Bohemian Rhapsody TV1Tagestipp für Sonntag, 3. April 2022 bei SAT.1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - 13. Juli 1985: Die Musiker von Queen bereiten sich auf ihren Auftritt beim "Live Aid" Festival im Londoner Wembley Stadion vor, dem weltweiten Benefiz-Event gegen die Hungersnot in Äthiopien, angeregt unter anderem von Bob Geldorf.

Rückblick auf den Start der Band und die letzten 15 Jahre ihrer Zusammenarbeit: Bereits 1968 gründen Gitarrist Brian May (Gwilym Lee) und Schlagzeuger Roger Taylor (Ben Hardy) die Band Smile mit Tim Staffell als Leadsänger. Als dieser nach einem Konzert aussteigt, steht plötzlich ein junger Mann vor ihnen, der sich als Sänger anbietet: Farrokh Bulsara (Rami Malek), der später seinen Namen in Freddie Mercury umbenennen wird. Sie nennen ihre neue Band Queen. Im Februar 1971 stößt noch Bassist John Deacon (Joseph Mazzello) zu den Musikern. Innerhalb der nächsten zwei Jahre proben sie unermüdlich und geben bereits erste Konzerte, während alle nebenbei noch studieren oder arbeiten.

Schnell feiern die vier Männer erste Erfolge und produzieren bald einen Hit nach dem anderen. Sie haben seit 1975 mit John Reid (Aidan Gillen) ihren ersten Manager, der zu dieser Zeit auch Elton John managed und der Paul Prenter (Allen Leech) als Queens persönlichen Manager mitbringt. Jim Beach (Tom Hollander) wird als Rechtsberater eingestellt. Nachdem sich Queen 1978 von John Reid getrennt hat, übernimmt Beach auch die Rolle des Managers der Band. Die Musiker setzen sich mit ihren Ideen auch gegen den EMI Executive Ray Foster (Mike Myers) durch und produzieren mit Bohemian Rhapsody einen Titel der mit 6 Minuten doppelt so lang ist wie es damals üblich war. Foster meint, dass so lange Musikstücke nicht im Radio gesendet würden. Der Song wurde trotzdem ein Riesenhit.

Während Freddie Mercury zu Beginn seiner Karriere noch mit der Verkäuferin Mary Austin (Lucy Boynton) zusammenlebt, entdeckt er auch unter dem Einfluss von Paul Prenter seine Homosexualität, die er aber niemals öffentlich macht. Während dieser Zeit gerät sein Lebensstil außer Kontrolle. Er wendet sich unerwartet von Queen ab, um seine Solokarriere u.a. in München voran zu treiben. Doch Mercury muss bald erkennen, dass er zwar weiterhin die Musik seiner Wahl machen kann, dass ihm aber die kritischen Kommentare seiner ehemaligen Bandkollegen fehlen.

Zur gleichen Zeit erhält Freddie auch die Diagnose, dass er an AIDS erkrankt ist; damit gehörte Mercury zu den frühen Erkrankungsfällen. Er versucht sein Leben neu zu organisieren und nimmt wieder Kontakt zu dem schwulen Jim Hutton (Aaron McCusker) auf, den er vor ein paar Jahren kennengelernt hat und der sein letzter Lebensgefährte werden wird. Auch versucht er mit Hilfe von Jim Beach die Bandmitglieder noch einmal zusammenzutrommeln. Er möchte mit der Band beim Live Aid Konzert auftreten.

Queen wird auf dem Live Aid Festival Geschichte schreiben. Mit ihrer 20minütigen atemberaubenden Performance im Wembley Stadion in London auf dem gigantischen Benefiz-Event wird die Band allen anderen Gruppen die Show stehlen. Dieser Auftritt gilt als Queens größte Live-Performance, schätzungsweise 1,9 Milliarden Zuschauer in 150 Ländern haben die Live-Übertragung verfolgt.


Bohemian Rhapsody TV2Der Film "Bohemian Rhapsody" hat eine recht lange Entwicklungszeit, in der nicht nur der Darsteller der Hauptrolle, sondern auch die Regisseure gewechselt haben, z.B. war zuerst Sacha Baron Cohen als Freddie Mercury vorgesehen, letztendlich übernahm Rami Malek die Rolle. Als Regisseur wurde Bryan Singer verpflichtet. Allerdings gab es am Ende der Produktion den Gerüchten nach einige Unstimmigkeiten auch zwischen Rami Malek und dem Regisseur, so dass Dexter Fletcher dem Film wohl den letzten Schliff verpasst hat, der im Jahr darauf mit "Rocketman" eine Filmbiografie über Elton John gedreht hat.

Die beiden heute noch aktiven Queen Mitglieder, Brian May und Roger Taylor, waren an der Produktion beteiligt. Dies merkt man, denn es gab das eine oder andere Mal sicher größeren Ärger zwischen den Bandmitgliedern als im Film gezeigt wurde.

Auch wurden durch die Mitarbeit von May und Taylor einige Zeitabschnitte intensiver verfilmt, während andere doch etwas kursorisch abgehandelt wurden. Dies gilt ganz sicher für Mercurys Münchner Jahre von 1979 - 1985. Denn sein dortiger Freund Winnie Kirchberger tritt im Film überhaupt nicht auf. Auch andere Liebhaber - außer Jim Hutton - werden im Film nicht namentlich genannt.

Dagegen wurde Mercurys Verhältnis zu Mary Austin relativ ausführlich behandelt und es wurde deutlich, dass sie auch nach der Trennung nicht nur die wichtigste Bezugsperson für ihn war, sondern auch weiterhin ganz in seiner Nähe gelebt hat (Austin hat auch nach Mercurys Tod den Großteil seines Erbes erhalten). Der Film macht aber auch deutlich, dass Freddie inzwischen allein mit ein paar Katzen in seinem Haus lebte und dabei ausgesprochen unglücklich war, auch wenn er regelmäßig rauschende Feste gefeiert hat.

Rami Malek ist als Freddie Mercury verständlicherweise die Hauptfigur des Films. Es gibt wohl kaum eine Szene, in der Freddie nicht zu sehen ist. Malek spielt die Rolle des Frontmannes von Queen hervorragend, manchmal übertreibt er dann doch etwas mit den Manierismen des Sängers, obwohl Mercury ganz sicher - vor allem auf der Bühne - kurz gesagt eine Rampensau war, aber er war vermutlich auch persönlich ein exaltierter Mensch.

Dabei spielt Rami Malek Freddie Mercury absolut glaubhaft. Für seine grandiose Darstellung wurde er 2019 sowohl bei den Golden Globes als auch bei der Oscar-Verleihung als "Bester Darsteller" ausgezeichnet. Der Film gewann bei den Academy Awards noch drei weitere Auszeichnungen im technischen Bereich und wurde außerdem als "Bester Film" nominiert - verlor aber gegen "Green Book".

Außer den Darstellern der Bandmitgliedern Gwilym Lee, Ben Hardy, Joseph Mazzello sind in weiteren Nebenrollen einige bekannte Schauspieler zu sehen, wie Tom Hollander, Aidan Gillen, Allen Leech und völlig unkenntlich Mike Myers als Ray Foster.

Zentrum des Films ist aber ganz sicher die Musik von Queen, denn Rami Malek, Gwilym Lee, Ben Hardy und Joseph Mazzello singen und spielen nicht selbst. Dies gilt auch für die Studio- und Probeaufnahmen, in denen neben der Originalstimme von Freddie Mercury auch die von Marc Martel, einem Freddie-Mercury-Imitator, verwendet wurde. Soweit möglich wurden allerdings die Originalsongs von Queen verwendet, die meisten wurden nochmals neu bearbeitet. Dabei sind die Lieder, die beim Live Aid gespielt wurden, sicher eine beeindruckende Zusammenfassung von Queens innovativer Musik.

Bohemian Rhapsody TV3Insgesamt ist "Bohemian Rhapsody" ein spannender Film über einen der größten Musiker der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Er wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet, da das Biopic in die Liga der großen Musikfilme und Künstlerporträts gehört. Der Film ist nicht nur für Queen Fans oder Liebhaber von Musikfilmen, sondern eigentlich für alle auch im Fernsehen unbedingt sehenswert.

Foto 1: Freddie Mercury (Rami Malek) © Twentieth Century Fox Film Corporation / SAT.1
Foto 2: v.l.n.r.: Jim Beach (Tom Hollander), Roger Taylor (Ben Hardy), John Deacon (Joseph Mazzello), Brian May (Gwilym Lee) und John Reid (Aidan Gillen) © Twentieth Century Fox Film Corporation / SAT.1
Foto 3: Freddie Mercury (Rami Malek) und Mary Austin (Lucy Boynton) © Twentieth Century Fox Germany

Info:
Bohemian Rhapsody (USA, Großbritannien 2018)
Originaltitel: Bohemian Rhapsody
Genre: Biografie, Musikfilm, Drama
Filmlänge: ca. 143 Minuten
Regie: Bryan Singer und Dexter Fletcher
Drehbuch: Anthony McCarten
Darsteller: Rami Malek, Gwilym Lee, Ben Hardy, Joseph Mazzello, Lucy Boynton, Aaron McCusker, Tom Hollander, Aidan Gillen, Allen Leech, Mike Myers u.a.
FSK: ab 6 Jahren
"Bohemian Rhapsody" wird am So. 03.04.2022 um 20:15 Uhr bei SAT.1 gezeigt und am Mo. 04.04.2022 um 02:30 Uhr wiederholt.