Bildschirmfoto 2022 04 02 um 08.37.23Frankfurt und Hessen Premiere im CINEMA. Premieren in Frankfurt 2/2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eigentlich wissen wir es doch alle seit langem, welch wichtigen Einfluß auf unser persönliches Empfinden, aber auch tatsächliches körperliches Wohlergehen unsere Ernährung hat. Das fand ich das Stärkste an diesem, unterhaltsam an Einzelschicksalen dahinperlenden Überlebenskonzeptfilm, daß wir es eigentlich wissen, aber...

Hauptperson ist die Filmemacherin Yasmin C. Rams aus Darmstadt selbst, die, wie man dem „C.“ anmerkt, familiär auch in Los Angeles zu Hause ist, weshalb die USA viele Protagonisten beisteuert, aber eigentlich die ganze Welt. Denn es geht der seit ihrer Kindheit an Epilepsie leidenden Filmemacherin darum, ob es nicht doch irgendwo auf der Welt alternativ zur herkömmlichen Behandlungen mit Medizin, Medizin, Medizin, also Pillen, Pillen, Pillen – ihr an Parkinson leidender Vater und sie nehmen täglich zusammen 12 davon ein – alternative Behandlungsmethoden für ihre Krankheit zu finden sind.

„Mit ihrer Kamera ausgestattet, sucht sie Heilpraktiker und Heilpraktikerinnen auf – von traditioneller chinesischer Medizin und medizinischem Marihuana bis hin zu Ayahuasca – fest entschlossen, ihr Schicksal in ihre eigene Hand zu nehmen... Oder begibt sie sich dabei nur in die Hände von „Quacksalber*innen“, die alles nur noch schlimmer machen werden?“, fragt sie sich.

Diese Menschen lernen wir im Film kennen, der am 21. April in die Kinos kommt und dann ‚richtig‘ besprochen wird.

Heute wollen wir uns auf das Filmgespräch konzentrieren, das im Anschluß lebhaft, wißbegierig, beipflichtend ablief, wobei Yasmin C. Rams ständig beklatscht wurde, die zum Schluß ihr gesamtes Team nach vorne holte, von denen einzelne dann auch von ihrer besonderen Arbeit am Film erzählten, darunter auch zwei der Heilexperten, die im Film vorkommen und in Wiesbaden und Mainz ihre Praxen haben.

Die Moderatorin fragte als Erstes nach der neuen Erfahrung, gleichzeitig vor und hinter der Kamera zu stehen, wenn man zur Hauptfigur des selbst konzipierten und durchgeführten Filmprojekts wird. Ja, das sei schon was, das Sich-Nackisch-Machen vor der Kamera, insgesamt ein Bündel an Erfahrungen, zu denen sie aber für sich eindeutig sagen kann, daß sie lieber hinter der Kamera steht. Im Umgang mit ihrem Team konnte man dann auch miterleben, wie sie sich sowohl meinungsführend wie auch die anderen respektierend verhält. Die gute Atmosphäre untereinander war einfach spürbar.

Eine weitere Fragerunde galt den kranken Protagonisten des Films, ganz einfach: wie hat sie diese besonderen Menschen gefunden, die sich dann auch noch filmen und befragen lassen, denn es sind teils sehr intime Einblicke in gefährdetes Leben. Da kam, motiviert vom Publikum, als erstes ihr Vater ins Spiel. Dieser putzmuntere, erst recht meinungsstarke Vater, der die Quacksalbereien dieser Alternativmediziner verlacht, hat Parkinson, was ihn überhaupt nicht hindert, deutliche Worte zu finden, auch wenn ihm dann das Essen, das die Tochter mit zur Schulmedizin alternativem Wissen kocht,

dann doch sogar schmeckt. Er ist im Film der notwendige Kontrapunkt, damit man immer Herkömmliches gegenüber neuen Ansätzen zu verstehen lernt. Und ein Mensch, der selbstbewußt seine Meinung äußert, ohne nach rechts und links zu schauen, wie man ankommt, wird heute schon beklatscht, so mußte ich die Reaktion des Publikums auf den Publikumsliebling Vater einfach deuten.

Aber tatsächlich hat sie die meisten ihrer an schlimmen, auch unheilbaren Krankheiten leidenden Personen im Film über das Internet gefunden, nachdem sie erst einmal persönliche Freunde und Freundinnen wie Hillary befragt hatte. Diese spielt eine große Rolle, weil sie radikal mit einer zuckerlosen und sonstigen strengen Diät verbunden mit Yoga ihre Krankheit zur Nebensache im Leben machen konnte. So sprach die Filmemacherin im Detail über einzelne Protagonisten im Film – und auch über Corona. Nämlich welchen Strich durch die Rechnung ihr die Pandemie gemacht habe, weil sie die interessanten Aufnahmen aus Kolumbien nachjustieren wollte, aber keine Flüge möglich waren.

Man kann gar nicht alle Fragen aus dem Publikum hier weitertragen, aber die Antwort der Cutterin auf ihre Erfahrungen bei diesem Film waren interessant. Sie hatte als besondere Aufgabe empfunden, wie sie einerseits die Familie der Filmemacherin und diese dann selbst in den Film einbauen sollte. Denn grundsätzlich gilt ihr für das Schneiden von Filmen: „80 Prozent Psychologie, 20 Handwerk!“

Mehr ab dem 21. April.

P.S.

Zur Filmemacherin bekamen wir noch folgende Informationen:

Ihre Epilepsie hielt Regisseurin Yasmin C. Rams nicht davon ab, die Welt zu bereisen und sich künstlerisch zu verwirklichen. So arbeitete sie bereits an einer Filmschule in Myanmar und lebte und filmte insgesamt zwei Jahre in Südostasien, u.a. im Kriegsgebiet an der Grenze zwischen Myanmar und Thailand. Anschließend gründete Yasmin C. Rams in Darmstadt die Produktionsfirma Perennial Lens mit Zweitbüro in Los Angeles und agiert als Jurorin und Kuratorin für internationale Filmfestivals.

Fotos:
©
Redaktion

Info:
Buch & Regie
Yasmin C. Rams
Kamera und Bildgestaltung
Vita Spieß

FSK 6
Laufzeit. 105 Min.
Produktionsjahr. 2021
Produktionsland 
Deutschland
Sprache Deutsch, Englisch, Spanisch, Mandarin

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