Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 30. Januar 2014, Teil 1

 

Hanswerner Kruse

 

Berlin (Weltexpresso) - „Er war ein Freiheitskämpfer“, sagte nach dem Tod Nelson Mandelas ein kleines schwarzes Mädchen in Südafrika zur deutschen ‚Tagesschau’. Liebe, Kampf, Kerker, Versöhnung - das Leben dieses Mannes war wie großes Kino. Sein Freund und Filmproduzent Anant Singh sowie Regisseur Justin Chadwick machten daraus großes Kino.

 

 

MANDELA. Der lange Weg zur Freiheit

 

Man weiß ja, wie die Geschichte im Land des Rassenwahns ausging, Madiba, wie ihn alle nannten, starb vor kurzem hoch verehrt mit 95 Jahren. Dennoch ist der bildgewaltige Film sehr spannend, der auf seiner im Knast geschriebenen, für das Kino stark gekürzten Autobiografie basiert.

 

Streiflichtartig skizziert der Film „Mandela“, mit großen Zeitsprüngen und jeweils wenigen, exemplarischen Szenen, die Geschichte dieses Mannes, der fast in jedem Filmbild präsent ist: Seine Initiation im Stamm der Xhosa, Jurastudium, erste Erfahrungen als Anwalt mit der rassistischen Diktatur der Weißen. Mandela könnte ein halbwegs gutes Leben in der schwarzen Mittelschicht führen. Jedoch wird er durch eigene und demütigende Erfahrungen seiner Klienten radikalisiert und schließt sich dem African National Congress (ANC), der gewaltlosen Widerstandsbewegung der Schwarzen an.

 

Ende der 40er Jahre werden die brutalen Rassengesetze noch verschärft, Madiba wird zum charismatischen ANC-Führer und zerrissen zwischen dem politischen Kampf und der Familie. „Ich tue es für uns alle“, sagt er seiner Frau. Die verlässt ihn mit den Kindern, auch aufgrund seiner wilden Sexaffären, die nur angedeutet werden. Er begegnet Winnie (Naomie Harris), seiner großen Liebe, die ebenfalls im ANC engagiert ist. Anfang der 60er Jahre kommt es zu einem Massaker an schwarzen Demonstranten, daraufhin gibt der ANC seinen Pazifismus auf und wehrt sich gewaltsam gegen die herrschenden Weißen. Mandela, „Staatsfeind Nr. 1“, und weitere „Terroristen“ verüben Sabotageakte, werden verhaftet und nach einem Schauprozess für nahezu drei Jahrzehnte eingekerkert.

 

Winnie und Madiba mit gereckten Fäusten nach seiner Freilassung, sein Tanz zur gewonnenen Präsidentenwahl, seine großen Reden vor Gericht oder im TV: Bilder, die jetzt immer wieder in der aktuellen Berichterstattung auftauchten, ohne die auch der Film nicht auskommt, waren schon lange zu Ikonen geworden. Genau das war das Problem der Filmemacher, die Mandela nicht als Heiligen zeigen, ihm nicht in erstarrter Ehrfurcht begegnen wollten.

 

Ihr Werk ist der „offizielle“ Mandela-Film, weil der seinem Freund Singh die Rechte der Verfilmung übertrug. Auch wenn der Film international gecastet und gedreht wurde, „ist dies ist eine afrikanische Geschichte!“, so Madiba selbst. Singh und Chadwick wollten keine Dokumentation, sondern zuallererst „eine gute Geschichte erzählen“ und „ein echtes Kinoerlebnis“ schaffen. Die Gradwanderung zwischen Authentizität und großem Kino ist ihnen eindringlich gelungen. Vor allem ist daran der ungemein präsente Idris Elba beteiligt. Der 40-Jährige spielt überzeugend mehr als fünfzig Lebensjahre Mandelas - von seinem 23. bis zum 76. Lebensjahr.

 

Der Film ist nicht politisch überfrachtet sondern ein aufregendes Polit- und Liebesdrama mit etwas Action ohne überwältigende Gewaltszenen. Als eindrucksvolle Hommage vertieft er das aktuelle Interesse an Mandela, macht aber auch Lust auf die Lektüre seiner Autobiografie.

 

INFO:

Mandela - der lange Weg zur Freiheit“, Regie Justin Chadwick, USA 2013, 152 Minuten mit Idris Elba, Naomie Harris, Tony Kgoroge, Riaad Moosa, Filmstart 30. Januar 2014

 

Nelson Mandela, „Der lange Weg zur Freiheit“, Biografie, Fischer-Verlag, Taschenbuch 13,95 €