5386111Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. März 2022, Teil 3

Hanswerner Kruse

Berlin (Weltexpresso) - "Ich werde niemandes Haustier werden“, echauffiert sich die betörende Roxane (Haley Bennett), bevor sie der reiche Edelmann de Guiche zum Theaterbesuch abholt. Er hat sein Herz an sie verloren, doch obwohl ihre Familie dringend Geld benötigt, will sie ihn nicht heiraten.

Im Schauspiel tanzen als Schafe Verkleidete ein Ballett, das Publikum besingt die Liebe, doch als Roxane unter den Zuschauern Christian (Kelvin Harrison) erblickt, ist es um sie geschehen. Aus der fernen Loge verliebt sie sich spontan in ihn. Die Vorstellung wird abgebrochen, als ein Mann auf die Bühne springt und den Akteur als „Schmierenkomödianten“ beschimpft: „Ihr entehrt diesen Ort!“ Es ist Cyrano (Peter Dinklage), ein kleinwüchsiger Poet und starker Degenkämpfer, der die Zuschauer durch seinen Auftritt begeistert.

Seit langem kennt und liebt dieser Mann heimlich Roxane, doch aufgrund seiner Statur traut er sich nicht, der Schönen seine Liebe zu gestehen. „Mein Schicksal ist es, sie aus der Ferne zu lieben“, singt er. Am nächsten Tag bittet sie überraschend gerade ihn, der aufgrund seiner Fechtkunst beim Militär eine hohe Stellung einnimmt, sich für für den neuen farbigen Kadetten Christian einzusetzen. Der ist zwar ein gut aussehender Mann, jedoch von schlichtem Gemüt. Deshalb dichtet Cyrano für ihn sogar die leidenschaftlich-poetischen Briefe, die Roxane sich von Christian wünscht: „Ihr entfaltet mein Verlangen nur wenn ihr es schreibt.“ Wir sehen ein Traumbild: durch Roxanes Zimmer flattern mehr und mehr Briefe, in eine Gardine gehüllt schwebt sie dazwischen.

Als sie sich eines Abends überraschend mit Christian trauen lässt, schickt der abgewiesene de Guiche, als neuer Oberst der Gardetruppen, ihn und sein ganzes Bataillon noch in der Hochzeitsnacht auf das Schlachtfeld. Bekanntlich wird Christian im Kampf getötet und Cyrano verwundet. Doch der hält nicht sein Versprechen an den Sterbenden, nun Roxane seine eigene Liebe zu gestehen.

Gut dreißig Jahre nach dem gefeierten Film mit Gerard Depardieu kommt jetzt das Remake in die Kinos. Doch statt der langen Nase, die seinen Cyrano so schüchtern machte, ist der Held nun ein aufregender, wilder Kleinwüchsiger, sein Gegenspieler ein attraktiver Schwarzer. Damit bekommt die Geschichte, die mit unterschiedlichen Versionen bereits in Theaterstücken, Opern, Musicals und Filmen erzählt wurde, tatsächlich eine neue zeitgenössische Interpretation.

Der Streifen des Regisseurs Joe Wright ist auch ein Kostüm- und Degendrama mit rasanter Handlung und beeindruckenden Massenszenen. Doch ansonsten sind die meisten Filmbilder von großer ästhetischer Brillanz, fast jede, häufig längere Kameraeinstellung ist ein komponiertes Kunstwerk. Der Film bekommt dadurch bereits per se eine opernartige Künstlichkeit. Die wird durch die vielen Gesänge über Liebe, Leid, Tod oder Sehnsucht und die seriellen Ballettszenen - mit tanzenden Bäckern oder Fechtenden - noch verstärkt. Zu Recht erhielt das sehenswerte Musical-Drama und der Hauptdarsteller Peter Dinklage bisher viele Nominierungen für internationale Preise.


Foto:
Cyrano (Peter Dinklage) und Roxane (Haley Bennett) © Universal Pictures International Germany GmbH

Info:
STAB
Regie JOE WRIGHT
Drehbuch ERICA SCHMIDT
Vorlage „Cyrano de Bergerac“ von EDMOND ROSTAND
sowie das Bühnenmusical von ERICA SCHMIDT

BESETZUNG
Rolle                   Schauspieler                   Synchronstimme
Cyrano.              PETER DINKLAGE          Claus-Peter Damitz
Roxanne            HALEY BENNETT            Muriel Bielenberg
Christian            KELVIN HARRISON         JR. Tobias Schmidt
De Guiche         BEN MENDELSOHN        Oliver Siebeck

GB 2021,
124 Minuten,
FSK ab 12 Jahre,
Filmstart 3. März 2022