Bildschirmfoto 2022 03 24 um 09.39.49Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. März 2022,  Teil 2

Redaktion

New York (Weltexpresso) - Während sich nach und nach Johnnys enge Beziehung zu Jesse entwickelt, werden in seinen Interviews gewaltige Fragen aufgeworfen im Blick darauf, was das Leben noch für uns bereithält: Wie wird die Natur aussehen? Wie werden wir uns selbst verändern? Werden dieFamilien noch dieselben sein? Was wird uns bleiben und was werden wir vergessen? Die oft bemerkenswerten und erstaunlichen Antworten, die er darauf von jungen Menschen bekommt, werden zu einer Art Film im Film, eingebettet in die Geschichte von Johnny und Jesse.

Dieses Konzept hatte Mills von Anfang an im Kopf. „Ich wusste, dass ich umgestellte Momente mit echten Kindern und Jugendlichen wollte. Es war mir wichtig, das dokumentarische Material nicht nur dazu zu verwenden, die Geschichte von Johnny und Jesse zu erzählen. Der Film sollte aus sich selbst heraus leben und diesen erstaunlichen Menschen, die wir getroffen haben, eine Stimme geben.“

Zunächst plante Mills die Route des Films: von Los Angeles nach New York, dann hinauf nach Detroit und hinunter nach New Orleans. „Mir gefiel, dass diese Städte im Osten, Westen, Norden und Süden liegen“, gibt er zu Protokoll. „Und es gibt Gründe für jede Stadt. In New York haben wir mit Kindern von Einwanderern gesprochen, weil so viele Generationen auf der Suche nach einem neuen Leben nach New York kamen. Detroit ist die Stadt der Autoindustrie, die einst die amerikanische Zukunft darstellte; eine Zukunft, die schließlich viel früher zu Ende ging als erwartet. Und New Orleans lebt in dem Wissen, dass einige Stadtteile noch zu unseren Lebzeiten unter Wasser stehen werden. Ein Ort mit einer ebenso wunderschönen wie erschütternden Geschichte.“

Um die passenden Interviewpartner:innen zu finden, fand die Produzentin (und Radiojournalistin) Kaari Pitkin die Unterstützung von drei Schulleitern außergewöhnlicher öffentlicher Schulen in diesen Städten: MS 131 (auch bekannt als Dr. Sun Yat Sen Middle School) in der Hester Street in New York, die Boggs School in Detroit und die Homer Plessy Community School in New Orleans, eine progressive Grund- und Mittelschule im French Quarter.

„Eines der Dinge, die ich als Vater gelernt habe“, so Mills, „ist die Wichtigkeit von Lehrerinnen und Lehrern.“ Deswegen war es ihm wichtig, im Film Schulen vorzustellen, die sich für Wandel und Veränderung in ihrer jeweiligen Gemeinschaft einsetzen. Die Kinder selbst waren dabei oft eine Offenbarung. „Viele der Kinder, die man hier sieht, haben eine schwere Zeit hinter sich“, sagt der Regisseur, „und es hat uns sehr bewegt, wie sehr sie bereit waren, sich zu öffnen.“

Molly Webster zählt Themen auf, die oft im Vordergrund standen: Klimawandel, Gemeinschaft, Umwelt. „Aber am interessantesten war es zu sehen, wie widerständig, aber auch engagiert diese Kinder die Welt betrachten. Wenn man ihre Sorgen bezüglich der Zukunft hört, spürt man geradezu die Pflicht, dafür zu sorgen, dass alles gut wird“, sagt sie.

Die Kinder reagierten unterschiedlich auf Phoenix als ihren Interviewer. Einige wussten nicht, dass er ein Filmstar ist, während andere sofort sagten: „Oh, du bist der Joker.“ Aber Mills sagt: „Joaquin schafft es immer wieder eine Stimmung herzustellen, in der man vergisst, dass er ein Star ist, und es nur noch um ein echtes Gespräch geht.“

Mills gefiel auch das Zusammenspiel der Interviews mit den verschiedenen Kommunikationskanälen und -methoden, die Johnny, Viv und Jesse nutzen – vom Telefon bis zur SMS, vom Flüstern bis zum Schreien, vom Vortäuschen bis zum Geständnis. „Was mich oft am meisten interessiert, sind Menschen, die versuchen, anderen Menschen zu sagen, wer sie wirklich sind“, sagt er, „und die Interviews eröffnen eine weitere Ebene der Kommunikation.“

In New Orleans war eines der interviewten Kinder, die am Film mitwirkten, der neunjährige Devante Bryant, der nach den Dreharbeiten im Sommer 2020 auf tragische Weise bei einer Schießerei von einem Irrläufer tödlich getroffen wurde, während er an einer Straßenecke im 7. Bezirk saß. Mills hat COME ON, COME ON ihm gewidmet. „Devante war ein superschlaues, starkes, witziges und mutiges Kind. Sein Verlust ist eine fürchterliche Tragödie für die NOLA-
Gemeinschaft, die uns so herzlich aufgenommen hat. Die ganze Sache war entsetzlich traurig, und wir hatten das Gefühl, dass wir irgendwie seine Anwesenheit und seinen Tod würdigen müssen.“

Foto:
©Verleih

Info:
DREHBUCH & REGIE
Mike Mills

Darsteller
JOHNNY   Joaquin Phoenix
VIV             Gaby Hoffmann
JESSE        Woody Norman
PAUL          Scoot Mcnairy

Abdruck aus dem Presseheft