung. Es war, als würde ich eine ganz neue Welt betreten. Und natürlich erinnere ich mich vor allem daran, wie Steve McQueen versucht, auf
seinem Motorrad über einen Stacheldrahtzaun zu springen, während er von den Deutschen verfolgt wird. Das war einfach spektakulär.
Dench: Bambi! Wie könnte ich je den Moment vergessen, als seine Mutter getötet wurde. Das war fürchterlich und hätte mir um ein Haar die Freude am Kino für immer verdorben.
Hinds: Ich weiß noch genau, wie ich Zulu gesehen habe, im Capitol Cinema in Belfast (von dem nun auch eine Nachbildung im Film zu sehen ist). An den Horror und das Blut und das ganze Massaker erinnere ich mich noch gut. Mir ging es nicht sonderlich gut, als ich aus dem Film kam.
Balfe: Wir mussten zwei Orte weiter fahren, um zum nächsten Kino zu gelangen, deswegen war das immer etwas sehr Besonderes. An meinen ersten Film Charlie – Alle Hunde kommen in den Himmel erinnere ich mich noch genauso gut wie an die Zitronen-Erdbeer-Bonbons, die man in dem Kino kaufen konnte.
Doran: Genau wie Buddys Familie sind auch wir immer alle zusammen ins Kino gegangen. Mein Vater war ein großer Steve-Martin-Fan, und einer der ersten Filme, an die ich mich erinnere, war Vater der Braut. Der letzte Kinobesuch, den wir gemeinsam als Familie absolvierten, war dann später Ein Geschenk des Himmels – Vater der Braut 2.
Hill: Ich glaube, mein erster Kinobesuch war mit dem Kindergarten. Als ich vier Jahre alt war, haben wir alle zusammen Paddington gesehen. Aber ich habe auch immer zu Hause viele DVDs geguckt. Auf der großen Leinwand einen Film zu sehen, macht aber viel Spaß.
McAskie: Zusammen mit meinem Vater war ich in Cars im Kino und vollkommen begeistert. Mein Vater sagt bis heute, dass das sein Lieblingsfilm sei, dabei erinnere ich mich gut daran, dass er nach der Hälfte eingeschlafen ist.
McDonnell: An meinen ersten Film erinnere ich mich nicht mehr genau. Aber ich habe auf jeden Fall viele Disney-Filme geguckt, als ich klein war. Meine Lieblingsfilme waren Cinderella und Die Schöne und das Biest.
Was war Ihr Lieblingsspielzeug?
Balfe: Ich hatte einen Kermit den Frosch und einen Fozzie Bär, die ich beide immer in einem kleinen, rot-weißen Puppenwagen durch die Gegend geschoben habe.
Dornan: Mein Lieblingsspielzeug war eigentlich gar nicht mein eigenes. Mein Cousin hatte ein Dreirad, das ich unbedingt haben wollte. Irgendwann war er zum Glück zu groß für das Ding und es wurde mir vererbt. Ich war ausgesprochen glücklich!
Dench: Mein Vater baute mir ein Puppenhaus, das ich bis heute habe. Ich habe Stunden damit zugebracht, es immer wieder neu einzurichten und in Ordnung zu halten. Ich habe es geliebt!
Branagh: Für mich war das natürlich meine Sammlung von Matchbox-Autos, die ich von meinem Vater bekommen habe. Nun habe ich sie für den Film an Buddy weitergegeben.
Hinds: Bevor irgendwann Lego aufkam, spielten wir damals noch mit Meccano. Da ging es drum, Dinge aus Metallteilen zu bauen, die man miteinander verschrauben musste. Für kleine Kinderhände war das verdammt schwierig – und sah am Ende auch nie so aus wie auf den Abbildungen.
Was war das Schlimmste, was Sie als Kind angestellt haben?
Balfe: Ich war ein ziemlich freches und ungezogenes Kind. Als mein Bruder noch ein Baby war, habe ich ihn mal aus seinem Gitterbettchen gehoben und auf einem Stuhl balanciert, doch er fiel runter und stieß sich den Kopf. Zum Glück gab es keine bleibenden Schäden – und es gelang mir, meine Mutter davon zu überzeugen, dass ich ihn nur herausgehoben habe, damit er zu weinen aufhört.
Dench: Ich weiß noch, wie ich mal in einer Schulaufführung eine große Schnecke spielen sollte. Mein Vater hatte mir ein wunderbares Kostüm gemacht, und alles was ich tun musste, war in diesem Kostüm einmal über die Bühne zu kriechen, hochzugucken und wieder davonzukriechen. Aber als es dann so weit war, war ich fasziniert vom Anblick des Publikums und richtete mich mitten auf der Bühne auf, um alles besser sehen zu können. Ich habe heute noch im Ohr, wie die Schulleiterin zischte: runter mir dir, Judith! Kein Wunder, dass ich mich auch später in diesem Beruf immer wieder in Schwierigkeiten gebracht habe.
Hinds: Einige Schulfreunde und ich verkleideten uns mal mit Kostümen und Masken, wobei ich mein Kostüm von den irischen Volkstänzen trug, die ich damals machte. Wir schlichen uns in eine nahegelegene Mädchenschule und tobten dort lärmend durch die Gänge. Nur leider wurde ich erkannt, vom Schulleiter zur Rede gestellt und für zwei Wochen suspendiert.
Dornan: Wir rannten damals immer durch alle Gärten bei uns in der Straße. Heute ist mir klar, wie nervig das für die Leute gewesen sein muss. Aber damals hielten wir das für den größten Spaß überhaupt.
Branagh: Ich hatte mal vor, in einem Geschäft bei uns um die Ecke Süßigkeiten zu klauen. Doch schon beim ersten Anzeichen von Problemen bin ich ohne Beute abgehauen. Es war ein Desaster, und wie nun auch im Film zu sehen ist, bekam ich sogar Besuch von der Polizei, was mich für immer davon abhielt, auch nur ein weiteres Mal an eine solche Straftat zu denken. Meine Mutter machte mir mehr als deutlich, was sie von meinem Verhalten hielt, also kam so
etwas auch nie wieder vor.
Foto:
©Verleih
Info:
Belfast (Großbritannien 2022)
Originaltitel: Belfast
Genre: Drama
Filmlänge: 99 Min.
Drehbuch und Regie: Kenneth Branagh
Darsteller: Jude Hill, Caitriona Balfe, Jamie Dornan, Ciarán Hinds, Judi Dench, Lewis McAskie, Colin Morgan, Lara McDonnell, John Sessions u.a.
Verleih: Universal Pictures International Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 24.02.2022
Abdruck aus dem Presseheft