Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. April 2022, Teil 7
Corinne Elsesser
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der Titel "Tout s’est bien passé" erschließt sich erst am Ende des Films, wenn der erwartete Anruf aus Zürich kommt und die Stimme von Hanna Schygulla versichert, alles sei gutgegangen. Auch in seinem neuen Film beweist François Ozon ein feines Gespür für Schauspielerinnen, die er präzise und genau passend für Rollen einsetzt, die etwas Grenzüberschreitendes haben.
2016 war es Paula Beer, die in ihrer Liebe zu ihrem gefallenen Verlobten "Frantz" auf Pierre Niney als dessen Kriegskameraden trifft, zu dem sie eine unklar definierte Beziehung entwickelt. Und nun ist es mit Hanna Schygulla, die inzwischen in Paris lebende Grande Dame der Fassbinderfilme, die gealtert als rätselhafte Sterbehelferin auftritt, um dem berühmten Kunstsammler André Bernheim (André Dussolier) zur Seite zu stehen. Emmanuèle (Sophie Marceau) hat dem Wunsch ihres Vaters nachzukommen, der von einem Schlaganfall schwer getroffen die Absicht hegt, aus dem Leben auszusteigen. Sie ist die ältere von zwei Töchtern, Schriftstellerin, verheiratet und ganz und gar nicht eine Verfechterin assistierten Sterbens. Doch der Vater lässt nicht locker. So lädiert er auch in seinem Krankenbett daliegt, vergisst er keine Minute, seine Tochter mit seinem Anliegen unter Druck zu setzen. So wird Emmanuèle zur Komplizin bei einem in Frankreich verbotenen Unterfangen, für das einzig die Schweiz einen gewissen Ausweg bietet.
Nach "Grace à Dieu" (Gelobt sei Gott) widmet sich François Ozon wieder einem weithin tabuisierten Thema, der Sterbehilfe. Das Drehbuch basiert auf den autobiographischen Aufzeichnungen von Emmanuèle Bernheim und ist ähnlich dokumentarisch aufgebaut.
André Dussolier spielt den schwerkranken Vater eindrucksvoll bis in die feinsten Nuancen einer kaum merkbaren Besserung seines Zustandes. Neben ihm verkörpert Sophie Marceau die Tochter als entschieden lebensbejahende Frau, die nun zwischen dem Vater und der sich zurückgesetzt fühlenden Schwester (Géraldine Pailhas) vermitteln und gleichzeitig all die letzten Dinge erledigen muss.
André Bernheim ist längst geschieden von der Bildhauerin Claude de Soria, die ihn, selbst schon sehr gebrechlich, nur einmal kurz am Krankenbett besucht. Charlotte Rampling fasziniert in der Rolle einer kultivierten Französin, sodass wir uns fragen, warum sie im französischen Film nicht viel präsenter ist. Nach der Ehescheidung hat sich Bernheim dem anderen Ufer zugewandt und sein Freund wird so gar nicht geliebt von den beiden Töchtern, die ihn verächtlich "Große Merde" nennen. Möglicherweise war er es sogar, der ihr Vorhaben im letzten Moment zu unterlaufen versucht hat. Nach den vielen Formalitäten, die immer wieder besprochen werden und im Film zu einigen Längen führen, und einem letzten Abendessen, an dem der Vater vielleicht doch noch umgestimmt werden könnte , läuft alles unerbittlich auf den Transport in Richtung Schweiz hinaus. Hier gewinnt der Film an Fahrt und die beiden Schwestern ziehen wieder an einem Strang, überwacht von der strengen, nicht eigentlich Gutes verheißenden "Schweizer Dame". Hanna Schygulla ist für diese Rolle wie geschaffen, rätselhaft, hintergründig wie einst in ihrer großen Zeit mit Rainer Werner Fassbinder.
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Info:
STAB
Regie & Drehbuch François Ozon
Produktion. Éric und Nicolas Altmayer
Kamera Hichame Alaouie
BESETZUNG
Emmanuèle Sophie Marceau
André. André Dussollier
Pascale Géraldine Pailhas
Claude Charlotte Rampling
Serge Éric Caravaca
Schweizer Dame Hanna Schygulla
Gérard Grégory Gadebois
Robert Jacques Nolot
Simone Judith Magre
Captain Petersen Natalie Richard